Bundesliga

Doppel-Schock für Gündogan

Drei Monate Pause für den BVB-Strategen?

Doppel-Schock für Gündogan

Erneuter Rückschlag: Ilkay Gündogan verpasst nach der WM auch die EM.

Erneuter Rückschlag: Ilkay Gündogan verpasst nach der WM auch die EM. imago

In einer ersten Stellungnahme sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Das ist natürlich ein Rückschlag für uns alle. Wünschen wir ihm, dass er bald wieder zurückkehrt." Löw muss bei den kontinentalen Titelkämpfen auf einen seiner versiertesten Strategen verzichten. Borussia Dortmund verliert im Saison-Endspurt einen Fixpunkt im zentralen Mittelfeld.

Dass Gündogan schon 2014 bei der Weltmeisterschaft nicht zur Verfügung stand, macht die Sache für ihn doppelt bitter. Brasilien hatte der 25-Jährige wegen einer Nervenwurzel-Entzündung im Rücken verpasst. Insgesamt 14 (!) Monate musste er deshalb pausieren. Im Oktober 2014 startete er seine Karriere neu und überwand seine Zweifel, "ob es überhaupt noch einmal reicht". Gündogan nahm einen langen Anlauf und kam zurück.

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Der Dortmunder Profi hatte eine wahre Ärzte-Odyssee absolviert, bis er sich im Juni 2014 einem minimalinvasiven Eingriff an der Lendenwirbelsäule unterzog und damit die entscheidenden Weichen für sein Comeback stellte. Gündogan, der ziemlich sicher im deutschen Aufgebot für Brasilien gestanden hätte, tröstete sich: "Ich bin noch jung. Wenn alles gut läuft, habe ich noch zwei, drei Weltmeisterschaften, an denen ich teilnehmen kann."

Aktuell hatte der Mittelfeldstar, der beim BVB auf durchschnittlich 110 Ballkontakte pro 90 Minuten kommt, seine ganzen Hoffnungen in das Pokal-Endspiel, den Höhepunkt auf Vereinsebene, und in das jetzt anstehende Turnier in Frankreich gelegt. Auf die EURO freute er sich "noch mehr, als ich es ohnehin getan hätte" - eben, weil er vor zwei Jahren nicht mithelfen konnte, den Titel zu gewinnen. Jetzt hat der Schock über eine neuerliche Verletzung diese Vorfreude abgelöst – Gündogan ist raus. Tragisch.

Gibt es Auswirkungen auf Gündogans Zukunftspläne?

Noch nicht abzusehen ist, ob die Knieverletzung Auswirkungen auf Gündogans Zukunftspläne hat: Eigentlich wollte er in diesem Sommer Pep Guardiola auf die Insel folgen und zu Manchester City wechseln. Bisher ist die Realisierung dieses Transfers an unterschiedlichen Vorstellungen über die Ablösesumme gescheitert. Verlässliche Angaben darüber, wie lange Gündogan pausieren muss, liegen noch nicht vor. Vom kicker dazu befragte Experten gehen von einer nötigen Operation aus und veranschlagen Gündogans Ausfallzeit mit "mindestens drei Monaten". Als Koryphäe auf diesem Gebiet gilt der Berliner Chirurg Dr. Arno Schmeling. Der Spieler gibt sich auf seiner Facebook-Seite kämpferisch. "Ich bin natürlich wahnsinnig traurig darüber, dass ich nun weder im Pokalfinale, noch bei der EM in Frankreich mit dabei sein kann. In Selbstmitleid verfallen war aber noch nie die Lösung - nach dem ersten Schock über die Diagnose hilft jetzt nur positiv nach vorne zu schauen, um wieder mit Vollgas schnell fit zu werden."

Zuletzt hatte der 16-malige Nationalspieler mit kleineren Blessuren zu kämpfen. Erst im Pokal-Halbfinale bei Hertha BSC (3:0) hatte er kurz nach seiner späten Einwechslung einen Schlag aufs Sprunggelenk bekommen. Dabei war auch ein Nerv erwischt worden, der in den Fuß ausstrahlt. Gündogan war zehn Tage dienstunfähig. Von 53 Dortmunder Pflichtspielen unter Tuchel machte Gündogan immerhin 40 mit. In der Bundesliga wurde ein kicker-Notenschnitt von 2,92 für ihn notiert. 88 Prozent seiner Pässe erreichten ihren Adressaten.

Thomas Hennecke