Peter Knäbel hatte nach dem 0:4-Debakel bei Bayer Leverkusen und vor seinem ersten Heimspiel als HSV-Interimstrainer etliche Wechsel angekündigt und hielt Wort: Für Diekmeier (Muskelfaserriss im Oberschenkel), Jiracek, Stieber, Müller (alle Bank) und Ilicevic (nicht berücksichtigt) begannen Cleber, Diaz, Holtby, van der Vaart und Lasogga.
VfL-Coach Dieter Hecking nahm im Vergleich zum 1:0 im DFB-Pokalviertelfinale gegen Freiburg drei Wechsel vor: Anstelle von Luiz Gustavo (Gelbsperre), Schürrle und Träsch (beide Bank) spielten Perisic, Guilavogui und Arnold von Anfang an.
Der HSV begann engagiert und leidenschaftlich. Trotzdem hatte Wolfsburg die erste hochkarätige Möglichkeit der Partie: Nach einem ruhenden Ball von De Bruyne köpfte Naldo völlig freistehend aus fünf Metern direkt auf Adler (3.). Die Gäste überließen den Hanseaten das Mittelfeld und verlegten sich auf schnelle Gegenangriffe - ein probates Mittel gegen die oft überforderte Abwehr der Hanseaten. Auch die Führung fiel nach diesem Prinzip: Cleber leistete sich einen haarsträubenden Fehler gegen De Bruyne, der Belgier legte für Dost quer, dieser bediente Guilavogui - 1:0 (10.).
Hamburg hatte in der Anfangsviertelstunde 65 Prozent Ballbesitz, wusste damit aber nicht viel anzufangen. Der Dino verstand es nicht, die kompakte und stets wachsame Hintermannschaft der Niedersachsen auszuhebeln. Seine Angriffe trug der HSV vermehrt über den linken Flügel aus, dort war Olic ein Aktivposten. Sein Schuss aus der zweiten Reihe strich aber knapp am Pfosten vorbei (22.).
Flanke Perisic, Kopfball Dost - drüber
Umzingelt: Hamburgs Holtby wird von den Wolfsburgern Arnold und Rodriguez attackiert. getty images
Auch wenn Wolfsburg dem Gegner die Kugel überließ, hatte man nie den Eindruck, dass der VfL die Kontrolle über das Spiel abgab. Im Gegenteil: Wenn es vor dem Tor mal gefährlich wurde, dann immer nur vor dem von Adler. Rodriguez flankte scharf flach herein, im Zentrum verpasste Dost knapp (29.).
Nach einer halben Stunde wurde die Hecking-Elf aktiver und attackierte etwas früher. Auch so ergaben sich weitere Gelegenheiten - etwa durch Dost, der das Spielgerät kurz vor der Pause nach einer Perisic-Flanke über das Gehäuse nickte (39.). Kurz darauf parierte Adler einen Vieirinha-Schuss aus der Ferne glänzend (42.). Hätte die Hecking-Elf ihre Konter zielstrebiger und entschlossener ausgespielt, hätte sie zur Halbzeit bereits deutlich höher führen können.
Der 28. Spieltag
VfL bleibt Herr der Lage
Nach dem Seitenwechsel knüpfte Wolfsburg an die letzten Minute des ersten Abschnitts an und stand schon mit der Viererkette höher als in der ersten halben Stunde. Die Folge: mehr Ballbesitz. Allerdings ließ der Werksklub bei seinen Bemühungen die letzte Entschlossenheit und Konsequenz vermissen. Der VfL war zwar klar überlegen, drängte aber nicht mit Vehemenz auf das zweite Tor. Gleichwohl hatte man den Eindruck, dass Heckings Elf stets Herr der Lage war. Von Hamburg kam in der Offensive nichts, Benaglio musste nicht einen einzigen (!) Schuss parieren.
Da die Wölfe einen Gang zurückschalteten, verlor die Partie etwas an Unterhaltungswert. Wenn die Gäste gelegentlich das Tempo forcierten, wurde es aber stets gefährlich - so nach 73 Minuten: Caligiuri spielte einen schönen Doppelpass mit Dost, der per Hacke auflegte, Caligiuri vollstreckte zum 0:2.
Djourou sieht die Ampelkarte
Auch in der Endphase war Wolfsburg das überlegene Team. Die Partie klang aus, Torraumszenen gab es kaum noch. Der HSV stemmte sich nicht mehr mit allen Mitteln gegen die Niederlage, die Fans forderten lautstark: "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Die Bereitschaft, alles zu geben und die Zweikämpfe zu suchen und zu gewinnen, war allerdings nicht zu erkennen. Zu allem Überfluss holte sich Djourou auch noch Gelb-Rot ab, als er sich heftig bei Schiedsrichter Felix Zwayer beschwerte (88.).
In der Summe mutete die Leistung der Hamburger an wie die eines Absteigers. Die Knäbel-Elf wartet weiter auf den Befreiungsschlag. Ob er ihr am kommenden Spieltag gelingt? Am Sonntag (15.30 Uhr) haben die Hanseaten das nächste Nordduell vor sich, wenn sie bei Werder Bremen gastieren. Wolfsburg empfängt wenig später den FC Schalke 04.