Bundesliga

Wolfsburg-Trainer Oliver Glasner legt nach: "Das werde ich nicht dulden"

Wolfsburgs Trainer droht mit Konsequenzen und negiert das Saisonziel

Glasner legt nach: "Das werde ich nicht dulden"

Angefressen nach der Niederlage in Freiburg: Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner.

Angefressen nach der Niederlage in Freiburg: Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner. imago images

Bislang kam Oliver Glasner als äußerst besonnen daher, wenngleich der Österreicher schon in den vergangenen Monaten immer mal wieder seine Unzufriedenheit mit dem fußballerischen Vorankommen seiner Mannschaft zum Ausdruck brachte. Am Samstag nun explodierte der Alpen-Vulkan das erste Mal so richtig. Schon unmittelbar nach der vierten Saison-Niederlage zürnte er bei "Sky", kritisierte vehement die Einstellung ("Wir machen Dienst nach Vorschrift") seiner Mannschaft. Und legte kurze Zeit später nach. Er nimmt seine Spieler schonungslos ins Visier - er droht ihnen unverhohlen mit Konsequenzen. "Ich bin gespannt und werde es ganz genau beobachten, welcher Spieler bereit ist, hier unseren Weg mitzugehen."

Es ist der Weg, den Glasner vom ersten Tag an in Wolfsburg eingeschlagen hat. Ein verändertes System, eine veränderte Taktik, die weniger Ballbesitz, hohes Pressing und schnelles Umschalten vorsieht. Jedoch: Nach 14 Ligaspielen ist bislang zu wenig von dem Vorhaben auf dem Platz zu erkennen, die Frage nach dem Zusammenpassen des fast immer praktizierten 3-4-3 mit dem vorhandenen Kader wird längst laut diskutiert. Ein Spieler wie Jerome Roussillon, ligaweit in der Vorsaison einer der besten Linksverteidiger, kriegt seine PS bislang so gut wie gar nicht auf den Rasen, die Harmlosigkeit im Offensivspiel wird nur vom Aufsteiger und Tabellenvorletzten 1. FC Köln überboten. Die Balance zwischen einer stabilen Defensive und einem mutigen und kreativen Offensivspiel will dem VfL unter Glasner bislang einfach nicht gelingen.

"Ich mache es heute das erste Mal öffentlich"

Und das macht der Trainer nun an der Mannschaft fest, er stellt sowohl Qualität ("Die Erwartungshaltung wird dem Kader nicht gerecht") als auch Mentalität ("Man muss sich jedes Jahr aufs Neue beweisen. Da habe ich den Eindruck, dass der eine oder andere nicht so bereit ist, das umzusetzen") seiner Spieler drastisch in Frage. Und obwohl Glasner bereits Anfang November nach dem 0:3 in Dortmund erstmals öffentlich auf Konfrontationskurs zu seinem Team ging ("Es fehlt an Konzentration, Klarheit, Konsequenz"), betont er nun, es sei das erste Mal, dass er die innerbetrieblichen Störungen öffentlich mache. "Es war schon das eine oder andere Mal lauter, ich habe das bisher intern gehalten. Ich mache es heute das erste Mal öffentlich, weil es nicht zum ersten Mal so ist."

Klar ist: Nach nicht einmal einem halben Jahr in der Verantwortung kann Glasner seine Vorhaben noch nicht vollends umgesetzt haben. Jedoch verwundert es, dass er seinen Kader ganz offensichtlich gar nicht für geeignet einschätzt, erneut ins internationale Geschäft einzuziehen. Und dies sei, so der Coach, auch nicht das formulierte Ziel gewesen. Was freilich nicht den Tatsachen entspricht. Noch im Oktober hatte Sportdirektor Marcel Schäfer erklärt: "Wir wollen uns stabilisieren und nächstes Jahr wieder international spielen."

Glasner hinterfragt die Einstellung seiner Mannschaft

Dieses Vorhaben, da hat Glasner sicher recht, könne sein Team jedoch nicht "im Vorbeigehen" erreichen. Der Fußballehrer verwundert jedoch mit einem Rückblick auf die Relegationsjahre und entdeckt nun einen Schlendrian im Team, der 2017 und 2018 beinahe zum Abstieg geführt hat. "Es gab hier auch ganz andere Zeiten, fast mit dem gleichen Kader. Man war offenbar im letzten Jahr bereit, als das Wasser bis zur Oberkante der Unterlippe stand, an die Leistungsgrenze zu gehen. Jetzt legt der eine oder andere die Beine hoch, ist ein bisschen bequemer, macht vielleicht ein bisschen weniger im Training." Die unmissverständliche Ansage des Trainers: "Das werde ich natürlich nicht dulden."

Wie mögliche Konsequenzen aussehen könnten, lässt Glasner noch offen ("Das wird man sehen"). Der Ton jedenfalls wird rauer in Wolfsburg. "Es geht nicht um Selbstvertrauen", betont der Trainer. "Sondern bin ich bereit, jeden Tag an meine Grenzen zu gehen? Diese Frage gilt es zu beantworten von jedem einzelnen Spieler." Die Antworten werden Aufschluss geben über den tatsächlichen Ist-Zustand beim VfL.

Thomas Hiete