Leipzigs Trainer Alexander Zorniger war im Vorfeld der Partie hin und hergerissen: Einerseits kehrten Leistungsträger wie Hoheneder (Stauchung der Wirbelsäule) oder Khedira (Gelbsperre) zurück, andererseits waren mit Kimmich (Bauchmuskelzerrung), Teigl (Erkältung), Sebastian (Innenband-Teilriss) wichtige Kräfte gar nicht im Kader beziehungsweise angeschlagen (Poulsen, Oberschenkelzerrung). Folglich wechselte der Coach gegenüber dem torlosen Remis beim SV Sandhausen kräftig durch: Die besagten Hoheneder und Khedira sowie Heidinger und Morys begannen für Teigl, Sebastian, Poulsen und Kalmar.
Auf Seiten der Gäste setzte Ralph Hasenhüttl im Vergleich zum 3:0 gegen den VfL Bochum wieder auf Morales, der seine Gelbsperre abgesessen hatte. Bauer saß trotz starker Leistung vorerst draußen.
Im Aufeinandertreffen der Heimmacht Leipzig (18 Punkte) und den Auswärtsspezialisten aus Ingolstadt (zwölf Punkte) sollten Kleinigkeiten ausschlaggebend sein. Das war RB-Kapitän Daniel Frahn bereits im Vorfeld bewusst: "Am Ende wird sich das Team durchsetzen, das mehr Zweikämpfe gewinnt, aggressiver spielt und den Gegner mehr unter Druck setzt."
Groß: Nicht nur Vorbereiter
Das waren von Beginn auch die Tugenden, die beide Teams in die Waagschale warfen. Weil sowohl RB als auch der FCI nach Ballverlusten sofort die Jagd auf den Ball begannen, hatte die Begegnung kaum Ruhephasen. Den besseren Eindruck hinterließen die Gäste, weil sie im Zweikampf einen Tick griffiger waren. Nach schnellem Umschaltspiel gab Hinterseer aus spitzem Winkel den ersten Warnschuss ab, den Coltorti noch sicher parierte (3.). Noch, weil der Keeper wenige Minuten schon machtlos war: Nach einer Flanke von links setzte Leckie die Kugel volley ans Lattenkreuz, ehe Groß den Rebound aus acht Metern halbrechter Position ins lange Eck vollendete (10.).
Der frühe Gegentreffer machte die Rasenballer wütend: Leipzig antwortete mit einem robusten, teils überharten Zweikampfverhalten. Demme beispielsweise schreckte eine Verwarnung (17.) nicht vor einer weiterhin harten Gangart zurück. In einem der vielen harten Duelle erwischte es FCI-Rechtsverteidiger Engel, dass er nicht mehr weitermachen konnte (24.). Ein Weckruf, sich wieder mehr auf den Fußball zu konzentrieren? Mitnichten! Kampf blieb weiter Trumpf, durch die vielen Unterbrechungen kamen technische Kabinettstückchen und vor allem Strafraumszenen viel zu kurz.
Der Boyd-Schock
Einer, der für die nötige Durchschlagskraft sorgen konnte, vergrößerte vor der Pause noch die Leipziger Personalsorgen: Stürmer Boyd, der in dieser Spielzeit schon einmal mit einer schweren Verletzung ausfiel, verdrehte sich ohne gegnerische Einwirkung wieder das Knie und musste mit der Trage vom Platz (37.). Fandrich übernahm. Doch auch der Kreativmann konnte der Offensive der Sachsen nicht den nötigen Glanz verleihen, um die hartnäckige Ingolstädter Defensive in Verlegenheit zu bringen. Selbst begnügten sich die Schanzer mit dem Resultat, sodass der 1:0-Vorsprung zur Pause Bestand hielt.
Der 16. Spieltag
Mit dem zur Pause eingewechselten Rebic (für Morys) versuchten die Rasenballer, das dicht gestaffelte Defensivkonstrukt der Audistädter spielerisch auseinanderzuziehen. Statt ständig mit langen Bällen zu operieren, versuchte es Leipzig nun durch ein schnelles Kurzpassspiel. Das war zwar wesentlich ansehnlicher, zunächst aber nicht wirklich effektiver. Ingolstadt stand weiterhin bombensicher.
Leipzigs Sturm- und Drangphase
Nach gut einer Stunde setzten die Zorniger-Schützlinge den Fuß richtig auf das Gaspedal und drängten den Gegner vehement hinten rein. Gefahr entstand vor allem nach Standards: Erst klärte Matip einen Frahn-Kopfball kurz vor der Linie (60.), kurz darauf warf sich Morales in Rebics Schuss aus sechs Metern mit voller Wucht hinein (65.). Zusätzlich kam noch Top-Torschütze Poulsen ins Spiel, um den Druck nach vorne noch einmal zu erhöhen (67.).
Doch dem treffsicheren Dänen blieb der Zugang zum Sechzehner, ebenso wie seinen Mannschaftskollegen, vorerst verwehrt. Folglich versuchte es Jung auf eigene Faust aus gut 30 Metern, seinen wuchtigen Schuss kratzte Özcan aber stark aus dem Kreuzeck (75.). Zuvor hatte Matip infolge einer Standardsituation beinahe die Entscheidung herbeigeführt, nickte die Kugel allerdings haarscharf rechts vorbei (71.). So war für die Schanzer weiterhin Zittern bis zum Schluss angesagt. Meist hielt der Abwehrriegel aber dicht - bis auf eine Ausnahme: Nach Kaisers Ecke herrschte Tohuwabohu im Strafraum, letztlich verhinderte Danilo zweimal Fandrichs Ausgleich. Nachdem Poulsen durch die neunte Gelbe Karte des Tages noch einen Saison-Rekord aufstellte, war Schluss.
Leipzig gastiert am kommenden Freitag (18.30 Uhr) bei der SpVgg Greuther Fürth. Der Herbstmeister hat zwei Tage später (13.30 Uhr) die Chance, seine Tabellenführung gegen den Zweiten 1. FC Kaiserslautern auszubauen.