Bundesliga

Hertha zahlt US-Investor KKR 71,2 Millionen Euro

Berliner beenden Partnerschaft

Hertha zahlt US-Investor KKR 71,2 Millionen Euro

Erwartet einen Rekordumsatz für 2017/18: Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller.

Erwartet einen Rekordumsatz für 2017/18: Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller. picture alliance

Eine Geschichte, von der Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller am Dienstag sagte: "Diese Partnerschaft hat uns extrem geholfen. Es war zu dem Zeitpunkt die richtige Entscheidung, der richtige Partner und die richtige Struktur." 71,2 Millionen Euro kostet den Klub die Auszahlung des bisherigen Anteilseigners, die den Weg freimachen soll für einen neuen Großinvestor. Den Großteil der Summe bringt Hertha mit Hilfe einer 40-Millionen-Euro-Anleihe auf, die bei institutionellen Kapitalgebern in insgesamt neun europäischen Ländern platziert wurde.

Anders als bei den Fan-Anleihen 2004 und 2010 und den Crowdlending-Aktivitäten 2016 und 2017 wurde das Geld diesmal nicht bei privaten, sondern bei institutionellen Anlegern eingesammelt: bei Vermögensverwaltern, Banken und Versicherungen. Bereits zwei Tage vor Ablauf der einwöchigen Zeichnungsfrist war die Anleihe komplett gezeichnet. Knapp die Hälfte wurde in Deutschland platziert, die andere Hälfte verteilt sich auf acht andere europäische Länder (Schweiz, Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Großbritannien).

Hertha BSC - Vereinsdaten
Hertha BSC

Gründungsdatum

25.07.1892

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Die Anleihe ist unbesichert. Hertha verzinst die Anleihe mit 6,5 Prozent, hat aber das einseitige Recht, sie frühestens nach zweieinhalb Jahren zu kündigen. "Wir haben damit Planungssicherheit und können mit dem Geld fünf Jahre arbeiten", sagte Schiller. "Wenn es aber zu Geldzuflüssen, die nicht geplant waren - etwa durch eine neue Investoren-Beteiligung oder Spielertransfers - kommt, haben wir die Möglichkeit, die Leihe vorfristig zurückzuzahlen."

Die Anleihe ist börsennotiert und an den Börsen in Frankfurt/Main und Stockholm handelbar. "Vor fünf, sechs Jahren wären wir nicht annähernd in der Lage gewesen, eine solche Anleihe aufzulegen", betonte Herthas Finanzboss. "Die Basis für die Emission war die positive wirtschaftliche Entwicklung des Vereins. Die Kapitaldienst-Fähigkeit von Hertha BSC ist eine völlig andere als damals."

Vereinbarung mit KKR galt ursprünglich bis 2021

71,2 Millionen Euro muss Hertha aufbringen, um die Verpflichtungen gegenüber KKR komplett zu bedienen. Neben den 40 Millionen aus der Anleihe wollen die Berliner dafür auch Bankkredite sowie Vorauszahlungen von Sponsoren- und Hospitality-Erlösen verwenden. Ursprünglich war die Anfang 2014 fixierte Vereinbarung mit KKR bis 2021 angelegt. Nach der vergangenen Saison forcierten beide Seiten Planspiele, die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden. Das Private-Equity-Unternehmen aus New York verkauft seine Anteile mit deutlichem Gewinn - und Hertha kauft sich ein Stück Unabhängigkeit zurück, wird nach dem Rückkauf wieder über 100 Prozent seiner Anteile verfügen und verbessert nach Schillers Worten die Aussichten, einen neuen Groß-Investor zu finden.

Die bislang bestehende Beteiligung von KKR reduzierte das Interesse potenzieller neuer Investoren offenbar. "Ich glaube, dass unter den veränderten Vorzeichen ein großes Markt-Interesse besteht. Das soll nicht heißen, dass heute oder morgen jemand in der Geschäftsstelle sitzt, um Verträge zu unterschreiben, aber es wird nicht nochmal so lange dauern wie zwischen der Gründung der KG (2002, d. Red.) und dem Einstieg von KKR. Die Attraktivität hat sich sehr gesteigert und der Unternehmenswert von Hertha hat sich sehr positiv entwickelt", so Schiller.

Hertha ist 250 Millionen Euro wert

2014 hatte Hertha den eigenen Unternehmenswert auf 220 Millionen taxiert, am Dienstag bezifferte Schiller den aktuellen Wert auf "250 Millionen" und sagte: "Der Fußball-Markt ist generell sehr attraktiv geworden: für Anleger, Sponsoren und Medienpartner. Und wir glauben, dass wir bei Hertha nochmal eine Eigenkonjunktur haben." Zur Finanzierung eines möglichen Stadion-Neubaus bestehe "kein direkter Zusammenhang", sagte Schiller. Dennoch ist klar, dass Hertha die geplante neue Arena, die man nach dem Ende des jetzigen Olympiastadion-Mietvertrages 2025 beziehen möchte, mit Hilfe eines Großinvestors stemmen will.

Hertha hatte 2014 von KKR insgesamt 61,2 Millionen Euro erhalten - angesichts der damaligen finanziellen Situation des Klubs eine vermutlich existenziell wichtige Maßnahme. Hertha konnte mit dem Geld die zinstragenden Verbindlichkeiten bei Banken tilgen, das Eigenkapital erhöhen, Rechte - etwa im Cateringbereich - zurückkaufen und musste in den Folgejahren weniger Leistungsträger verkaufen, als das sonst nötig gewesen wäre. Für 18 Millionen davon hatte KKR zunächst 9,7 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA erworben. Der Rest der 61,2 Millionen waren ein verzinstes Darlehen und ein Signing Fee.

Schiller kündigt Rekordumsatz an

Inzwischen wurde die KKR-Beteiligung in zwei Schritten auf 12,79 Prozent erhöht, ohne dass neues Geld an Hertha geflossen ist. Beim Vertragsabschluss wurde KKR seinerzeit eine Aufstockung der Beteiligung auf bis zu 33 Prozent optional zugesichert. "Unsere Entwicklung wäre ohne KKR eine andere gewesen", sagte Schiller. "Aber die Zusammenarbeit war immer auf Zeit angelegt. Es war klar, dass das kein strategischer Partner ist, der auf Dauer bei einem bleibt." Jetzt geht Herthas Reise Richtung Zukunft ohne KKR weiter. Ende November wird Schiller Herthas Mitgliedern die Zahlen des Geschäftsjahres 2017/18 vorlegen. Am Dienstag kündigte er "einen Rekordumsatz und ein positives Ergebnis" an - es wäre der erste Jahres-Gewinn seit 2014.

Steffen Rohr

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