Fast acht Jahre ist es schon her. Und doch erinnert sich Andries Jonker, damals Co-Trainer beim FC Bayern München, noch bestens an seine Anfänge mit Mario Gomez. Der Niederländer leitete zu jener Zeit die wöchentlich mehrmals stattfindenden Drei-gegen-drei-Spiele im Bayern-Training an. Trainer Louis van Gaal entschied damals, wer gegen wen antreten musste. Jonker erklärt: "Er hat immer die orangenen Leibchen an diejenigen gegeben, die er für besser gehalten hat. Und blaue Leibchen für diejenigen, die er für weniger gut gehalten hat." Jonker übernahm das blaue Team, der zweite Assistent, Hermann Gerland, die Orangenen. Die Spieler wussten über das vorgenommene Ranking ihres Trainers. "Das war am Anfang ein bisschen hart", sagt Jonker, "aber nach zwei, drei Wochen war das akzeptiert."
Für Mario Gomez war das eine schwere, aber lehrreiche Zeit. Der damalige Neuzugang vom VfB Stuttgart musste sich durchbeißen. "Mario", erzählt Jonker, "trug das erste Jahr nur blau, er war nur in meiner Mannschaft. Er hat sich schwergetan mit dem Niveau, fußballerisch hat er sich schwergetan. Aber Mario hat immer die Bälle ins Tor geschossen, das ist immer seine Qualität geblieben."
Spielersteckbrief Gomez
Trainersteckbrief Jonker
Im zweiten Jahr, erinnert sich der heutige Wolfsburger Coach, wurde Gomez schließlich Torschützenkönig. Und: In den letzten fünf Spielen der Saison 2010/2011, als Jonker nach der Entlassung van Gaals auf den Cheftrainerposten rückte, traf Gomez neunmal. Zum umjubelten Abschluss gegen Stuttgart (2:1) wechselte der Coach seinen Torjäger drei Minuten vor Schluss aus. "Ich habe ihm den Publikumswechsel gegeben." Von "Team blau" zum Toptorjäger bei den Bayern. "Das", sagt Jonker, "ist meine Geschichte mit Mario."
Das kannst du nicht, bleib weg!
Andries Jonker zu Mario Gomez
Die nun weitergeschrieben wird. Saß Gomez vor einer Woche noch unter Ex-Coach Valerien Ismael auf der Bank, beorderte ihn Jonker nun zurück in die Startelf. Und der 31-Jährige dankte es mit seinem Tor in Mainz. "Ich versuche ihn dort zu nutzen, wo er am besten ist", erläutert der Trainer. Der Niederländer sagt seinem Angreifer dann auch mal: "Das kannst du nicht, bleib weg!" Gomez soll vor das Tor. Dorthin, wo er am besten ist. Denn, so Jonker: "Das kann er überragend. Er muss zum Tor laufen und nicht in die andere Richtung."
Und was sagt Gomez über Jonker? "Ich weiß, dass er an meine Stärke glaubt. Und ich glaube an ihn als Trainer." So einfach kann Fußball sein.
