An diesem Donnerstag endet die vierzehntägige Quarantäne für die Mannschaft des 1. FC Nürnberg, die durch die COVID-19-Infizierung Fabian Nürnbergers nötig geworden war. Mannschaftstraining steht zwar noch nicht auf dem Programm, mehr als zuletzt können die Spieler aber natürlich machen. "Mein erster Weg wird mich in den Wald führen. Ich gehe laufen und werde es genießen", sagte Enrico Valentini am Donnerstagnachmittag in einer Skype-Medienrunde.
Der Deutsch-Italiener könnte ob der aktuellen Situation lamentieren, sieht diese jedoch wohltuend realistisch und optimistisch. Es entwickelt sich ein Gespräch, indem es über Fußball eher am Rande geht. Valentini gibt ehrlich zu, dass er in der Quarantäne Glück im Unglück hat. Ein Häuschen mit Garten, Frau und Sohn gegen die Langeweile sowie Eltern als Gastronome, die kulinarisch zuliefern. "Der Tagesablauf ist komplett anders wie normal. Es wird einem aber auch bewusst, wie gut man es hat." Die Gedanken wandern automatisch in die Heimat Italien, wo das eigene Dorf zwar bislang praktisch nicht betroffen sei, viele andere Regionen aber sehr wohl. "Es belastet schon sehr, wenn man italienische Nachrichten schaut, das ist beklemmend."
Valentini: "Ich überlege, wie ich helfen kann"
Valentini reflektiert, weil er Erfahrungen abseits des Profifußballs in seinem Umfeld kennt. Die Eltern betreiben eine Vinothek unweit des FCN-Vereinsgeländes. "Es geht noch. Meine Eltern haben keine Angestellten und sind gut abgesichert", erzählt der 31-Jährige, wohl wissend, dass es in dieser Branche bei vielen um die Existenz geht. Das trifft auch auf Künstler wie seine Schwester Roberta zu, eine Musicaldarstellerin. Valentini vergisst die vielen Pflegekräfte oder Angestellten in Supermärkten nicht, sagt aber: "Künstler bekommen am wenigsten Unterstützung. Viele verdienen nicht übermäßig, haben nichts zurückgelegt und keinen Anspruch. Ich bin am überlegen, wie ich vielleicht helfen kann." Roberta habe dank ihrer Hauptrollen etwas mehr Glück als viele ihrer Kollegen.
Der Fußball ist meilenweit weg
Beim Thema Solidarität folgt - natürlich - zügig der Schwenk zu einem etwaigen Gehaltsverzicht der Fußballprofis. "Konkret ist noch nichts", erzählt Valentini, berichtet aber vom Bestreben der Mannschaft, dem Verein entgegenkommen und helfen zu wollen. In weiter Ferne ist dagegen die sportliche Situation. 0:3 verlor der Club im letzten Spiel vor der Zwangspause daheim gegen Hannover, der Abstiegsrelegationsplatz ist nur vier Zähler entfernt. "Ich denke gerade überhaupt nicht über Fußball nach, das ist meilenweit weg", sagt Valentini. Über Drucksituationen könne man wieder reden, wenn die Rückkehr in den normalen Trainings- und Spielbetrieb unmittelbar bevorstehe. Wie Recht er hat, Druck haben in diesen Tagen wahrlich andere Berufsgruppen.