Bundesliga

"Schmerzfreie Hulks und Mimosen"? Doppel-Doc Blecker

kicker-Serie, Teil 8: Fortuna Düsseldorf

"Schmerzfreie Hulks und Mimosen"? Doppel-Doc Blecker

Umsorgt: Dr. Ulf Blecker schaut nach Benito Raman (l.).

Umsorgt: Dr. Ulf Blecker schaut nach Benito Raman (l.). picture alliance

Über mangelnde Beschäftigung kann er nun wirklich nicht klagen. In Spitzenzeiten vor Corona versorgte er täglich rund 200 Patienten in seiner Düsseldorfer Praxis, dazu kamen in der Regel noch 30 bis 40 Operationen pro Woche. Trotzdem findet Ulf Blecker noch Zeit für einen bemerkenswerten Doppel-Job. Er ist Mannschaftsarzt bei Fortuna Düsseldorf - und beim Eishockeyteam der DEG.

Das ermöglicht natürlich den interessanten Vergleich der eisenharten Eishockey-Cracks mit den etwas wehleidigen und verhätschelten Fußballern. Stimmt das? "Unsinn", versicherte Blecker im Interview mit dem kicker, "das kann man generell nicht so sagen. Fußballer sind Weicheier, Eishockeyspieler unheimlich hart im Nehmen? Nein, es gibt eben unterschiedliche Typen, fertig."

Zu sagen: Das sind alles schmerzfreie Hulks und die anderen Mimosen, das ist Quatsch.

Dr. Ulf Blecker zum Vergleich Eishockeyspieler gegen Fußballer

Allerdings, räumt der erfahrene Mediziner ein, gebe es gewisse Unterschiede im Umgang mit den Schmerzen. "Eishockeyspieler kennen es aus ihrer Jugend nicht anders: Nach jedem Training haben sie in irgendeiner Form Schmerzen, die haben ständig Eisbeutel irgendwo, weil der Kontakt immer da ist. Immer gibt es kleine Verletzungen. Aber zu sagen, das sind alles schmerzfreie Hulks und die anderen Mimosen, das ist Quatsch", betont der 56-Jährige.

Läuft das normale Ligaprogramm, dann ist der Doc praktisch das komplette Wochenende im Einsatz. Freitag Eishockey, Samstag Fußball, Sonntag noch einmal Eishockey. Bei den Heimspielen der DEG ist er natürlich im Eisstadion dabei, tritt die Mannschaft auswärts an, "dann kriege ich nach dem Spiel eine telefonische Rückmeldung, was so passiert ist".

Mit dem Abbruch der Saison in der DEL ging für Blecker die 28. Eishockey-Saison zu Ende, bei der Fortuna ist er seit knapp 13 Jahren im Einsatz. Wie sieht seine Gewichtung aus? "Mein Herz hängt am Eishockey, das war halt der Beginn für mich als Sportmediziner. Aber mittlerweile, ganz ehrlich, hat die Fortuna Vorrang, die Anforderung sind eben auch ganz andere, nicht nur von der Trainingsintensität her. Da sind ja auch ganz andere Summen im Spiel."

Trotz hoher Belastung - "Der Job tut mir gut"

Apropos Finanzen: Trotz intensiver Beanspruchung ist Blecker nach wie vor mit Begeisterung dabei, beim Fußball und beim Eishockey. Die Entlohnung? "Im Grunde genommen müsste ich noch Geld dafür bezahlen, denn der Job tut mir richtig gut, auch wenn ich natürlich nicht entspannt bei einem Spiel sitze und zuschaue. Da bin ich immer on fire. Wenn ein Spiel abgepfiffen ist, bin ich komplett durch."

Hohe Belastung, wenig Freizeit, "vor 27 Jahren", so Blecker, "hatte ich zum letzten Mal zwei Wochen Urlaub am Stück. Das vermisse ich aber auch nicht."

Und das Ende als Doppel-Doc ist noch nicht in Sicht. "Ein paar Jahre will ich schon noch weitermachen. Wenn die Verantwortlichen in den Klubs mich mögen und machen lassen, bin ich gerne weiter dabei."

(In einer Serie porträtieren wir besondere Spezialisten im Hintergrund der deutschen Profiklubs - vom Teambetreuer bis zur Yogatrainerin, vom Zeugwart bis zum Gastwirt)

Oliver Bitter

Die finanziellen Folgen der Krise - Klub für Klub