Bundesliga

Fortuna-Boss Röttgermann: Kämpferisch gegen Maulwurf und Störfeuer

Führungskrise, Vetternwirtschaft, Blender

Fortuna-Boss Röttgermann: Kämpferisch gegen Maulwurf und Störfeuer

Gibt sich kämpferisch: Fortunas Vorstandschef Thomas Röttgermann.

Gibt sich kämpferisch: Fortunas Vorstandschef Thomas Röttgermann. picture alliance

Viel mehr als über das verdiente 1:1 gegen den VfL Wolfsburg wurde am Wochenende über die Vorwürfe diskutiert, die zunächst das Handelsblatt aufgebracht hatte, und die in einer Geschichte auf Spiegel online aufgegriffen und ergänzt wurden. Beide Blätter zitieren aus internen Mails von Vorstandschef Thomas Röttgermann, der seit Mitte April bei Fortuna Düsseldorf als Nachfolger von Robert Schäfer im Amt ist.

Herrscht wirklich Führungschaos? Ist der neue Fortuna-Chef ein Blender? Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht die Anschuldigung, Röttgermann habe die Ablösesumme von Benito Raman schöngerechnet. "Als nördlich von 13 Millionen" hatte Röttgermann den Deal gegenüber dem kicker bezeichnet. Hat er in der Summe übertrieben? Der Verein jedenfalls bleibt bei dieser Darstellung. Tatsache ist und bleibt, dass sich das Volumen eines Transfers erst im Nachhinein darstellen lässt. Die erste vereinbarte Tranche von 6,5 Millionen ist unstrittig, dazu kommen natürlich verschiedene Boni bis hin zu einem möglichen Wiederverkauf Ramans, an dem Fortuna profitiert. Nur mal angenommen, der kleine Belgier würde sich überragend entwickeln und damit für europäische Topklubs interessant, dann könnte letztlich die Ablösesumme sogar bei 20 Millionen oder mehr liegen, das weiß heute noch niemand.

Schneider poltert - Vorwurf der Kungelei nicht haltbar

Dass Fortuna Düsseldorf überhaupt mit einer Zahl an die Öffentlichkeit ging, um die Vorwürfe im Spiegel zu entkräften, erzürnte allerdings die Schalker Verantwortlichen. "Ich war extrem irritiert, als ich die Pressemitteilung von Fortuna Düsseldorf gelesen habe", sagte Schneider nach dem 5:1 der Schalker in Paderborn am Sonntagabend auf Nachfrage des kicker. "Ich habe großen Respekt vor der Fortuna, aber was sich Röttgermann hier erlaubt hat, ist ohne Worte." Konkret: "Wie man sich so über eine Vertraulichkeitsklausel, die im Vertrag verankert ist, hinwegsetzen kann, irritiert mich (...). Und darüber hinaus sagte er die Unwahrheit. Er suggeriert Zahlen, die nicht da sind", polterte Schneider.

Inzwischen haben sich die Wogen zwischen den beiden West-Vereinen geglättet. "In einem Telefonat zwischen Röttgermann und Schneider seien am Montag "Missverständnisse im Rahmen des Transfers von Benito Raman aus dem Weg geräumt" worden. "Röttgermann und Schneider klärten in dem persönlichen Gespräch sämtliche Unstimmigkeiten, auch hinsichtlich öffentlicher Äußerungen, auf und betonten das gute und freundschaftliche Verhältnis zwischen Fortuna Düsseldorf und dem FC Schalke 04. Ebenso bestand Einigkeit darin, dass Vertragsdetails bei Vereinbarungen zwischen beiden Klubs in Zukunft nicht mehr öffentlich kommentiert werden."

Der Vorwurf der Kungelei oder Vetternwirtschaft lässt sich unterdessen leicht entkräften. Röttgermann holt den alten Vertrauten Felix Welling vom VfL Wolfsburg zur Fortuna; in Düsseldorf soll der neue Mann Direktor Strategie und Marke werden. Einen Mann des Vertrauens für eine Top-Position zu holen, dessen Arbeit man einschätzen kann, ist durchaus nicht unüblich in Wirtschaft oder Sport, wo ja zum Beispiel auch Trainer gerne Assistenten oder Teile ihrer Trainerstäbe zu einem neuen Klub mitnehmen. Dass Röttgermann während seiner Düsseldorfer Zeit weiter an einer Fußball-App gearbeitet hat, ohne den Aufsichtsrat zu informieren, ist längst besprochen und ausgeräumt, also bleiben unter dem Strich kaum Vorwürfe in Richtung des Vorstands-Chefs, auch wenn sich natürlich der Aufsichtsrat weiterhin mit der Thematik beschäftigt.

Es gibt Büchsenspanner, Menschen, die im Gebüsch sitzen, größere Ziele verfolgen und damit Fortuna schaden wollen.

Thomas Röttgermann

Die ganzen Angriffe aber haben "den Kampfgeist in mir geweckt", sagte Röttgermann der Rheinischen Post. Seine Erklärung für die lancierten Geschichten: "Es gibt Büchsenspanner, Menschen, die im Gebüsch sitzen, größere Ziele verfolgen und damit Fortuna schaden wollen." Er sei ein Mensch mit einer ganz normalen Fehlerquote, sagt Röttgermann, "aber ich gehe auch ganz sicher jetzt nicht in Sack und Asche." Seine Ursachenforschung nach den Motiven der Geschichten: "Ich bin nur der Ansatzpunkt, um Ziele zu erreichen. Da ist jemand an Informationen bekommen und hat offensichtlich gedacht: Das reicht, um die oder die handelnde Person nachhaltig zu beschädigen. Ich habe den Verdacht, daraufhin wurde es zu einer journalistischen Auftragsarbeit."

Ermittelt wird überdies im Verein, wer der Maulwurf ist, der die internen Mails nach außen weitergegeben hat. "Es kann sein, dass wir gehacked wurden", sagt Röttgermann. "Es kann sein dass jemand die E-Mails abfotografiert hat. Oder jemand hat meinen E-Mail Zugang benutzt. Wir wissen es noch nicht."

Oliver Bitter