VfB-Coach Tim Walter musste gegenüber dem 1:0-Pokal-Erfolg in Rostock auf einer Position umstellen. Mangala, der sich beim Spiel an der Ostseeküste eine Innenbanddehnung zugezogen hatte, musste passen und wurde durch Al Ghaddioui ersetzt. Dadurch kam es auch zu Positionswechseln: Didavi rückte vom Angriff auf die Zehn, Ascacibar von der offensiven Zentrale auf die Halbposition in der Raute.
Bei den Gästen aus Hamburg stellte Trainer Jos Luhukay nach dem 4:3 im DFB-Pokal beim VfB Lübeck personell wie taktisch um: Hoffmann, Carstens, Becker und Lankford schickten das Quartett Hornschuh, Sobota, Buchtmann und Gyökeres auf die Ersatzbank. Von einem System mit Dreierkette wechselte Luhukay auf ein 4-2-3-1.
VfB macht das Spiel, St. Pauli das Tor
Der VfB wurde seiner Favoritenrolle zumindest spielerisch schnell gerecht und hatte von Beginn an deutlich mehr Ballbesitz als die Gäste aus Hamburg. Diese zogen sich in der Defensive erwartungsgemäß meist geschlossen in die eigene Hälfte zurück und lauerten auf Balleroberungen und schnelle Umschaltbewegungen, die anfangs jedoch noch im Sand verliefen. Trotz spielerischer Überlegenheit kamen die Stuttgarter in der Anfangsviertelstunde auch nicht über einen Castro-Kopfball (2.) und einen Distanzschuss von Stenzel (11.) hinaus.
Und plötzlich ging das Hamburger Rezept auf. Ein Konter über Conteh, der gleich vier Gegenspieler ausspielte bereitete das 1:0 durch Möller Daehli vor. Der Norweger schob aus 15 Metern zentraler Position mit der Innenseite ein (18.). Rein spielerisch wurde die Partie damit auf den Kopf gestellt. Conteh (23.) und erneut Möller Daehli (25.) hätten anschließend sogar noch weiter erhöhen können.
Nach wie vor hatte der VfB deutlich bessere Statistikwerte vorzuweisen - darunter 70 Prozent Ballbesitz, 88 Prozent Passquote und bis zum Seitenwechsel gar doppelt so viele Pässe wie der Gegner (305 zu 140) -, doch die Walter-Elf wusste damit nichts anzufangen und biss sich die Zähne an St. Paulis Defensive aus. Die Gäste setzten mit der Führung im Rücken weiterhin auf Konterangriffe und kamen so zu Abschlüssen. Möller Daehli (42.) und Conteh (44.) verpassten es, für eine höhere Pausenführung zu sorgen.
2. Bundesliga, 3. Spieltag
Stuttgart suchte nach dem Seitenwechsel nach anderen Lösungsansätzen, fand diese aber nur vereinzelt: Spielgestalter Didavi bereitete per Flanke immerhin mal eine Kopfballmöglichkeit von Gomez vor (49.), Kapitän Kempf probierte es kurz darauf mit einem Kracher aus der Distanz, den Keeper Himmelmann parierte (52.). St. Pauli blieb währenddessen seiner Taktik treu und hätte bei besserer Chancenauswertung frühzeitig für Ruhe sorgen können.
Doch stattdessen erhöhte der VfB seinerseits den Druck und kam durch einen relativ einfachen Standard-Trick zum Erfolg: Castro spielte einen Eckball flach auf den Elfmeterpunkt, wo sich Kempf von seinem Gegenspieler löste und anschließend freistehend aus 13 Metern zum Ausgleich einschob (60.).
Gonzalez macht es im zweiten Anlauf
Die Partie war nun deutlich offener, St. Pauli hätte um ein Haar die passende Antwort gegeben, doch Contehs Schuss aus sechs Metern wurde im letzten Moment noch abgefälscht (61.). In der Defensive wurden die Lücken mittlerweile größer, St. Pauli musste dem hohen läuferischen Aufwand aus dem ersten Durchgang offenbar Tribut zollen. Stuttgart aber nutzte seine Großchance zur erstmaligen Führung nicht: Der für Gomez eingewechselte Gonzalez schlug nach einem blitzschnellen Konter rechts im Strafraum ein klassisches Luftloch (70.).
In der Schlussviertelstunde war Stuttgart gegen müde Hamburger deutlich am Drücker. Und Gonzalez bot sich noch eine weitere Chance zum Siegtreffer, die der Argentinier dann auch nutzte: Eine Sosa-Flanke drückte er an Himmelmann vorbei ins Tor. Auch der VAR gab sein Okay für den Treffer (90.). Buchtmann hätte St. Pauli doch noch einen Punkt retten können, doch sein letzter Schuss landete zentral auf den Torwarthandschuhe Kobels, der die Kugel wegfaustete (90.+6).
Stuttgart gastiert am Freitag (18.30 Uhr) bei Erzgebirge Aue. Für St. Pauli geht es am Montag (20.30 Uhr) gegen Kiel weiter.