Bundesliga

Das Roussillon-Rätsel

Wolfsburg: Vom Shootingstar zum Sorgenkind

Das Roussillon-Rätsel

Läuft der Bestform derzeit weit hinterher: Wolfsburgs Jerome Roussillon.

Läuft der Bestform derzeit weit hinterher: Wolfsburgs Jerome Roussillon. imago images

Das Lachen ist verschwunden. Mit versteinerter Miene ist Jerome Roussillon in den vergangenen Wochen deutlich häufiger zu sehen. Es ist offensichtlich: Der Spaßfußballer hat aktuell seinen Spaß verloren. Gehörte der Linksverteidiger in der vergangenen Saison noch zu den Entdeckungen der Liga, ist er beim VfL Wolfsburg derzeit nur Mitläufer. Bestenfalls.

Roussillons Bilanz fällt bisher ernüchternd aus

So auch am Sonntag beim 0:2 gegen Leverkusen. Wenn etwas nach vorne ging im Wolfsburger Spiel, dann meist über die rechte Seite. Das Bemühen lässt sich Roussillon nicht absprechen, doch anders als noch im Vorjahr gelingt ihm in dieser Spielzeit bislang herzlich wenig. Und das ist einer der Hauptgründe dafür, weswegen sich Wolfsburg offensiv so enorm schwertut. Durch das 3-4-3-System, das Neu-Trainer Oliver Glasner im Sommer eingeführt hat, ist ein Offensivspieler gegen einen zusätzlichen Verteidiger getauscht worden, zudem entschärfte es bislang mit Roussillon eine der stärksten VfL-Waffen. Acht Vorlagen, so sagte der 26-Jährige vor Saisonbeginn, seien sein Ziel nach zuvor drei Treffern und sechs Assists in seiner Bundesliga-Debütsaison. Nach elf Saisonspielen, von denen der Flügelspieler neun absolviert hat, fällt die Bilanz ernüchternd aus: ein Treffer (beim 3:0 am 2. Spieltag bei Hertha BSC) und nicht eine Vorlage.

Mit Renato Steffen erwächst Konkurrenz

Das Roussillon-Rätsel. Wie kam es zum extremen Formverfall? "Er ist ein super Kerl, der immer versucht, das Beste zu geben, gerade aber nicht vor Selbstvertrauen strotzt", sagt Glasner. "Weil ihm auch diese Leichtigkeit fehlt." Es ist bekannt, dass Roussillon stark mit der neuen Ausrichtung fremdelt. Glänzte er unter Bruno Labbadia defensiv wie offensiv noch links in der Viererkette, so sehr findet er als alleiniger Spieler auf der linken Außenbahn noch nicht den richtigen Zugang. "Ich brauche noch Zeit, um mich in diesem System wohlzufühlen", sagte er Mitte September. Zwei Monate später ist er wenig bis gar nicht vorangekommen, mit Renato Steffen hat er mittlerweile sogar einen echten Konkurrenten auf seiner Position.

Es ist eine der wichtigsten Aufgaben für Trainer Glasner, Roussillon wieder in Form zu bringen. Um das derzeit leicht ausrechenbare Offensivspiel variabler zu bekommen und der Abwärtsspirale nach sieben Pflichtspielen ohne Sieg und vier Pleiten in Folge zu entfliehen. "Wir versuchen das alle, es ist unsere gemeinsame Aufgabe mit ihm", erklärt der Coach, dessen Rezept so aussieht: "Das Hauptding ist, dass ich ihn einfach in Ruhe lasse, damit er Vertrauen zurückgewinnt. Mir ist auch bei ihm nicht bange, dass er wieder an die alte Form herankommen wird." Das Spiel gegen Leverkusen (kicker-Note 4,5) wertete der Fußballlehrer als "Schritt in die richtige Richtung". Davon müssen freilich noch ganz viele kommen.

Thomas Hiete

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