2. Bundesliga

Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

FCK meldet sich im Tabellenkeller zurück

Zolinski und Hanslik: Erst verschmäht, jetzt gefragt

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik.

In der aktuellen Situation des FCK wieder gefragt: Ben Zolinski (li.) und Daniel Hanslik. imago images (2)

Samstagnachmittag in Kiel. Das Spitzenspiel an der Förde nimmt den erwarteten Verlauf: spannend wie umkämpft. Durch die 2:1-Halbzeitführung überholt der FCK die KSV, klettert mit 56 Punkten auf Rang 3 und liegt nur noch zwei Punkte hinter Spitzenreiter St. Pauli, den Bundesligaaufstieg im Blick. An dieser Stelle endet die Traumwelt. So rosarot wäre die Fußballwelt in Kaiserslautern nur, wären alle Spiele in dieser Zweitliga-Saison nach 45 Minuten beendet gewesen.

In der 90-Minuten-Realität hingegen hat der FCK schon 31 Punkte nach Führungen verspielt und muss um den Klassenverbleib bangen. So dürften sich auch am Samstag in Kiel die knapp 2000 mitgereisten Fans gefragt haben: Wann ist es heute so weit? Doch siehe da: Der FCK hat sich nicht versteckt, sich nicht von einem Rückschlag aus dem Konzept bringen lassen, hat weiter mutig Akzente in der Offensive gesetzt, seine eigenen Stärken ausgespielt und verdient mit 3:1 gewonnen.

Standardkönige der Liga

Der Dreier beim Aufstiegsaspiranten mag überraschend kommen. Dass genau dieses Potenzial in der Mannschaft schlummert, ist jedoch kein Geheimnis. Eine Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass die Serie von fünf sieglosen Spielen ein Ende gefunden hat.

Der FCK hat seine Standardstärke in Kiel gnadenlos ausgespielt. Der 1:0 Führungstreffer von Daniel Hanslik fiel unmittelbar nach einer Ecke, das 2:1 durch Filip Kaloc, weil Kiel einen Eckball nicht ausreichend klären konnte. Es waren die Eckball-Tore Nummer 13 und 14 in dieser Saison. Die gesamte Ausbeute nach Standards beträgt nun 23 Treffer - geteilter Spitzenwert der Liga mit Kiel.

Dass der FCK Tore schießen kann, ist bekannt. Dass die Elf wieder eine Führung über die Zeit bringt, hingegen ungewöhnlich. "Wir haben explizit angesprochen, dass wir das heute besser machen müssen, und uns gegenseitig mal alle in den Arsch getreten. Das hat man nun auf dem Platz gesehen. Kompliment an alle, die sich heute zerrissen haben. Das ist genau das, was wir brauchen, um die Klasse zu halten", betonte Torhüter Julian Krahl.

Die neue Grundordnung passt besser zum Kader

Die Stabilität ist auch der Umstellung auf eine Dreierkette zu verdanken. Der Kader ist speziell mit Blick auf die offensiven Außenverteidiger prädestiniert für diese Grundordnung. In der 3-4-1-2-Formationen gelang es besonders gut, die Räume im Zentrum möglichst dicht zu machen. Alles wegzuverteidigen, ist natürlich auch nach der Umstellung nicht gelungen.

Doch mit Krahl wusste das Team einen überragenden Rückhalt hinter sich. Speziell nach der Pause verhinderte die Nummer 1 mit mehreren Paraden den Ausgleich. Mindestens genauso wichtig: Immer wieder dirigierte er seine Vorderleute und übernahm die Verantwortung und Führungsrolle, die dem Team während Krahls Verletzungspause so schmerzlich fehlte.

Die weiteren entscheidenden Protagonisten des Tages hätten nicht wenige Fans gerne schon in anderen Trikots gesehen. Beispielsweise Hanslik. Der 27-Jährige ist kein geborener Torjäger, er ist auch kein Filigrantechniker, doch er ist das Paradebeispiel eines mannschaftsdienlichen und enorm laufstarken Offensivspielers. Gegen seinen Ex-Klub kämpfte und ackerte der 27-Jährige unermüdlich. Die Belohnung folgte prompt mit dem ersten Saisontor. Für den Held aus dem Relegation vor zwei Jahren hatte Dimitrios Grammozis nicht mal mehr einen Platz im Kader, unter Funkel ist Hanslik gesetzt.

Zolinski: Erst der vierte Einsatz in dieser Saison

Noch bemerkenswerter ist die Rückkehr von Ben Zolinski. Am ersten Spieltag durfte der 31-Jähre für 18 Minuten ran. In den folgenden 21 Spielen kam keine Sekunde hinzu. Wegen vieler unglücklicher Auftritte in der Vorsaison hatte Zolinski beim Großteil der Fans ohnehin einen schweren Stand.

Doch Einsatz, Wille, Leidenschaft und eine fehlende Einstellung waren dem flexiblen Allrounder nie abzusprechen. Weil diese Spielertypen in der aktuellen Situation gefragt sind, schlägt Zolinskis Stunde. Schon bei seinem dritten Saisoneinsatz vergangene Woche gegen Wiesbaden brachte er frischen Wind. Leidenschaftlich und effektiv spielte Zolinski auch in Kiel: Seine Vorlage auf Marlon Ritter entschied die Partie.

Bei aller berechtigten Freude über die Big-Points im Tabellenkeller, drückte Funkel auf die Bremse: "Es war ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Mehr nicht. Wir haben noch drei Spiele und unsere Situation ist weiterhin kritisch. Wir müssen aus den nächsten Spielen mindestens zwei Siege holen, um in der Liga zu bleiben. Aber nach der heutigen Leistung und wie die Mannschaft hier aufgetreten ist, bin ich davon überzeugt."

Moritz Kreilinger

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