Bundesliga

Akribisch, ehrgeizig, Teamplayer, Hall of Fame: Uwe Rösler im Porträt

51-Jähriger machte sich in England einen Namen

Akribisch, ehrgeizig, Teamplayer, Hall of Fame: Uwe Rösler im Porträt

Er hatte in England große Erfolge: Uwe Rösler.

Er hatte in England große Erfolge: Uwe Rösler. imago images

Rösler war als Stürmer zwischen 1994 und 1998 in der Premier League und Championship wegen seiner robusten, typisch englischen Spielweise nicht nur Publikumsliebling, sondern mit 50 Toren in 153 Ligaspielen in dieser Zeit auch der erfolgreichste Torjäger, was ihn sogar in die Hall of Fame des Klubs brachte.

In Deutschland war der ehemalige DDR-Nationalspieler Rösler nach seinem Intermezzo bei Zweitligist Tennis Borussia Berlin, dem im Sommer 2000 die Lizenz verweigert wurde, weitgehend aus dem Rampenlicht getreten und mit seinem Wechsel nach Norwegen vom Radar des deutschen Profifußballs verschwunden. Hier musste er 2003 wegen einer Krebserkrankung seine Spielerkarriere mit 34 Jahren beenden und begann rund zwei Jahre später seine Trainerlaufbahn.

Rückkehr nach England: Erste Erfolge mit Brentford

In England hatte man Rösler jedoch nicht vergessen. Nach seiner fünfeinhalbjährigen Trainerlehrzeit bei den norwegischen Klubs Lilleström SK, Viking Stavanger und Molde FK verpflichtete ihn Drittligist FC Brentford im Juli 2011. Einen ersten größeren Erfolg verzeichnete er dort in der Saison 2012/13, als er das Team auf Platz 3 führte, in den Aufstiegs-Play-offs jedoch scheiterte. Für Aufsehen sorgte auch der Vorstoß in die 4. Runde des FA Cups, wo Röslers Elf erst im Wiederholungsspiel gegen die Startruppe von Chelsea ausschied.

Im Dezember 2013 warb ihn Zweitligist Wigan Athletic ab, und hier hatte Rösler seine erfolgreichste Trainerzeit in England. Mit den Latics stieß er bis ins Halbfinale des FA Cups vor, warf auf dem Weg dahin die Premier-League-Klubs Crystal Palace, Cardiff City und (ausgerechnet) Manchester City raus. Auch im Halbfinale fehlte gegen Arsenal nicht viel zur Sensation. Wigan führte bis zur 82. Minute, ehe Per Mertesacker für die Gunners ausglich, die sich schließlich erst im Elfmeterschießen durchsetzten. In der gleichen Saison scheiterte sein Team in den Play-offs um den Aufstieg in die Premier League an QPR.

Zwischen Akribie, Ehrgeiz und Teamgeist

In Wigan zeigte Rösler bereits alles, was ihn als Trainer auszeichnet. Der Thüringer ist ein akribischer und ehrgeiziger Arbeiter, der voll in seinem Job aufgeht und dabei nie auf die Uhr schaut. Er ist klar ersichtlich der Chef, gleichzeitig aber ein Teamplayer, der auch wichtige Aufgaben vertrauensvoll delegiert. Der gradlinige Rösler kann sehr autoritär wirken und auch unangenehm werden, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Und selbst wenn es etwas klischeehaft klingt: Unter der oft rauen Schale verbirgt sich ein warmherziger, gegenüber seinen Spielern durchaus auch väterlich-fürsorglicher Typ, der zudem über viel trockenen Humor verfügt.

Als Trainer ist Rösler taktisch flexibel. Er ist nicht auf ein bestimmtes System festgelegt, richtet sich nach den Spielern im Kader. Und - je nach Kaliber - auch nach dem Gegner, was er vor allem in den FA-Cup-Spielen meisterhaft bewies. Aus einer sicheren, kompakten Defensive heraus zu kontern ist eine Option, grundsätzlich bevorzugt der 51-Jährige aber eine aktive Spielweise seiner Mannschaft, die möglichst die Initiative ergreifen soll.

Starke Bilanz in Malmö

Das bewies er ganz besonders auf seiner letzten Trainerstation vor Düsseldorf. In seinen anderthalb Saisons bei Malmö FF weist Rösler mit 2,25 Punkten im Schnitt eine glänzende Bilanz auf. In 48 Ligaspielen musste sein Team nur vier Niederlagen einstecken. Den erhofften Titel gab es dennoch nicht. In der Europa League führte er den schwedischen Rekordmeister immerhin zweimal in die Zwischenrunde. Im Vorjahr war gegen Chelsea dann Schluss - jetzt wartet Wolfsburg. Ohne Rösler, denn man trennte sich in gegenseitigem Einvernehmen, nachdem die Ideen zur künftigen Kadergestaltung letztlich zu weit auseinanderlagen.

In Düsseldorf geht es für Rösler nun nicht um Titel oder Aufstiege, sondern gegen den Abstieg. Auch das hat er schon mal geschafft: 2010 mit Molde. Diesmal dürfte es deutlich schwieriger werden. Doch mit dem Job bei der Fortuna erfüllt sich für Rösler ein Traum: als Trainer in der Bundesliga zu arbeiten. Und der soll möglichst nicht schon schnell wieder ausgeträumt sein.

Manfred Münchrath