Bundesliga

Analyse: Zwei Werte, die zeigen, wo es bei Gladbach hakt

Die Krise in Zahlen

Zwei Werte, die zeigen, wo es bei Gladbach hakt

Wenn fast jeder Schuss ein Gegentor ist: Gladbach mangelt es vor beiden Toren an Konsequenz.

Wenn fast jeder Schuss ein Gegentor ist: Gladbach mangelt es vor beiden Toren an Konsequenz. imago images/Ulrich Hufnagel

Fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, mangelnde Umsetzung der Trainer-Vorgaben, ängstliches Verhalten auf dem Platz: Sportdirektor Max Eberl wunderte sich am Samstag selbst ein bisschen, wie rasant Borussia Mönchengladbach in eine Krise gerutscht ist, die sich zuletzt in drei Spielen mit insgesamt 14 Gegentoren ausdrückte.

Unter den Gladbacher Profis könnte sich aber noch ein weiteres schlechtes Gefühl ausgebreitet und verfestigt haben: dass ihren Gegnern so ziemlich alles vor dem Tor gelingt, ihnen selbst dagegen herzlich wenig. Das sind jedenfalls die eklatantesten Erkenntnisse, wenn man die Daten der bisherigen Gladbacher Saison untersucht.

Punktgleich mit dem BVB? Nach zwölf Spieltagen nicht utopisch

Gladbachs Krise ist nämlich auch eine Effizienzkrise. Nach zwölf Spieltagen, also vor den drei krachenden Niederlagen zuletzt, hätte die Borussia nach xGoals-Maßstäben punktgleich mit dem tatsächlichen Tabellenzweiten Borussia Dortmund Teil der Spitzengruppe sein müssen: In neun dieser Spiele hatte sie einen besseren Wert als ihr Gegner, nur fünf davon gewann sie allerdings wirklich.

Betrachtet man nur die erzielten Tore nach 15 Spieltagen, ist kein Bundesligist so ineffizient wie Gladbach. 19-mal traf die Elf von Trainer Adi Hütter bis jetzt - bei 26,6 xGoals. Ein so dickes Minus (-7,6) hat sonst niemand. Es folgen Wolfsburg (-7,4) und Bielefeld (-4,5; jeweils vor dem 16. Spieltag), während Bayer Leverkusen (+9,6) am anderen Ende der Skala steht.

Die Gladbacher Probleme verschärfen sich dadurch, dass gleichzeitig ihre Kontrahenten viel mehr aus ihren Möglichkeiten machen, als der xGoals-Wert erwarten ließe: Die Fohlen kassierten mit 28 die drittmeisten Gegentore an den ersten 15 Spieltagen, liegen bei den Gegentoren nach xGoals jedoch "nur" bei 22,7 und damit ligaweit auf dem achten Platz. Eine größere Diskrepanz zwischen tatsächlichen und erwarteten Gegentoren (4,3) haben nur Hertha (5,1) und Fürth (11,9).

Niemand schließt aus kürzerer Distanz ab als Gladbachs Gegner

Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Gladbacher Gegner die niedrigste Schussdistanz aller Mannschaften aufweisen (13,7 Meter im Schnitt) und Gladbach nach Bayern (207) die zweitwenigsten Schüsse geblockt hat (224). Pro gegnerischem Schuss lassen die Borussen durchschnittlich 0,14 Tore zu, das toppt nur Fürth (0,17).

Minus 7,6, plus 4,3: Den Gladbachern fehlt es also offensichtlich vor beiden Toren dramatisch an Konsequenz (ein wenig aber sicher auch am nötigen Glück). Beispiel Freiburg: Bei der 0:6-Heimklatsche lag der xG-Wert der Gäste gerade mal bei 1,7, der Gladbacher bei 1,3. Doch statt einen knappen 2:1-Sieg zu feiern, brachte der SC fast jeden Schuss im Tor unter. Ähnlich war es schon beim 1:4 in Köln gewesen (1,1 vs. 1,7).

Es ist der Trend der letzten drei Spiele: Gladbach verschlimmerte den eigenen (1,33; statt 1,92 im Schnitt der ersten zwölf Spieltage) und gegnerischen xG-Wert (2,73 statt 1,23) noch einmal deutlich, Torwart Yann Sommer parierte statt zuvor 63 nur noch 43 Prozent der Abschlüsse auf sein Tor. Dass er gegen Leipzig (1:4) am Samstag trotzdem mit Abstand bester Gladbacher war (kicker-Note 2), zeigt, wie ernst die Lage bei den Fohlen kurz vor Weihnachten ist.

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jpe/SG