Eintracht-Coach Michael Skibbe musste wie schon beim 1:2 auf Schalke auf Kapitän Ochs verzichten. Dafür war Franz nach Gelbsperre wieder verfügbar, Rode (Sprunggelenksstauchung) musste seinen Innenverteidiger-Platz räumen. Außerdem verdrängten Fenin und Gekas Altintop und Caio. Auf Seiten der Gäste baute Trainer Holger Stanislawski, der sich selbst im Training einen Bänderriss zugezogen hatte, Lehmann wieder ein, der das 1:2 gegen Stuttgart gelbgesperrt verpasst hatte. Bruns musste auf die Bank.
Nervosität, Missverständnisse, Stockfehler - von Beginn an war der Eintracht die Verunsicherung anzumerken. Zwar hatte auch St. Pauli einige Ungenauigkeiten und Fehlpässe zu bieten, insgesamt wirkten die Gäste anfangs aber offensivfreudiger und dominant. Erste leichte Torgefahr versprühten Geburtstagskind Kruse (6.) und Lehmann (17.), auf der Gegenseite köpften Gekas (9.) und Fenin nach Standards drüber (19.). Dann durfte Fährmann etwas zeigen: Nach einem schönen Gäste-Angriff parierte er Daubes 15-Meter-Abschluss und Asamoahs Nachschuss klasse (24.).
Der Eintracht gelang aus dem Spiel heraus fast nichts - bis Meier mit einem Volleyschuss aus der Distanz Kesslers Reflexe testete (33.) und seine Kollegen aufweckte: Nur eine Minute später verlängerte Fenin einen Ball in Richtung Gekas - Russ, aus dem Abseits kommend, sprang rechtzeitig aus dem Weg, griff dadurch aber womöglich aktiv ein -, und der fiel im Duell mit Daube. Der St. Paulianer hatte seine Hand an Gekas' Schulter, die Elfmeterentscheidung war vertretbar. Gekas verwandelte cool zu seinem 15. Saisontor nach über 700 Minuten des Wartens (34.).
1. Bundesliga, 27. Spieltag
Und es blieb strittig. Die Frankfurter wirkten befreit, drängten aufs 2:0 und waren ganz nah dran: Gekas' Schussversuch landete bei Meier am zweiten Pfosten, und dessen Abstauber boxte Kessler nahe der Torlinie weg, Tendenz: Der Ball war hinter dem Strich. Referee Günter Perl ließ weiterlaufen (40.). Zwei Minuten später zeigte er dann doch Richtung den Anstoßkreis, St. Pauli, das seinen Faden etwas verloren hatte, glich überraschend aus! Tzavellas fälschte Takyis Freistoß in der Mauer unhaltbar für Fährmann ins eigene Tor ab. Das 1:1 zur Pause war also in der Entstehung glücklich, insgesamt aber durchaus verdient. Auch nach dem Seitenwechsel war offensichtlich, dass es den Gastgebern, jetzt mit Heller für Fenin, an spielerischen Mitteln fehlte. St. Pauli machte zunächst erneut den gefährlicheren Eindruck, Fährmann und Clark retteten gemeinsam gegen Kruse (50.). Kurz darauf klingelte es plötzlich fast auf der anderen Seite, als Amanatidis nach Hellers Verlängerung an Kessler scheiterte und Meier den Nachschuss drübersetzte (54.). Beides blieben erst einmal Strohfeuer. Nach einer Stunde mischten sich mehr und mehr Pfiffe unter die Geräuschkulisse, denn selbst einfachste Pässe kamen auf Frankfurter Seite nicht mehr an, St. Pauli zog sich derweil etwas zurück.
Frankfurt fast hilflos, doch Thorandt ebnet Gekas den Weg
Die mitunter hilflos wirkende Eintracht operierte beinahe nur noch mit langen Bällen - und jubelte tatsächlich nach zahlreichen missglückten Versuchen: Weil Thorandt ausrutschte, segelte Russ' hohes Zuspiel in den Lauf von Gekas, der Kessler im Eins-gegen-Eins locker überwand und wie im Hinspiel einen Doppelpack schnürte (77.). Die Stanislawski-Truppe musste noch etwas versuchen, schnupperte aber nur noch bei Kruses Diagonal-Flachschuss am 2:2 (81.), Caio vergab gegen Kessler die Entscheidung (89.).
Den ersten dreifachen Punktgewinn hat die Eintracht also eingetütet, auch Skibbe darf damit etwas durchatmen. Nach der Länderspielpause geht es für die Hessen am Samstag nach Wolfsburg. St. Pauli dagegen verlor nach dem 1:2 gegen Stuttgart das nächste direkte Abstiegsduell und liegt nun drei Punkte hinter Frankfurt. In zwei Wochen kommt Schalke freitags ans Millerntor.