Bundesliga

Hertha: Windhorst? Klinsmann? Preetz betont: "Wir machen die Vorgaben"

Manager von Hertha BSC spricht nach den offensiven Formulierungen

Windhorst? Klinsmann? Preetz betont: "Wir machen die Vorgaben"

Trägt als Manager bei Hertha BSC auch große Verantwortung: Michael Preetz.

Trägt als Manager bei Hertha BSC auch große Verantwortung: Michael Preetz. imago images

Aus dem Trainingslager von Hertha BSC in Orlando (Florida) berichtet Jan Reinold

In den vergangenen Tagen und Wochen hatten Klinsmann und Co. mehrfach erklärt, dass Hertha binnen drei bis fünf Jahren um Titel mitspielen solle, man in einem ersten Schritt in der kommenden Saison Europa angreifen wolle, der Tabellenzwölfte der Bundesliga zum "Big City Club" (Windhorst) und "Mega-Klub" (Klinsmann) umgebaut werde und man sich dabei ganz bewusst auch "größenwahnsinnige Ziele" (Performance Manager Arne Friedrich) setze.

Der Ansatz ist klar: Groß denken, um Großes erreichen.

Am Donnerstagvormittag (Ortszeit) stellte nun Michael Preetz in einer Medienrunde im Trainingslager in Orlando seinen Ansatz vor. Dieser lautet: "Es ist das eine, mutige Ziele zu formulieren. Auf der anderen Seite müssen wir gucken, dass wir das realistisch einordnen." Und dafür erklärte sich Preetz, der sich in den vergangenen Wochen in der Öffentlichkeit rargemacht hatte, verantwortlich.

"Ich kann versichern, dass wir die Aspekte der Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht lassen werden. Die werden bei einem Transfer weiter eine Rolle spielen, auch wenn man hier und da das Gefühl hat, dass wir jetzt im Geld schwimmen", merkte der 52-Jährige beispielsweise zu personellen Verstärkungen an.

"Die Struktur bei Hertha hat sich nicht verändert"

Jürgen Klinsmann, Lars Windhorst

Jürgen Klinsmann und Lars Windhorst auf der Tribüne im Berliner Olympiastadion. imago images

Preetz lobte zwar Investor Windhorst, der mit seiner Tennor Holding für insgesamt 224 Millionen Euro 49,9 Prozent der Anteile an der Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) erworben hat. Zudem erklärte er, dass man sich nach der Trennung von Ante Covic mit Klinsmann bewusst für einen Trainer mit einer "extremen Strahlkraft" entschieden habe. Von dieser profitiere der Klub ja auch. Er stellte aber auch klar, wer seiner Meinung nach das Sagen im Verein hat.

"Die Struktur bei Hertha hat sich nicht verändert. Wir haben eine Zweier-Geschäftsführung, die verantwortlich ist", bemerkte Preetz. Und: "Wir machen die Vorgaben, nicht, dass es da Missverständnisse gibt. Wir können über Champions League und Europa League sprechen. Aber wenn wir nächstes Jahr nicht in der Europa League sind, schließen wir dann den Verein ab?" Investor Lars Windhorst, so Preetz weiter, "spricht für Tennor und sein Investment, wir sprechen nach wie vor für Hertha BSC. Aber wir sprechen miteinander - nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Da gibt es überhaupt keinen Dissens."

Preetz' Aufgabe: "Auf der Bremse stehen"

Nichtsdestotrotz bestätigte Herthas Manager - möglicherweise ungewollt - mit seinen Aussagen auch den Eindruck, dass es bei Hertha eben derzeit zwei Lager gibt, die das gemeinsame Ziel der Weiterentwicklung des Klubs unterschiedlich offensiv verfolgen. So sagte Preetz etwa über den Umstand, dass sich Klinsmann als Trainer - und damit eigentlich als Untergebener von Preetz - wiederholt zur strategischen Ausrichtung des Klubs geäußert hatte, weil er gleichzeitig als Vertrauter von Windhorst in den Aufsichtsrat der KG entsendet worden war: "Jürgen Klinsmann spricht im Moment für beide (Windhorst und den Klub; Anm.d.Red.), weil er gerade zwei Hüte aufhat. Er ist Cheftrainer, aber er hat auch das Mandat für den Aufsichtsrat, das gerade ruht. Wir haben bewusst nach jemandem geschaut, mit dem wir größere Ambitionen formulieren können. Das ist völlig in Ordnung. Meine Aufgabe ist es vielleicht, hier und da ein bisschen auf der Bremse zu stehen."

Angesichts der Aussagen der vergangenen Tage und Wochen, die Hertha den Vorwurf des Größenwahns eingebracht hatten, konnte man den Eindruck erhalten, dass dem abstiegsbedrohten Klub in der öffentlichen Kommunikation durchaus etwas mehr Sachlichkeit gut zu Gesicht stehen könnte. Dieses Verlangen bediente nun Preetz, der sich auch darum bemühte, die Dimension der neuen Möglichkeiten - des vor dem Einstieg des Investors mit fast 90 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Klubs - zurechtzurücken und um Geduld zu werben.

Wir wollen wachsen, wir wollen nach Europa - und das wollen wir idealerweise nachhaltig hinbekommen.

Michael Preetz

"Es ist nicht schädlich, dass wir große Ambitionen formulieren. Lars Windhorst ist total angezündet für das Thema Fußball. Es wehrt sich niemand dagegen, maximalen Erfolg in kürzester Zeit hinzubekommen. Aber es ist auch mit ihm besprochen - und das hat er auch verstanden -, dass der Weg zum Ziel durchaus ein wenig Zeit brauchen wird", sagte Preetz und stellte klar: "Wir wollen wachsen, wir wollen nach Europa - und das wollen wir idealerweise nachhaltig hinbekommen. Aber wir messen uns im ersten Schritt nicht mit den Top-Klubs. Wir müssen schauen, wie wir unsere Einnahmesituation immer weiter steigern können - und zwar so steigern, dass wir uns eines Tages mit den ganz Großen messen können."

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