2. Bundesliga

Christian Riethmüller: "Der Verein muss sich gesellschaftspolitisch äußern"

Stuttgarts Präsidentschaftskandidat will grundlegende Veränderungen

Christian Riethmüller: "Der Verein muss sich gesellschaftspolitisch äußern"

Äußert sich kritisch über einen möglichen Investor: Christian Riethmüller.

Äußert sich kritisch über einen möglichen Investor: Christian Riethmüller. picture alliance

Noch bis zum 15. Dezember läuft der Wahlkampf um das Präsidentenamt beim VfB Stuttgart. Dann haben die Mitglieder des Vereins auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Schleyerhalle die Wahl zwischen dem Böblinger Unternehmer Claus Vogt (50) und Christian Riethmüller (44). Der Geschäftsführer der Buchhandlung Osiander aus Tübingen will den Verein im Fall seiner Wahl modernisieren. Auch zur Suche nach einem zweiten Investor und zum Thema gesellschaftspolitische Verantwortung hat Riethmüller eine klare Meinung.

Christian Riethmüller über...

VfB Stuttgart - Die letzten Spiele
Eintracht Frankfurt Frankfurt (H)
3
:
0
Borussia Dortmund Dortmund (A)
0
:
1
2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Arminia Bielefeld Arminia Bielefeld
32
2
Hamburger SV Hamburger SV
29
3
VfB Stuttgart VfB Stuttgart
26
VfB Stuttgart - Vereinsdaten
VfB Stuttgart

Gründungsdatum

09.09.1893

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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...seine Vision mit dem VfB: "Fakt ist, dass der Verein aktuell in der 2. Liga steht und es eigentlich seit der letzten Meisterschaft 2007 einen sportlichen Abwärtstrend gibt. Aus meiner Sicht sind grundlegende Veränderungen notwendig. Die werden aber nicht dazu führen, dass man kurz- oder mittelfristig wieder ganz oben anklopfen kann. Das wird ein langfristiger Prozess werden. Wir müssen langsam wieder ein Team aufbauen, mit dem wir uns identifizieren können, das Spaß macht und attraktiven Fußball spielen."

...die größten Probleme des Vereins: "Aus meiner Sicht gibt es fünf Kernpunkte. Der erste und überragende Punkt ist die fehlende Kontinuität. Drei Präsidenten in zehn Jahren, unzählige Trainer und Sportdirektoren sowie jedes Jahr eine neue Mannschaft. Wie will man da ein Konzept mittelfristig fahren? Zweitens: Welchen Anteil an der aktuellen Situation haben eigentlich Aufsichtsrat und Vorstand? Der dritte Punkt ist die Jugend- und Nachwuchsförderung. Warum gelingt es uns nicht mehr, so viele Talente wie früher hochzubringen und an den Verein zu binden? Der vierte Punkt ist die Frage nach den Werten. In welcher Art und Weise hat sich der Verein in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit dargestellt? Der fünfte Punkt ist das Problem, dass zwischen Gremien und Mitgliedern auf der einen Seite und Mannschaft und Fans auf der anderen Seite eine große Distanz besteht. Diese fünf Felder muss man aus meiner Sicht mit einem langfristigen Konzept angehen."

Der Präsident und der Verein treten für die Demokratie ein. Damit nimmt man indirekt auch Stellung zu einzelnen Parteien.

Christian Riethmüller

...das Thema Politik: "Ein Präsident darf aus meiner Sicht als Privatperson parteipolitisch sein, der Verein sollte es nicht sein. Der Verein muss sich aber gesellschaftspolitisch äußern - ein entscheidender Unterschied. Beispiel AfD: Die Privatperson Christian Riethmüller sagt ganz klar: Ich sehe die Partei extrem kritisch. Der Präsident und der Verein sollten sich so nicht zu einzelnen Parteien äußern. Aber der VfB muss gesellschaftspolitisch sagen: Wir sind zum Beispiel gegen Rassismus, gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung. Wir treten für die Demokratie ein. Damit nimmt man indirekt auch Stellung zu einzelnen Parteien."

...die Wertediskussion: "Aus Transparenz folgt Glaubwürdigkeit, auf Glaubwürdigkeit folgt Vertrauen und daraus folgt Ruhe. Es ist illusorisch, direkt Ruhe in den Verein zu bringen. Denn ohne Vertrauen geht das nicht. Ruhe heißt für mich, dass wir Diskussionen aus der Öffentlichkeit raushalten. Aber wenn man diesen Verein neu aufstellen will, dann wird es zunächst mal intern eine gewisse Unruhe geben. Strukturelle Veränderungen bringen das immer mit sich. Damit muss man aber professionell umgehen."

...die Suche nach einem zweiten Investor: "Zunächst einmal dürfen wir da nichts übers Knie brechen. Der Investor muss einen Mehrwert bringen, zu unseren Werten passen und von den Mitgliedern akzeptiert werden. In den letzten Wochen habe ich mich schlaugemacht und zum möglicherweise im Raum stehenden Unternehmen (der internationale Sportrechtevermarkter Lagardère Sports; Anm. d. Red.) habe ich eine klare Meinung: Ich sehe das sehr kritisch. Wenn andere Vereine prozessieren oder die Zusammenarbeit beenden, dann sollte uns das zu denken geben."

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Aufgezeichnet von Danny Galm