Keine Frage: Domenico Tedesco stand mit seiner Mannschaft vor dem Duell mit dem ebenfalls bei zehn Punkten stehenden Aufsteiger Nürnberg unter Zugzwang. Seine Maßnahme vor diesem Spiel sah vor, im Vergleich zum klaren 0:3 in Frankfurt vor der Länderspielpause fünfmal zu tauschen: Schöpf (Bank), Serdar (nicht im Kader), Uth (Sehnenverletzung) und Embolo (Mittelfußbruch) machten Platz für Rudy, Oczipka, Harit und Skrzybski (erster Einsatz von Beginn an für den ehemaligen Union-Profi). Außerdem interessant: Jungspund Wright (20), zuletzt an den SV Sandhausen ausgeliehen, stand erstmals in dieser Spielzeit im Kader der S04-Profis.
Club-Trainer Michael Köllner, der sich vor dem Gastspiel beim in Fanfreundschaft verbundenen Ruhrpott-Klub optimistisch gegeben hatte ("Egal, wo du spielst: Du willst gewinnen"), reagiert indes mit vier Wechseln nach dem 0:2 gegen Schlusslicht Stuttgart : Ishak, Kubo, Palacios und Petrak bekamen ihre Chance anstelle von Zrelak, Misidjan, Fuchs und Kerk (allesamt auf der Bank).
S04 dominiert, Club wehrt sich
Vor allem die Rückkehr von Ishak nach fünf Wochen Verletzungspause versprühte im Club-Lager Hoffnung. Zu sehen war vom Sturmtank anfangs aber noch nicht allzu viel, weil Gegenspieler Sané nahezu sämtliche Zweikämpfe wie auch Luftduelle gewann - und Schalke insgesamt einfach das druckvollere Team war. Gerade Antreiber Bentaleb, der an diesem Abend seinen 24. Geburtstag feiert und vor Abräumer Rudy agierte, schob immer wieder an. Wenig verwunderlich sprangen direkt erste Chancen heraus: Der ehemalige FCN-Profi Burgstaller (2015 bis 2017, 33 Tore in 63 Zweitliga-Partien) scheiterte genauso am aufmerksamen Torwart Mathenia (6., 16.) wie auch Bentaleb (12.).
Schalke drückt und nutzt gleich zwei Fehler
Der Gast aus Mittelfranken stellte sich aber auch nicht schlecht an, setzte immer wieder Nadelstiche - und kam durch Ishak (18., Fährmann war zur Stelle) zum Zug. Nachdem dann auch noch Behrens einen Hochkaräter in diesem ansehnlichen Spiel liegenließ (25.), witterte der FCN Morgenluft - und schlug sich beim direkten Gegenzug selbst: Mathenia schlug nach einem Caligiuri-Pass in den Rücken der Abwehr am Ball vorbei, Skrzybski bedankte sich mit einem Schuss ins leere Tor (26.). Es war das erste Tor für den ehemaligen Union-Profi im Schalke-Dress.
Doch damit nicht genug: Mathenia verletzte sich bei dieser Aktion auch noch, musste später durch die alte Nummer 1 Bredlow ersetzt werden (44.). Und: Der Club fing sich nach einem weiteren Fehler das 0:2 ein. Burgstaller flankte von der rechten Seite nach innen, wo Margreitter schwach agierte und seine Klärung verpasste. Harit bedankte sich und schob ins erneut leere Gehäuse ein (32.).
Der 12. Spieltag
Palacios bringt Nürnberg zurück
Aufstecken wollten die Mittelfranken aber lange noch nicht - und gerade in einer Phase, als die Königsblauen das 2:0 zu lässig verwalteten, gelang der 1:2-Anschluss. Zunächst legte FCN-Kapitän Behrens den Ball per Kopf überlegt in den Rückraum ab für Bauer. Der Außenverteidiger hatte die Übersicht und bediente Ishak links im Sechzehner. Der Stürmer scheiterte zwar an Fährmann, doch der Ball blieb heiß - und letztlich war es Palacios, der aus kurzer Distanz vollendete (38.). So endete eine äußerst kurzweilige Halbzeit mit drei Toren.
Bauer sieht Gelb-Rot
Nach dem Seitenwechsel ging es indes deutlich ruhiger vonstatten: Beide Teams beharkten sich nun zuhauf im Mittelfeld, Schalke machte nicht allzu viel Richtung 3:1 - und Nürnberg ging noch nicht das ganz große Risiko. Chancen waren so Mangelware, lediglich Club-Spieler Kubo (46.), Skrzybski (47., Außennetz) und Burgstaller (57.) näherten sich an. Einen Bärendienst leistete dann plötzlich Bauer seinen Kollegen: Der Außenverteidiger, der bereits in Minute 1 Gelb gesehen hatte, langte erneut taktisch hin und handelte sich somit Gelb-Rot ein (67.).
Burgstallers stille Freude
Die Überzahl nutzten die Königsblauen sofort aus: Nach einem Distanzschussversuch von Caligiuri stand Burgstaller quasi im Weg, hielt den linken Fuß noch hin und traf zum 3:1 (70.). Der Österreicher machte somit alles klar, traf zugleich gegen seine ehemaligen Kollegen und jubelte nicht.
Guido Burgstaller (versteckt) jubelt still über seinen Treffer, der Rest ist in Ekstase. imago
Zwar kam der Gast aus dem Frankenland durch ein kurioses Tor von Joker Zrelak (78., vorher ein Doppelpfosten von Behrens) nochmals mit dem 2:3 ran, doch das brachte letztlich vielmehr nochmals das in Überzahl agierende S04 auf: Nach feiner Caligiuri-Vorlage, seiner dritten an diesem Abend, traf Skrzybski mit seinem zweiten Treffer des Tages zum 4:2 (84.). Zu guter Letzt netzte dann auch noch Oczipka ein (90.+3) - und stellte so aufs finale 5:2.
Für Königsblau, das vor diesem Spiel erst vier Bundesliga-Tore im eigenen Stadion markiert hatte und gleich fünf nachlegte, geht es am Mittwoch (21 Uhr) in der Champions League mit dem Gastspiel in Porto weiter. In der Liga ist Schalke dann erneut am Samstagabend (18.30 Uhr) bei der TSG 1899 Hoffenheim zu Gast, während der Club am Montag (20.30 Uhr) im ersten Montagspiel der Saison gegen Leverkusen ran muss.