2. Bundesliga

VfB Stuttgart: Neuer Trainer Pellegrino Matarazzo stellt sich vor

Stuttgart zahlte Ablösesumme an Hoffenheim

So soll es unter Matarazzo beim VfB laufen

Pellegrino "Rino" Matarazzo.

Pellegrino "Rino" Matarazzo. picture alliance

Zunächst wandte sich Stuttgarts Vorstandsvorsitzender Thomas Hitzlsperger an die Journalisten, erzählte in aller Kürze, dass der VfB nach dem Spiel gegen Hannover (2:2) und der Entlassung von Tim Walter auch mit anderen Kandidaten gesprochen habe. Doch jetzt sei er sehr froh, dass es Materazzo geworden sei. "Wir sind überzeugt, dass wir sowohl die kurzfristigen Ziele, also den Aufstieg hinbekommen, aber auch, und das ist unser großes Anliegen: Entwicklung. Wir wollen uns als Verein entwickeln, wir wollen Spieler entwickeln. Und da war Rino für uns der treffende Kandidat." Damit sind seine Ziele auch schon klar umrissen.

"Mir ist bewusst, dass die Erwartungen sehr groß sind und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam und im Team diese Herausforderungen meistern werden", erzählte Matarazzo, für den die Schwaben "eine moderate, aber angemessene Ablösesumme" (Sportdirektor Sven Mislintat) zahlen mussten, bei seinem ersten Auftritt als Chefcoach. Übrigens war es für ihn nie eine Frage, ob er eines Tages diese Position einnehmen werde, sondern für ihn selbst ging es stets nur darum, wann das der Fall sein wird. Ein früheres Angebot eines anderen Zweitligisten habe nicht gepasst. Beim VfB fiel die Entscheidung leicht und schnell. Es sei überdies nicht nur eine Entscheidung für den Klub, sondern auch die Personen beim VfB, mit denen sich Matarazzo auf einer Wellenlänge sieht. "Die Kompetenz der Leute kann man auch erkennen, durch die Fragen die gestellt werden." Das sei sehr beeindruckend gewesen.

"Sonst wäre ich überheblich und würde Gefahrenstellen nicht erkennen"

Seine Aufgabe bei Traditionsverein geht er respektvoll an. "Sonst wäre ich überheblich und würde Gefahrenstellen nicht erkennen", sagt er und weiß, dass Stuttgart für Trainer einem Schleudersitz gleicht. Da dürfte es dem Novizen mit Vertrag bis 2021 hilfreich sein, dass er sich selbst als "optimistischen Realisten" bezeichnet. "Ich denke nicht daran, was schiefgehen könnte." Auch dank seines Mathematikstudiums, das er 1999 in New York abgeschlossen hat, sei er sehr strukturiert. Außerdem nimmt er aus seinem akademischen Leben eine "gewisse Akribie" und lösungsorientiertes Denken mit.

Welchen Fußball will Matarazzo einüben?

Stellt sich noch die Frage, welchen Fußball er sich vom millionenschweren Kader vorstellt? "Offensiv", soll es sein, doch den Ballbesitzfußball seines Vorgängers wird er aufbrechen. "Ich möchte Dominanz ausstrahlen und zwar nicht durch Ballbesitz, sondern viel Spielkontrolle", erklärt Matarazzo seinen Ansatz und legt sich auf keine Grundordnung seines Teams fest. Wichtiger als Ballbesitz ist ihm, ob sein Team 90 Minuten lang Zugriff auf das Spiel hat. "Was bietet der Gegner an? Was haben die für Räume? Wo sind die Schwachpunkte?", sind Fragen, die er beantworten möchte.

Das passiert im Training

Die Fehleranalyse der bisherigen Saison fällt - zumindest vor den Journalisten - simpel aus: "Die Tore haben gefehlt, und wir haben zu viele Tore kassiert. Ganz einfach." Deshalb möchte der Coach die Anzahl der Großchancen optimieren. Dazu will er "Chancenmuster" erarbeiten. "Wie kommen wir zum Torabschluss? Wie wollen wir Tore schießen? Das müssen wir wissen. Das müssen die Spieler im Training regelmäßig geübt haben, dass sie gedankenlos in die richtigen Räume reinlaufen", erklärt er, was künftig auf dem Programm steht.

Und die vielen Gegentore? Matarazzo spricht von einer "strukturierten Kontersicherung. Dafür braucht man auch im Offensivspiel eine gewisse Staffelung, dass wir unterschiedliche Ebenen haben, um ins Gegenpressing zu gehen".

Vier-Augen-Gespräch mit allen Spielern

Aber jeder Plan bringt wenig, wenn die Spieler nicht mitziehen. Bei Jugendspielern sei das einfach, sie sind "bereit, alles zu fressen, was du ihnen gibst, weil sie noch nie etwas Anderes gehört haben". Die älteren Spieler müsse man mit den Inhalten überzeugen. Das möchte er mit einem offen, ehrlichen, und kommunikativen Führungsstil tun. Um alle kennenzulernen, wird sich jeder Spieler auf ein Vier-Augen-Gespräch einstellen müssen. "Ich möchte jeden erreichen und spüren wie er tickt", erklärt Matarazzo.

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