Bundesliga

FC Bayern: Das Fazit aus dem Trainingslager in Doha

Gewinner Flick, Verlierer Talente - Profiteur Perisic, Leidtragender Gnabry

Das fiel bei Bayern auf - ein Fazit aus dem Trainingslager

Neuer, Flick, Salihamidzic und Kahn: Was Doha für die Bayern brachte.

Neuer, Flick, Salihamidzic und Kahn: Was Doha für die Bayern brachte. imago images

Am Donnerstagvormittag, das war deutlich zu sehen, ließ Trainer Hansi Flick Elf-gegen-elf spielen. Die A-Mannschaft stellte sich aufgrund der dünnen Personaldecke von selbst auf. Neuer im Tor; davor Benjamin Pavard, Jerome Boateng, David Alaba, Alphonso Davies; Thiago auf der Sechs; Leon Goretzka und Corentin Tolisso besetzten die Achter-Positionen; links außen Philippe Coutinho, rechts Thomas Müller; und Ivan Perisic in der Spitze. Joshua Kimmich, am ersten Rückrundenspiel in Berlin gelbgesperrt, spielte beim B-Team.

Weil Serge Gnabry (Achillessehenprobleme), ein Leidtragender dieser Woche, und Kingsley Coman (Kapseleinriss im Knie) wohl nicht rechtzeitig fit werden, sollte die Startelf dann nur noch von Robert Lewandowski beeinflusst werden können. Der Pole arbeitete in den vergangenen Tagen an der Säbener Straße individuell - die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass er dabei sein kann beim Auftakt 2020. Damit würde Perisic, der beim Training am Donnerstag zwölf von 13 Abschlüssen versenkte und ein Profiteur der langen Verletztenliste ist, wohl einen der Flügel einnehmen, Coutinho oder Müller ins Zentrum rutschen, Tolisso womöglich aus der Anfangsformation rotieren.

Aggressiver Pavard, wenig Glanz von den Talenten

Was fiel noch auf? Pavard präsentierte sich unheimlich aggressiv, arbeitete fleißig. Auch Thiago hinterließ einen fitten Eindruck, einen willigen. Er rannte, grätschte, wollte jedes Spiel gewinnen, gehörte unter anderem mit Tolisso und Davies zum Siegerteam des kleinen Turniers am Montag. Neuer und Müller dirigierten viel, leiteten die mitgereisten Youngster immer wieder an. Von den Talenten aber konnte weder Fiete Arp noch Michael Cuisance wirklich überzeugen. Das Tempo war häufig zu schnell, ihnen unterliefen auch technische Fehler bei der Ballannahme oder bei einfachen Pässen. Davies hingegen spielte abgeklärt. Er hat die Zeit genutzt, die ihm der FCB gegeben hat. Bei Arp und Cuisance werden die Bayern-Bosse ebenfalls Geduld brauchen.

Neben dem Platz sorgten Neuer, Flick, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn für Aufsehen. Der Titan, das neue Vorstandsmitglied, reiste am Dienstagabend nach. Seine Erscheinung allein, als er sich das Training am Mittwoch anschaute, beeindruckte. Im Anschluss an diese Einheit machte Flick seinen Standpunkt bezüglich des dünnen Kaders deutlich, worauf Salihamidzic am Donnerstag reagierte. Ganz einer Meinung sind der Trainer und Sportdirektor nicht. Und die Neuer-Nübel-Debatte wird den FC Bayern ohnehin noch länger verfolgen.

Ungereimtheiten neben dem Platz

Fazit: Sportlich absolvierte der FCB ein intensives Trainingslager, die Stimmung in der Mannschaft scheint gut zu sein, positiv. Doch abseits des Feldes gibt es so kurz vor dem Start ein paar Ungereimtheiten: Die angedachte Vertragsverlängerung über 2021 hinaus von Neuer ist längst noch nicht vollzogen, eine mögliche Einsatzgarantie für Alexander Nübel wird dabei kein Plus-Argument aufseiten der Bayern sein; der Münchner Kader ist für die Ziele momentan - aufgrund der vielen Ausfälle - zu klein. Deshalb heißt der einzige wirkliche Gewinner dieser Woche in Doha: Hansi Flick. Die Spieler folgen ihm - und er zeigt eine klare Kante. Ein richtiger Chef-Coach eben.

Georg Holzner