Bundesliga

Frankfurter machte schon zwei Tore - Das Chandler-Paradoxon

Kein neuer Rechtsaußen - ein Versäumnis?

Schon zwei Tore - Das Chandler-Paradoxon

In Düsseldorf mal wieder zur Stelle: Frankfurts Defensivspieler Timothy Chandler.

In Düsseldorf mal wieder zur Stelle: Frankfurts Defensivspieler Timothy Chandler. imago images

Es ist schon ein Stück weit kurios, dass Chandler in der Liga nun genauso viele Tore auf dem Konto hat wie der allseits und zu Recht gefeierte Linksaußen Filip Kostic. In Düsseldorf war der 29-Jährige wie schon beim 2:1-Sieg in Hoffenheim zum Rückrundenauftakt per Kopf zur Stelle, diesmal sicherte er in der Nachspielzeit mit seinem Treffer zum 1:1 einen glücklichen Punkt. Außerdem feuerte er schon in der ersten Hälfte einmal gefährlich aufs Tor und bereitete Djibril Sows Chance kurz nach dem Wiederanpfiff vor. Damit leistete er in Düsseldorf einen weitaus größeren Beitrag für die Offensive als Kostic auf der anderen Seite.

Ist der vielfach beschriebene Bedarf nach einem dribbelstarken, schnellen gelernten Außenbahnspieler mit Zug zum Tor also eine reine Erfindung der Medien und Fans? Ganz so ist es nicht. Natürlich sind Spieler wie Chandler, Danny da Costa, Erik Durm oder auch Almamy Touré dazu in der Lage, vereinzelt Akzente in der Offensive zu setzen. Im offensiven Eins-gegen-eins und im Kombinationsspiel können ihre Defizite aber nicht unter den Teppich gekehrt und kaum mit anderen Stärken wettgemacht werden.

Offensiv hängt viel von Kostic ab

Was die offensive Durchschlagskraft betrifft, hängt wie schon in der Hinrunde zu viel von Filip Kostic ab. Der Serbe überzeugt zwar auch in dieser Saison, Ante Rebics Abgang hatte aber nicht unerhebliche negative Auswirkungen für das Spiel auf seiner Position. Der Kroate agierte oft als linker Stürmer, band mit seinen dynamischen Läufen in die Tiefe Gegner und schuf auf diese Weise Raum für Kostic. Der wiederum ist nun mehr auf sich alleine gestellt. Auch deshalb änderte Trainer Adi Hütter in der Winterpause die taktische Herangehensweise und stellte vom 3-5-2 auf ein 4-2-3-1 um. Linksverteidiger Evan Ndicka soll Kostic in der Defensive entlasten und in Ballbesitz mithelfen, Überzahlsituationen auf dem Flügel herzustellen.

Ein Mann wie Jacob Bruun Larsen, der von Dortmund zu Hoffenheim wechselte, hätte der Eintracht gut zu Gesicht gestanden. Kaum auszudenken, was passiert, sollte Kostic verletzungsbedingt mal längere Zeit ausfallen. Dann stünde Frankfurt auf den offensiven Außen ziemlich blank da und müsste improvisieren. Daichi Kamada müsste die Rolle des einrückenden Flügelspielers theoretisch zwar gut ausfüllen können, da er die Technik und das Auge besitzt, um seine Mitspieler in der Offensive einzusetzen.

In Düsseldorf verspielte der Japaner auf seiner etatmäßigen Zehner-Position mit einem blutleeren und körperlosen Auftritt jedoch erstmal Kredit. Der muskulär angeschlagene Mijat Gacinovic agierte früher häufiger mal auf dem linken Flügel und ist auch für die rechte Seite eine Option. Solange Hütter aber am 4-2-3-1 festhält und nicht auf 4-4-2 umstellt, ist der 24-Jährige jedoch im offensiven Mittelfeld wertvoller, wo die einzige Alternative Kamada ist.

Bobic und das Vabanque-Spiel

Vorerst heißt der Gewinner also Timothy Chandler, auch wenn das wegen seiner Ausbildung als Verteidiger paradox anmutet. Das Eigengewächs hat sich nach einer Knorpel-Operation im rechten Knie vor eineinhalb Jahren zurückgekämpft und nun die große Chance, sich zumindest bis zum Sommer auf dem rechten Flügel festzuspielen. Noch erscheint es gleichwohl als Vabanque-Spiel, dass Sportvorstand Fredi Bobic auf dieser Position nicht nachgelegt hat. Fairerweise muss man anmerken, dass es gewiss nicht leicht ist, in der Winterpause einen verfügbaren, bezahlbaren und hochklassigen Rechtsaußen zu finden, der ohne Anlaufzeit funktioniert. Ein Talent aus dem Ausland kommt da eher nicht in Frage.

Julian Franzke

Bilder zur Partie Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt