Bundesliga

Hertha BSC: Darum verzichtete Trainer Alexander Nouri auf Javairo Dilrosun

Hertha: Pekariks Bundesliga-Comeback nach 307 Tagen

Darum verzichtete Nouri auf Dilrosun

Plötzlich Tribünengast: Herthas Javairo Dilrosun.

Plötzlich Tribünengast: Herthas Javairo Dilrosun. picture alliance

Der Niederländer war im Hinspiel gegen den Aufsteiger SC Paderborn im September mit einem famosen Dribbling Torschütze des 1:0 und damit Wegbereiter des 2:1-Sieges. Es war Herthas erster Saisonsieg, ohne Dilrosun wäre er vermutlich nicht zustande gekommen. Im Rückspiel am Samstag verzichtete der neue Chefcoach Alexander Nouri überraschend auf den 21-Jährigen. Während Marko Grujic und Dodi Lukebakio - über weite Strecken dieser Saison Stammkräfte - immerhin auf der Bank saßen, stand Dilrosun nicht mal im 20er-Kader.

Die Nicht-Berücksichtigung hatte zwei Gründe: Zum einen ist das von Nouri in Paderborn gewählte 3-5-2 das System, das Dilrosun am wenigsten entgegenkommt: Für den Part als alleiniger Schienenspieler auf der Außenbahn fehlt es ihm an defensiver Verlässlichkeit und Robustheit, für eine Position in der Doppelspitze an Geradlinigkeit und Durchsetzungsfähigkeit. Neben diesen taktischen Erwägungen spielte für Jürgen Klinsmanns vormaligen Assistenten und jetzigen Nachfolger Nouri ein weiterer Aspekt eine maßgebliche Rolle: Der neue Cheftrainer und sein Co-Trainer Markus Feldhoff vermissten in Dilrosuns letzten Auftritten Effizienz. In seinen vier Partien im Jahr 2020 blieb der vor gut eineinhalb Jahren von Manchester City gekommene Dilrosun gänzlich ohne Scorerpunkt - auf seiner Position zweifellos ein Makel. Seine letzte Torvorlage gelang ihm sechs Tage vor Heiligabend beim 1:0-Sieg in Leverkusen, sein letztes von bislang drei Saisontoren Anfang Oktober beim 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf.

Pekarik aus dem Nichts

Eine noch größere Überraschung als der Verzicht auf den schwächelnden Dilrosun war indes das Comeback von Peter Pekarik. Der 33-jährige Slowake war sowohl von Ante Covic als auch von Jürgen Klinsmann konsequent ignoriert worden, erst Nouri erinnerte sich an ihn - und schob ihn in Abwesenheit des nach seiner in der Vorwoche gegen Mainz (1:3) kassierten Gelb-Roten Karte gesperrten Marius Wolf in die Startelf, während Lukas Klünter auf der Bank blieb. Pekarik musste 307 Tage auf eine neue Chance in der Bundesliga warten. Zuletzt hatte er am 14. April 2019 gespielt - unter Pal Dardai beim 0:2 bei der TSG Hoffenheim.

In Paderborn schlug unerwartet Pekariks Stunde - und er war wie immer da, als es darauf ankam. "Peter hat sich die letzten Wochen professionell verhalten, in den Einheiten nach den Spielen immer Vollgas gegeben und sich durch den Trainingsfleiß das Vertrauen erarbeitet", sagte Nouri am Sonntag. "Er hat auch im Trainingslager in Tampa gegen Frankfurt ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir wussten, dass wir uns auf ihn verlassen können." Auch diesmal, wie Manager Michael Preetz lobte: "Peter ist ein absoluter Muster-Profi. Bei ihm weiß man immer, was man bekommt. Diese Rolle allein auf der Außenbahn ist vermutlich nicht seine Parade-Rolle, aber er hat die Aufgabe taktisch gut gelöst und sich wie verlangt immer wieder hochgeschoben."

Pekarik, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, freute sich "sehr über den Sieg und darüber, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte". Der Routinier, der 91 A-Länderspiele für die Slowakei in seiner Vita zu stehen hat, sagte: "Jeder weiß, dass ich jederzeit bereit bin und immer alles reinhaue, wenn ich gebraucht werde." Auch diesmal - in Bundesliga-Spiel Nummer 180.

Steffen Rohr

Bilder zur Partie SC Paderborn 07 - Hertha BSC