Bundesliga

Christian Streich über Yoric Ravet: "Ich kann ihn jetzt nicht bringen"

Lob für den Franzosen, der im Winter wechseln soll

Streich über Ravet: "Ich kann ihn jetzt nicht bringen"

Yoric Ravet kam im Sommer 2017 von Bern nach Freiburg.

Yoric Ravet kam im Sommer 2017 von Bern nach Freiburg. imago images

Zumindest in den Länderspielphasen darf Ravet ausnahmsweise die Trainingskluft gegen Trikot, Hose und Stutzen tauschen, wenn der SC Testspiele absolviert. Sowohl im September gegen Aarau (4:2), Oktober gegen den KSC (1:0) und vorigen Donnerstag gegen St. Gallen (0:0) stand der 30-Jährige in der Freiburger Startelf. Gegen Aarau traf er sogar doppelt. Dennoch wird Ravet wohl kein Pflichtspiel mehr für die Breisgauer absolvieren.

Im September ließ Sportdirektor Klemens Hartenbach dem glücklosen Hoffnungsträger aus dem Sommer 2017, für den der SC immerhin etwa 3,5 Millionen Euro an Young Boys Bern überwiesen hatte, die Tür zurück ins Profiaufgebot verbal zumindest ein Stück weit offen. In den Überlegungen des Trainerteams zur Aufstellung soll Ravet nach seinem Testdoppelpack angeblich wieder eine Rolle gespielt haben. Nun sind die Aussagen zu dem Spieler, der die vergangene Rückrunde an die Grasshoppers Zürich verliehen war und eigentlich schon im Sommer seinen Arbeitgeber endgültig hätte wechseln sollen, klarer.

Die Entwicklung von Yorics Persönlichkeit ist unglaublich, aber das hat was mit der Gruppe zu tun, er ist voll dabei.

Christian Streich

Christian Streich beginnt seine Ausführungen jedoch mit einem Lob. "Yoric Ravet trainiert wie ein Wahnsinniger. Ich sage immer, Yoric tut mir leid. Er sagt, Trainer alles in Ordnung. Der redet mit mir, jeden Morgen. Die Entwicklung von Yorics Persönlichkeit ist unglaublich, aber das hat was mit der Gruppe zu tun, er ist voll dabei", berichtet Streich Erstaunliches über den faktisch Aussortierten, auch wenn sie solche Begriffe beim Sport-Club nicht mögen. Dann aber sagt Streich das Entscheidende: "Aber ich kann ihn jetzt grad nicht bringen."

Eine explizite Begründung liefert Streich zunächst nicht, sondern er betont, dass man im Winter erneut einen Vereinswechsel anstrebt. "Wir probieren alles, der muss ja kicken. Er ist ein Vollblutfußballer. Es lief halt auch, Entschuldigung, Scheiße für ihn, mit Verletzungen, der Roten Karte direkt am Anfang und dann lief es auch nicht in Zürich", erklärt und fügt entschuldigend an: "Ich ziehe echt den Hut davor, wie er seit vielen Wochen damit umgeht, und es tut mir echt leid, aber ich kann nicht alle aufstellen und in den Kader nehmen."

Hartenbach wurmt diese Situation

Die Sache mit Ravet ist Streich sichtlich unangenehm. Aber es gehört auch beim für seine findige Transferpolitik bekannten Sport-Club zum Bundesliga-Alltag, dass sich eine Verpflichtung trotz begründeter Hoffnungen als Flop entpuppt. Denn, wenn Ravet aktuell besser wäre als seine Flügel-Konkurrenten Vincenzo Grifo, Roland Sallai, Chang-Hoon Kwon und Brandon Borrello, müsste Streich ihn spielen lassen - egal, wie die im Sommer gültige Hierarchie aussah. Besonders den akribischen und sparsamen Hartenbach, der auch die Scouting-Abteilung leitet, wurmt eine solche Personalie.

Ein Winterwechsel steht im Raum - der soll mit Verspätung übrigens auch bei den weiteren Sommer-Abgangskandidaten Marco Terrazzino, Florian Kath und Fabian Rüdlin, der im Rahmen der Beförderung von Lino Tempelmann wieder fest der U 23 zugeordnet wurde, gelingen.

Ansonsten läuft es natürlich prächtig beim SC, dem Überraschungsteam dieser Saison. Lesen Sie dazu den großen Report im aktuellen kicker (Montagausgabe). Darin blicken zudem Jens Todt (1994/95) in seiner Kolumne und Jan Rosenthal (2012/13) im Interview auf die beiden bisher erfolgreichsten Freiburger Spielzeiten zurück.

Carsten Schröter-Lorenz