Bundesliga

Leverkusen: Xabi Alonsos Afrika-Cup-Test

Leverkusens Trainer nutzt Bochum-Spiel als Generalprobe für die Spiele ohne Fünf

Xabi Alonsos Afrika-Cup-Test: Schicks Gala und eine weitere Erkenntnis

Verzichtete gegen Bochum auf die für den Afrika-Cup nominierten Profis: Xabi Alonso.

Verzichtete gegen Bochum auf die für den Afrika-Cup nominierten Profis: Xabi Alonso. IMAGO/Sven Simon

Der erste Blick auf die Aufstellung rief bei vielen Beobachtern Verwunderung hervor. Gleich vier Veränderungen hatte Xabi Alonso an seiner Bundesliga-Standardelf für das Spiel gegen den VfL Bochum (4:0) vorgenommen, obwohl nur eine aufgrund der Gelb-Sperre von Exequiel Palacios notwendig gewesen wäre. Völlig untypisch für den Basken, der zuvor in der Liga fast keine Wechsel vollzogen hatte.

Testlauf für den Januar

Schon auf den zweiten Blick wurde aber klar, warum sich Leverkusens Trainer diesmal zu diesen entschloss. So ließ er mit Edmond Tapsoba (Burkina Faso), Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) und Victor Boniface (Nigeria) alle drei Stammspieler afrikanischen Ursprungs auf der Ersatzbank, um schon die Elf sich einspielen zu lassen, die ab Januar für bis zu sechs Pflichtspiele gefragt sein könnte. Gänzlich auf der Bank ließ er Nathan Tella (Nigeria) und Amine Adli (Marokko), die in dieser Saison bislang oft als Joker zum Zug kamen. 

"Ich denke, es war kein Risiko. Ich gehe ja kein Risiko vor einem Bundesligaspiel ein", ordnete Xabi Alonso seine Maßnahme ein, "natürlich war es ein Test, aber kein Risiko." Am Ende behielt der 42-Jährige mit seiner Einschätzung recht. Gewann Bayer doch auch in der Höhe verdient. Dank eines dreifachen Torschützen Patrik Schick, der für Boniface in die Anfangsformation gerückt war und nach langer Verletzungspause den nächsten große Schritt zurück zu alter Form machte.

Schick macht Hoffnung und Lust

Der 27-Jährige überzeugte komplett. "Es war ein Test, besonders für Patrik war er gut", urteilte Xabi Alonso, "er hat zum ersten Mal in der Bundesliga von Anfang an gespielt in dieser Saison." Sogar zum ersten Mal seit Oktober 2022. Und der tschechische Nationalspieler legte einen Auftritt hin, der nicht nur wegen seiner Tore Hoffnung und Lust auf mehr machte.

Analyse

"Er brauchte dieses Gefühl. Es war super für ihn, sehr wichtig, um im Januar sehr stark zurückzukommen", ordnete sein Trainer die Leistung ein. Der damit zu der Erkenntnis kam, dass seine Mannschaft mit dem extrem schlauen und mit viel Übersicht spielenden Schick, der sich sehr gut ins Kombinationssiel einfügte, während des Afrika-Cups auf der Neun nicht schlechter dastehen muss als mit Boniface.

Schick, der im Abschluss deutlich effizienter agiert, dürfte trotz seiner langen Pause und trotz der starken Leistungen des Nigerianers sogar ein Upgrade auf dieser Position darstellen. Vorausgesetzt, er bleibt gesund.

Verzicht auf Kossounu und Tapsoba machte sich bemerkbar

In der Abwehr hingegen war der Auftritt von Josip Stanisic und Piero Hincapie differenziert zu bewerten. In der Defensive erledigte das Ersatz-Duo für Kossounou und Tapsoba seine Aufgaben insgesamt zuverlässig. Bayer ließ kaum Chancen zu, so dass Xabi Alonso zufrieden urteilte: "Wir haben wieder kein Tor bekommen, eine weiße Weste. Das ist wichtig für unsere Defensivleistung."

Trotzdem machte sich der Verzicht auf Kossounu und Tapsoba in der ersten halben Stunde bemerkbar, als Bochum hoch anlief, mutig presste - und Bayer große Probleme hatte, sein Kombinationsspiel aufzuziehen. Da Bochums Anthony Losilla zudem Leverkusens Taktgeber Granit Xhaka in dieser Phase mehr oder weniger mit Manndeckung aus dem Spiel nahm, fiel es umso mehr ins Gewicht, dass mit Tapsoba der beste Spieleröffner auf der Bank saß, der sonst immer wieder mit Steckpässen eine oder zwei gegnerische Linien überspielt.

Auch die fehlenden Impulse von Kossounou für das Offensivspiel, auf die Xabi Alonso freiwillig verzichtete, machten sich bis zu Schicks Knotenlöser nach einer halben Stunde bemerkbar. Die Vorstöße des Ivorers, der zum einen sehr mutig andribbelt, sich zum anderen aber auch oft auf der rechten Halbposition im Bereich 25 Meter vor dem gegnerischen Tor ins Leverkusener Tiki-Taka einschaltet, sind mittlerweile ein Markenzeichen des Bayer-Spiels geworden.

Und auch wenn Stanisic, der seinen Job insgesamt gut machte, sich gerade im weiteren Verlauf der Partie offensiv stärker einschaltete, kann er Kossounous Präsenz nicht komplett auffangen - besonders in der Offensive nicht.

Dünne Personaldecke im neuen Jahr

Folglich fiel Xabi Alonsos Ausblick auf die Saisonphase während des Afrika-Cups (13.1. bis 11.2) nicht uneingeschränkt positiv aus. "Natürlich ist das keine ideale Situation, aber wir müssen damit umgehen", erklärte er, "heute war eine Vorbereitung auf das, was im Januar auf uns zukommt. Aber ich habe Vertrauen." Dass die Personaldecke dünn sein wird, eventuell zu dünn, ist dem Spanier natürlich bewusst.

Allerdings kommt der Terminplan Bayer entgegen. Einzig das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 6. Februar sorgt für einen erhöhten Takt. "Wir haben keine englischen Wochen bis zum Pokalspiel, haben also Zeit, uns zu erholen", hofft Xabi Alonso auf einem sanften Verlauf des Engpasses.

Zumindest öffentlich möchte er über die Auswirkungen der Abstellungen auf den Titelkampf nicht grübeln. "So ist die Situation. Ich möchte mir nicht zu viele Sorgen machen", sagt er. Allerdings nicht, weil er keine hätte, sondern, "weil ich es nicht ändern kann."

Stephan von Nocks

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