2. Bundesliga

Selimbegovic: "...das ist brutal schwer zu verkraften"

Regensburgs Trainer im kicker-Interview

Selimbegovic: "...das ist brutal schwer zu verkraften"

Insgesamt zufrieden mit der Punkteausbeute: Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic.

Insgesamt zufrieden mit der Punkteausbeute: Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic. imago images

Herr Selimbegovic, Sie haben nach dem 3:3 gegen Osnabrück gesagt, in dieser 2. Liga sei jeder einzelne Punkt Gold wert. Müssen Sie nach dem Verlauf der ersten 60 Minuten nicht vielmehr den Verlust von zwei Punkten beklagen?
Das bringt mir diese zwei Punkte ja nicht wieder... Sehen Sie: Ich gehe immer positiv an die Sache heran. Ich habe schon ein paar Spiele gesehen, und solche Spiele wie am Freitagabend kannst du auch verlieren. Wenn du zweimal mit zwei Toren führst und das aus der Hand gibst - das ist brutal schwer zu verkraften. Da müssen wir uns weiter entwickeln, wir wissen, dass es besser geht.

18 Punkte wären sehr beruhigend gewesen.
Ja, klar. Aber selbst mit 18 Punkten hat man noch lange nichts erreicht. Zuletzt lag das Matchglück auf unserer Seite, am Freitag nicht. Da hätten wir nach der ersten Halbzeit noch höher führen können, und außerdem hatten wir Pech mit Jan-Marc Schneiders Pfostenschuss, das wäre das 4:1 gewesen.

Nun stehen Sie nach 12 Spielen bei 16 Zählern. Das ist einer weniger als vergangene Saison, aber vier mehr als im Aufstiegsjahr. Zufrieden?
Wir wussten, dass wir nach dem personellen Wechsel im Sommer Zeit brauchen werden, deshalb können wir zufrieden sein. Außer, dass wir im Moment eine Verletzungsproblematik haben, wie wir sie nicht kennen.

Die erste Halbzeit war bärenstark. Ist das jetzt die neue Messlatte?
Daran müssen wir anknüpfen. Schade, dass wir anschließend nicht konsequent genug verteidigt haben.

Lag es an der Auswechslung von Marcel Correia? Sie mussten ihren Abwehrchef, der seit Wochen in beständig guter Form ist, runternehmen, weil der Schiedsrichter ihn nach dessen erstem Foul verwarnt hat und ihm nach dem zweiten Foul sagte, er würde bei der nächsten Kleinigkeit Gelb-Rot sehen.
Nein, an der Position selbst lag es nicht. Tim Knipping, der für ihn kam, hat seine Sache gut gemacht. Wir hatten dadurch aber eine Wechseloption weniger.

Das alleine erklärt doch aber nicht den Leistungsabfall ab der 60. Minute.
Natürlich nicht. Aber: Wir hatten eine Startelf, die zum ersten Mal so zusammengespielt hat. Einige Spieler hatten lange nicht mehr gespielt oder bislang nur Kurzeinsätze. Wir hatten schon befürchtet, dass der eine oder andere mit zunehmender Spieldauer Probleme kriegen könnte und dass Abstimmungsprobleme drohen aufgrund fehlender Automatismen. Wir sind ja nicht ausgekontert worden, es waren immer genug Leute hinten. Wir waren bei den Gegentoren nur schlecht positioniert.

Warum haben Sie nicht auf der Sechs gewechselt? Marc Lais und Max Besuschkow wirkten platt und standen ganz oft viel zu hoch für ein Team, das einen Vorsprung zu verteidigen hat.
Ja, stimmt, wir waren insgesamt zu gierig, haben teilweise sehr hoch attackiert, wo es besser gewesen wäre, mal abzuwarten. Auf der Sechs mussten die Jungs besonders hart arbeiten. Ich hätte dort gerne gewechselt, als die Kräfte schwanden, aber das ging nicht. Der erste Wechsel, der von Correia, wurde uns quasi aufgezwungen. Dann musste Flo Heister runter, der hatte Krämpfe. Und dann hat Sebastian Stolze signalisiert, dass es nicht mehr lange geht. Er hat schon länger Rückenprobleme und hatte letzte Woche gar nicht trainiert. Es gab aber noch zwei, drei Spieler, die man auch hätte auswechseln müssen. Dass bei Spielern, die lange nicht mehr gespielt hatten, die Kräfte nicht voll da sein könnten bei unserer intensiven Spielweise, das war uns klar.

Heißt das, dass die Ersatzspieler nicht so fit sind wie die Stammspieler? Erstmals ist Ihr Team weniger gelaufen als der Gegner (119,45 km zu 120,07 km, d. Red.) - zwar nur 620 Meter, aber immerhin.
Es gibt für die Reservisten ja immer das Spielersatztraining, aber das ist natürlich nicht so intensiv wie ein Spiel. Auf höchstem Level hole ich mir die letzten Körner aus den Spielen, und bei Leuten wie Heister oder Schneider, die wochenlang nicht gespielt haben, kann das schon ein paar Prozent ausmachen. Und dann: Der Gegner hat in der ersten Halbzeit nicht viel Kraft verbraucht, wir dagegen haben ein Feuerwerk abgebrannt. Da muss man eben cleverer sein und hin und wieder in den Ballbesitzmodus schalten. An diesen Punkten werden wir arbeiten.

Nur der HSV und Bielefeld haben mehr Tore geschossen als der Jahn, und das trotz der Abgänge von Adamyan und Al Ghaddioui.
Ja, es ist schon positiv, wenn man viele Tore schießt... Ich denke, es liegt an der Art und Weise, wie wir Fußball spielen: oft unterhaltsam, immer mutig, leider nicht immer erfolgreich. Und es ist ein Zeichen für das Vertrauen, das wir unseren Spielern geben: Dass wir es ihnen zutrauen, anstatt nur davon zu reden, wer alles weg ist aus unserem Team. Wir werden ja immer gelobt für unsere Mentalität. Das ist sehr nett - aber ohne Qualität geht's auch nicht.

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