Bundesliga

Amin Younes und das abrupte Ende bei Eintracht Frankfurt

Frankfurt: Mittelfeldspieler drängt auf Wechsel zu Al-Shabab

Younes und das abrupte Ende einer kurzen Erfolgsstory

Wird Frankfurt wohl zeitnah verlassen: Amin Younes.

Wird Frankfurt wohl zeitnah verlassen: Amin Younes. imago images/HMB-Media

Noch sind letzte Details zu klären, doch inzwischen spricht sehr viel dafür, dass Younes künftig in Riad für Al-Shabab die Schuhe schnürt. Aktuell ist der Dribbelkünstler von der SSC Neapel ausgeliehen, per Kaufoption könnte Frankfurt einen ab dem 1. Juli 2022 gültigen Anschlussvertrag aktivieren. Doch dazu wird es nicht kommen. Statt die Kaufoption zu ziehen, verpflichtet die Eintracht den Spieler schon jetzt fest, nur um ihn anschließend direkt weiter an Al-Shabab zu verkaufen.

Sportvorstand Markus Krösche muss deshalb mit zwei Klubs verhandeln: Napoli und Al-Shabab. Mittlerweile besteht weitgehend Einigkeit: Vom Erstligisten aus Saudi-Arabien erhalten die Hessen etwa vier Millionen Euro, rund die Hälfte davon geht an Neapel. Gemessen an der grundsätzlichen fußballerischen Klasse des Offensivspielers erscheint die Ablöse niedrig. Andererseits steuert Younes auf den Herbst seiner Karriere zu und ist sehr verletzungsanfällig. Zudem stellt sich die Frage, welchen sportlichen Wert Younes noch für die Eintracht hätte, wenn er gegen seinen Willen bleiben müsste. Alles in allem haben die Hessen wohl noch das Beste aus einer schwierigen Situation herausgeholt.

Younes im Mai: "Bin nicht nach Frankfurt gekommen, um das große Geld zu verdienen"

Erstaunlich ist der bevorstehende Abschied dennoch. Schließlich erklärte der Spieler noch Anfang Mai in einem Interview mit der "FAZ": "Ich bin nicht nach Frankfurt gekommen, um das große Geld zu verdienen, sondern weil ich total von dem Verein überzeugt bin. Ich fühle mich sehr wohl - nicht nur mit der Mannschaft, mit allen Verantwortlichen. Das ganze Drumherum macht mir großen Spaß, meiner Frau gefällt es in Frankfurt auch sehr gut. An mir liegt es also nicht, ich würde gerne bleiben. (…) Wenn man seinen Hafen gefunden hat, dann sollte man da auch bleiben."

In der Zwischenzeit forderte er allerdings plötzlich doch mehr Gehalt, lehnte ein verbessertes Angebot der Eintracht aber ab und erklärte intern, den Klub verlassen zu wollen. Frankfurt hätte trotzdem die Kaufoption ziehen und den Spieler damit langfristig zu fest vereinbarten Konditionen binden können. Doch ein Verkauf erscheint angesichts der drohenden Unruhe klüger.

Gegen Bayern brillierte Younes, sonst aber nur selten

Rätselhaft bleibt, mit welcher Begründung Younes mehr Gehalt forderte. Denn objektiv betrachtet zählte er vergangene Saison lediglich über den kurzen Zeitraum von zwei Monaten zu den Leistungsträgern. Erst Mitte Dezember tauchte er gegen Gladbach erstmals in der Startelf auf, es folgten eine Reihe von guten Auftritten bis zum Höhepunkt beim 2:1-Sieg gegen Bayern München (kicker-Note 1). In jener Partie gelang dem Routinier ein fabelhaftes Tor, das allerdings sein einziges in der Rückrunde blieb.

Nach dem Triumph gegen die Bayern lief es für Younes nicht mehr rund, seine Leistungen gerieten meist durchwachsen, und eine leichte Schambeinentzündung machte ihm zeitweise zu schaffen. Zudem soll es in der Halbzeitpause beim Auswärtsspiel in Dortmund Ärger mit Ex-Trainer Adi Hütter gegeben haben - in der zweiten Hälfte stand er nicht mehr auf dem Feld. Unterm Strich stehen in seiner Bilanz vier Tore, drei Assists und nur ein Einsatz über 90 Minuten. Eine Gehaltsaufbesserung ließe sich angesichts solcher Werte kaum rational begründen, zumal durch Corona in der vergangenen Saison ein Verlust in Höhe von 45 Millionen Euro entstand.

Nicht zum ersten Mal bleibt ein fader Beigeschmack

Gleichwohl hätte ein gesunder und fitter Younes in dieser Saison eine wichtige Rolle im offensiven Mittelfeld spielen können. An guten Tagen hob er das Niveau im Mittelfeld der Eintracht mit der Mischung aus spielerischer Klasse, Erfahrung, Cleverness und Wadenbeißer-Mentalität auf ein neues Level. Das wurde im Frühjahr zu Recht mit einer Einladung zur deutschen Nationalmannschaft belohnt. Doch nach eher schwierigen Jahren in Neapel endet die kurze Erfolgsstory am Main abrupt. Sollte der Wechsel nicht wider Erwarten auf den letzten Metern scheitern, bleibt ein fader Beigeschmack. Nicht zum ersten Mal in seiner Karriere.

Julian Franzke

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