Bundesliga

Tennor will sich von Klinsmann trennen

Hertha: Windhorst zieht Konsequenzen

Tennor will sich von Klinsmann trennen

Jürgen Klinsmann und Lars Windhorst im letzten November im Berliner Olympiastadion.

Jürgen Klinsmann und Lars Windhorst im letzten November im Berliner Olympiastadion. imago images

Das Mandat für den Aufsichtsrat der Hertha BSC Kommanditgesellschaft (KG) entzog Investor Lars Windhorst Jürgen Klinsmann bereits vor zwei Wochen - nur zwei Tage nach dessen Blitz-Rücktritt als Hertha-Trainer. Nach der in dieser Woche eskalierten Schlammschlacht folgen weitere Konsequenzen: Nach kicker-Informationen ist der frühere Bundestrainer dem Vernehmen nach in Kürze auch seinen Posten als persönlicher Berater von Windhorsts Beteiligungsfirma Tennor Holding B.V. los.

Auch wenn es von Unternehmensseite bis zum Donnerstagmittag keine offizielle Verlautbarung in dieser Personalie gab: Tennor will sich offenbar von Klinsmann trennen - eine Folge der neuesten Entwicklungen in dieser Woche.

Klinsmanns Generalabrechnung mit nahezu allen Protagonisten

Die "Sportbild" hatte am Mittwoch eine nahezu ungekürzte Version eines tagebuchähnlichen Protokolls veröffentlicht, in dem Klinsmann seine etwa dreimonatige Zeit bei Hertha zusammenfassen ließ. Das Dossier, das laut Klinsmanns Umfeld geleakt worden sei, ist eine Generalabrechnung mit nahezu allen Protagonisten beim Hauptstadtklub und gipfelte in einer Putsch-Aufforderung gegen die Klubführung ("Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden").

In dem Abschlussbericht warf Klinsmann Manager Michael Preetz "eine Lügenkultur" und "jahrelange katastrophale Versäumnisse in allen Bereichen, die mit Leistungssport zusammenhängen", vor und bescheinigte dem Mann, den er am Ende der Winter-Transferperiode öffentlich noch überschwänglich gelobt hatte, eine "katastrophale aktuelle Kaderplanung".

Preetz hatte am Mittwoch im Rahmen einer Presskonferenz mit deutlichen Worten auf die Vorwürfe des Ex-Trainers reagiert und "die gleichermaßen widerlichen wie unverschämten Angriffe auf die Mitarbeiter unserer Medienabteilung und der medizinischen Abteilung aufs Schärfste zurückgewiesen. Das ist einfach nur perfide, das ist ungehörig."

Präsident Werner Gegenbauer hatte am Mittwochvormittag in einer Sonderausgabe des Mitglieder-Newsletters Klinsmanns Attacken verurteilt: "Für uns sind weder der Inhalt des Schreibens noch die Art und Weise des Vorgehens seitens Jürgen Klinsmann und seiner Berater André Gross und Roland Eitel nachvollziehbar. Nun dürfen wir Zeuge sein, wie unser ehemaliger Trainer mit diesem Schreiben, welches an die Tennor Holding und damit an Lars Windhorst gerichtet war, abermals versucht, mit absurden Behauptungen seinen Rücktritt zu rechtfertigen."

Nach dem Kapitel Hertha ist für Klinsmann bald wohl auch das Kapitel Tennor zu Ende

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gegenbauer und Preetz hatte sich Windhorst vor 14 Tagen klar positioniert und Klinsmann für den via Facebook verkündeten Rücktritt als Trainer hart kritisiert: "Das ist nicht akzeptabel. Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben, wo man unter Erwachsenen ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte so etwas nicht passieren."

Als - logische - Reaktion auf die Demission seines Hoffnungsträgers und deren Umstände entzog Windhorst Klinsmann seinerzeit das Mandat für den Aufsichtsrat der Hertha KG, in den Windhorst Klinsmann am 8. November als Sport-Bevollmächtigten entsandt hatte. Zugleich aber ließ Windhorst vor zwei Wochen Klinsmanns Zukunft als Berater von Tennor offen. Demnächst ist aller Voraussicht nach auch diese Tür zu - und nach dem Kapitel Hertha BSC ist für Klinsmann dann wohl auch das Kapitel Tennor zu Ende.

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Steffen Rohr