Bundesliga

Zum fünften Todestag von Junior Malanda: "Sein Lachen fehlt"

Zum fünften Todestag des Ex-Wolfsburgers

Erinnerungen an Malanda: "Juniors Lachen fehlt"

Die Erinnerungen an Junior Malanda bleiben.

Die Erinnerungen an Junior Malanda bleiben. imago images

Die Erinnerungen werden auch an diesem 10. Januar wieder hochkommen. Vor fünf Jahren war es, da veränderte sich die Welt beim VfL Wolfsburg von einer Sekunde auf die andere. Dieter Hecking, der damalige Trainer, saß gerade im Auto auf dem Weg von seinem Heimatort Bad Nenndorf nach Braunschweig, von dort aus sollte es ins Wolfsburger Wintercamp nach Südafrika gehen. Aus den telefonisch übermittelten Gerüchten, dass es einen Verkehrsunfall mit Verletzten gegeben habe, wurde rasch traurige und noch schlimmere Gewissheit: Junior Malanda, das damals 20 Jahre junge Mittelfeldjuwel des VfL, verunglückte auf der A2 bei Porta Westfalica tödlich.

"Das ist alles sofort wieder präsent", erinnert sich Hecking, der gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Klaus Allofs aus dem Schockmodus direkt ins Krisenmanagement wechseln musste. "Klaus", sagt der heutige HSV-Coach, "hat das herausragend gemacht. Ein Handbuch für eine solche Situation gibt es nicht."

Der VfL flog schließlich einen Tag später als geplant ins Trainingslager (Hecking: "Auch aus heutiger Sicht war es gut, dass wir weit weg waren"), bewältigte Trauer- und Trainingsarbeit parallel, verabschiedete sich mithilfe eines Psychologen im engen Kreis vom Freund und Teamkollegen, bevor die Mannschaft zehn Tage nach dem Unglück geschlossen an der großen Trauerfeier in Brüssel teilnahm. "Was das Zwischenmenschliche angeht, war es meine schwerste Zeit als Trainer", sagt Hecking, der sich seiner Tränen nicht schämte.

Tränen, die auch Josuha Guilavogui vergoss. Er war damals während der Vorbereitung wegen einer Verletzung nicht dabei, in Frankreich erreichten ihn plötzlich sämtliche Anrufe aus Deutschland, um die schreckliche Nachricht zu überbringen. Alle wussten um die enge Bindung zwischen ihm und Malanda. "Junior war wie ein Bruder für mich", sagt der Wolfsburger Kapitän, der noch heute täglich an ihn erinnert wird. Ein Foto des Freundes hängt im Spind - der Belgier mit Guilavoguis Trainingspullover und dessen Nummer 23. "Wir waren gemeinsam auf einem Zimmer, ich habe Junior als Menschen kennengelernt. Er war immer lustig, immer positiv, immer am Lachen."

Der VfL-Anführer ist überzeugt: "Er wäre Nationalspieler geworden und bei einem großen Klub in der Premier League gelandet." Guilavogui ist es auch, der noch Jahre nach dem Unglück die Wolfsburger Brücke nach Belgien schlägt. Rudy Malanda heißt der drei Jahre ältere und heute 28-jährige Bruder des verstorbenen Fußballers, der VfL-Kapitän hat auch ihn in sein Herz geschlossen. "Er ist für mich wie Junior."

Der Schmerz, sagt Malandas Bruder, "ist immer noch da. Ich spreche für unsere Eltern, für alle, die Junior nahestanden." Er sei immer noch bei ihnen, wie ein Engel, beschreibt Rudy. "Das gibt uns ein gutes Gefühl." Schwer sei in jedem Jahr die Zeit an Malandas Geburtstag im August, rund um Weihnachten und im Januar, wenn die Gedanken noch stärker als sonst hochkommen. Auch der VfL wird im Trainingslager in Portugal wieder an seinen Spieler erinnern, den viele aus dem heutigen Kader gar nicht mehr kennengelernt haben. "Wir werden es ansprechen", sagt Sportdirektor Marcel Schäfer, damals Mitspieler Malandas.

Bruder Rudy will schon bald wieder nach Wolfsburg kommen, um zu hören, wie die VfL-Fans wie in jedem Heimspiel in der 19. Minute analog zu Juniors Rückennummer den Namen seines Bruders skandieren. "Er war nicht nur ein großer Fußballer, er war vor allem ein großer Mensch mit einem großen Herzen", betont Malanda. "Wir vermissen ihn, Juniors Lachen fehlt." Auch noch nach fünf Jahren.

Thomas Hiete