Bundesliga

Wegen Armin Veh: Zeitspiel beim 1. FC Köln mit Achim Beierlorzer

Köln: Verpflichtung eines neuen Geschäftsführer Sport oberstes Gebot

Wegen Veh: Zeitspiel mit Beierlorzer

Wie geht es mit dem Duo des 1. FC Köln weiter? Trainer Achim Beierlorzer (li.) und Noch-Geschäftsführer Sport Armin Veh.

Wie geht es mit dem Duo des 1. FC Köln weiter? Trainer Achim Beierlorzer (li.) und Noch-Geschäftsführer Sport Armin Veh. imago images

Nicht nur zwischen den Zeilen ist die Stellungnahme des Vorstands äußerst aussagekräftig. Das beginnt schon mit dem ersten Teil des Statements: "Der Vorstand ist mit dem Ziel angetreten, den 1. FC Köln nachhaltig in der Bundesliga zu etablieren. Jedoch gelingt uns das nicht mit Schnellschüssen und nicht über Nacht. Dafür braucht es Gemeinsamkeit und eine gewisse Zeit. Wir haben viele grundlegende Entscheidungen zu treffen."

Doch die einzige Entscheidung, die bislang von den Gremien getroffen wurde, die am Montag bis tief in die Nacht hinein berieten, ist die, dass Achim Beierlorzer, dessen Beurlaubung am Montag schon als fix angesehen wurde, auch am Freitag im Spiel gegen Hoffenheim auf der Trainerbank des Aufsteigers sitzen wird.

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Beierlorzer Achim

Verliert der FC gegen Hoffenheim, ist Beierlorzer wohl den Job los

Allerdings dürfte Beierlorzers Chance - und damit zu der ersten klaren Botschaft - zeitlich deutlich begrenzt sein. Schließlich heißt es weiter: "Geschäftsführung und Sportkompetenzteam sind davon überzeugt, dass die Mannschaft und das aktuelle Trainerteam gegen Hoffenheim gemeinsam am Freitag die Wende schaffen können. Dabei unterstützen wir sie. Dass es im Fußball am Ende auf Ergebnisse ankommt, ist dennoch jedem klar." Sprich: eine weitere Niederlage würde Beierlorzer wohl endgültig den Job kosten.

Vorstand steht offenbar nicht hinter Beierlorzer

Was aber auch als zweite Botschaft zwischen den Zeilen herauszulesen ist: Das Ergebnis, mit Beierlorzer weiter zu arbeiten, basiert doch nicht auf der kompletten Überzeugung aller Gremien. Denn: Nur "Geschäftsführung und Sportkompetenzteam" sind davon überzeugt, dass der Trainer den Turnaround gegen Hoffenheim schaffen kann. Der Vorstand offenbar nicht. So stellen sich beide Geschäftsführer, Armin Veh und Alexander Wehrle, hinter Beierlorzer, so dass die offensichtliche Position des Vorstandes noch nicht zum Tragen kommen kann. Schließlich wäre so ein Rauswurf Beierlorzers nur bei einem gleichzeitigen Bruch mit beiden Geschäftsführern möglich.

Eine besondere Note enthält dieser Part, weil laut Pressemitteilung angeblich auch das Sportkompetenzteam, Jörg Jakobs und Erich Rutemöller, für Beierlorzers Bleiben plädieren. Jakobs und Rutemöller, die als Berater des Vorstands fungieren. Somit würde also der Vorstand eine andere Position als seine Berater einnehmen. Was absurd klingt, ist aber eher als ein Winkelzug anzusehen, damit nicht der den Tatsachen entsprechende Eindruck entsteht, dass allein die komplette Geschäftsführung Beierlorzers Rausschmiss im Wege steht.

Wie sich die Kräfteverhältnisse in naher Zukunft darstellen, bleibt abzuwarten. Schließlich ist der FC gezwungen, zeitnah einen Nachfolger von Veh präsentieren, der vor drei Wochen dem Vorstand mitgeteilt hat, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Die Vorarbeiten sind für diese Personalie erledigt. Jetzt kann und muss man konkret werden, wie der Mitteilung zu entnehmen ist: "Armin Veh hat uns schon vor einigen Wochen über seine Entscheidung informiert, nicht über den 30. Juni 2020 hinaus zur Verfügung zu stehen. Mit dem Sportkompetenzteam und dem Gemeinsamen Ausschuss haben wir diese Zeit genutzt. Wir haben die Anforderungen an die neue Sport-Geschäftsführung herausgearbeitet und eine Personalberatung mit der Suche des Nachfolgers von Armin Veh beauftragt. Eine Vorauswahl von Kandidaten wurde bereits getroffen."

Was macht Wehrle?

Die dritte klare Botschaft also lautet: Die Berufung des neuen Sportchefs ist der erste Schritt, den der FC machen muss. Schließlich gibt es keine sinnvolle Alternative dazu, den neuen Geschäftsführer Sport das letzte Wort bei der Trainerauswahl zu lassen. Wenn Veh, der in dieser Personalie keine Funktion mehr haben kann, auch nicht mehr formal auf seinem Posten sitzt, wäre der Weg frei für eine Beurlaubung Beierlorzers und die Verpflichtung dessen Nachfolgers. Ein Trainerwechsel, nach welchem auch Wehrle sich entscheiden müsste, ob er den neuen Weg des FC mitgehen möchte.

Denn klar ist in jedem Fall: Der FC muss sich neu aufstellen. Doch er befindet sich in einem Dilemma. Wie hieß es eingangs in der Pressemitteilung? "Dafür braucht es Gemeinsamkeit und eine gewisse Zeit."Das Problem und gleichzeitig die vierte klare Botschaft: Beim FC ist derzeit beides nicht vorhanden. Allein: Durch das Festhalten an Beierlorzer verschafft sich der Klub nur etwas Luft bei der Suche des neuen Sportchefs.

Stephan von Nocks