Bundesliga

Petersen: "Wir können uns die Tabelle einrahmen"

Freiburgs Torjäger über den Lauf des SC - und Abraham

Petersen: "Wir können uns die Tabelle einrahmen"

Es läuft aktuell bei Nils Petersen und dem SC Freiburg.

Es läuft aktuell bei Nils Petersen und dem SC Freiburg. imago images

Petersen hat einen Lauf, und was für einen. In den drei vergangenen Partien spielte Freiburg gegen die ambitionierten Gegner Leipzig (2:1), Bremen (2:2) sowie Frankfurt und holte dabei starke sieben Punkte - vor allem dank vier Toren des abschlussstarken Angreifers. Einige Minuten, nachdem am Sonntagabend im Schwarzwald-Stadion rund um Übeltäter Abraham die Emotionen hochgekocht waren, stellte sich der 30-Jährige gewohnt besonnen und auskunftsfreudig den Fragen der Journalisten. Petersen sprach über...

...sein Fazit zum Spiel gegen Frankfurt: "Es war sehr emotional. Diesmal haben die Leute Eintritt für fast 100 Minuten gezahlt, das ist auch nicht oft der Fall. Drei Platzverweise, wahnsinnige Schlussphase, da war alles dabei, aber es muss nicht sein, dass es so emotional ist, dass es überkocht und wir uns auch noch eine Rote Karte einfangen. Das war am Ende nicht nötig, weil wir geführt haben, da waren wir zu hitzig und haben uns anstecken lassen. Aber am Ende gehen wir als Sieger vom Platz, das zählt."

...die große Rudelbildung nach Abrahams Rempler gegen Streich: "Zum Glück bin ich nicht so der Heißsporn, der in der Traube ganz nach vorne geht und den Körperkontakt sucht. Ich bin eher ein Schlichter. Abraham, der eigentlich ein herzensguter und angenehmer Mensch ist, war natürlich viel zu hitzköpfig. Er rennt mit vollem Tempo zur Bank. Klar will er den Ball haben, aber klar wollen wir ihn auch nicht sofort rausgeben. Das wäre in Frankfurt nicht anders gewesen. Wenn er mit dem Tempo zur Bank sprintet, muss er damit rechnen, dass er den Trainer umrammt. Das war natürlich eine klare Rote Karte. Dass wir darauf so reagieren, ist einerseits verständlich, aber wir hätten uns in gewissem Maße zusammenreißen sollen. Wir hatten es nicht nötig, weil wir geführt haben und das Spiel fast vorbei war. Jetzt verlieren wir wahrscheinlich Vince (Vincenzo Grifo, der ebenfalls Rot bekam, Anm. d. Red.) für ein paar Spiele, das ist schade."

...seinen entscheidenden Treffer, nachdem Sturmkollege Luca Waldschmidt eine flache Hereingabe von Christian Günter noch verfehlt und nur leicht berührt hatte: "Sagen wir mal, dass Luca das extra gemacht hat (grinst). Ich habe spekuliert, dass er durchrutscht. Die Bälle bringt Christian Günter gerne zurück Richtung Strafraumgrenze, weil die Verteidiger oft das Tor abdecken wollen und wir uns dann vom Gegner lösen können."

...die taktische Marschroute: "Wir haben im Vorfeld gesagt, dass wahrscheinlich der Schlüssel darin liegt, lange ein Unentschieden zu halten, weil Frankfurt durch das Donnerstagsspiel schon erschöpft war. Wir gingen davon aus, dass das Spiel spät entschieden wird. Das ist eingetroffen. Dass wir gesagt haben, im schlimmsten Fall spielen wir eben 0:0, das ist auch kein Drama, hat uns auch in die Karten gespielt. Selbst in Überzahl wollten wir uns nicht locken lassen. Dass wir am Ende einen noch einen reinmachen, ist super, wir hätten aber auch ein 0:0 genommen."

...21 Punkte nach elf Spielen: "Wir stehen jede Woche da und versuchen, die Euphorie ein bisschen rauszunehmen und zu bremsen. Wenn man aber Woche für Woche weiterhin punktet, fällt es schwer, immer noch Floskeln rauszuhauen. Das wird weniger. Aber die Mannschaften punkten trotzdem auch und daher freuen wir uns, dass wir uns weiterhin distanzieren können. Dass es so gut läuft, dafür haben wir alle hart gearbeitet. Und ich sage auch jede Woche, dass es die Kunst ist, das zu halten. Vor ein paar Wochen wurde uns ein wahnsinniges Programm vorausgesagt und jetzt haben wir trotzdem wieder drei Punkte mehr. Die Gegner spielen gerade nicht gerne gegen uns. Dass wir das geschafft haben, ist das höchste der Gefühle."

...das sehr frühe Überschreiten der 20-Punkte-Marke auf dem Weg zum alljährlich in Freiburg angestrebten Klassenerhalt: "2016/17 hatten wir zur Winterpause nach 17 Spielen 23 Punkte, das war bisher das beste Ergebnis. Jetzt sind es schon nach elf Spielen 21 Punkte, die Bilanz spricht klar für uns. Irgendwie hat man trotzdem noch einen unruhigen Magen, wenn man sieht, dass Teams wie Union Berlin auch weiterhin punkten. Man weiß gar nicht, wem man aktuell die Daumen drücken soll. Eher den Teams hinten? Oder denen, die im Mittelfeld stehen? Wir wissen noch gar nicht so richtig, in welche Tabellensphäre wir gehören. Wenn man die Spiele anschaut, sind wir nicht immer unbedingt die bessere Mannschaft, aber wir sind aktuell sehr effizient. Aktuell spielt man nicht gerne gegen uns, weil wir unangenehm sind und wir haben eine Phase, wo vieles für uns läuft. Das kann auch mal wieder anders sein. Aktuell tun wir viel dafür, dass wir das Glück behalten."

...die aktuelle Stimmung beim SC: "Wir können uns mal die Tabelle einrahmen, sie gerne anschauen, uns freuen und auch ein bisschen träumen. Das muss auch mal drin sein. Trotzdem müssen wir jetzt nacheinander in Leverkusen und Gladbach spielen. Das sind zwei richtige Brocken auswärts, wo wir in den vergangenen Jahren auch nicht so oft gut aussahen. Deswegen können wir in drei Wochen nochmal sprechen, wie es aussieht."

Aufgezeichnet von Carsten Schröter-Lorenz