3. Liga

Würzburg marschiert, skandiert - und relativiert

Aufsteiger hat die 2. Liga im Blick - Hollerbach demütig

Würzburg marschiert, skandiert - und relativiert

Knocking on heavens door? Amir Shapourzadeh und Würzburg haben den Durchmarsch in die 2. Liga im Blick.

Knocking on heavens door? Amir Shapourzadeh und Würzburg haben den Durchmarsch in die 2. Liga im Blick. picture alliance

Die Szene war bezeichnend. Just hatte die Mannschaft den Sieg gegen die Stuttgarter Kickers errungen und mit den Fans im B-Block gefeiert - Doppeltorschütze Amir Shapourzadeh auf dem Zaun, die übrigen Spieler kniend im Strafraum -, da wies Bernd Hollerbach seine Mannen, die nicht zum Einsatz gekommen waren, an, Diagonalläufe über den Platz zu machen. Also liefen Daniel Nagy, Christopher Bieber und die anderen los. Das Bild war eine Methapher für die Würzburger Demut vergangener Wochen. Obwohl der FWK das erfolgreichste Team nach der Winterpause ist, übt sich der gesamte Klub in Zurückhaltung. Doch warum eigentlich?

Hollerbachs Team hat nur sechs von 33 Saisonspielen verloren, erst 22 Gegentore kassiert und im Jahr 2016 in zwölf Partien stattliche 25 Punkte eingesammelt. Keine Frage, das ist die Bilanz eines Aufsteigers. Würzburg marschiert auf dem Rasen, skandiert Siegeslieder auf dem Zaun - und relativiert Rang vier.

Ich denke, dass wir heute noch was trinken gehen.

Elia Soriano

Der Hinweis, dass der Klassenerhalt mit dem Dreier gegen Stuttgart gesichert sei, entlockte Amir Shapourzadeh am Samstagnachmittag nur ein kurzes Lächeln. Insgeheim wusste er, dass der Ligaverbleib längst nicht mehr in Frage stand. Daher lächelte er kurz.

Dann aber erinnerte er sich, dass er nun demütige Worte folgen lassen musste. So gebietet es die Professionalität. Also sagte er im Tonfall eines Nachrichtensprechers: "Faktisch können wir nicht mehr absteigen, alles andere interessiert uns nicht." Und Hollerbach hatte sich schon vor Wochen gewehrt, neue Ziele auszugeben. Die Worte "Aufstieg" oder "Relegation" stehen auf dem Würzburger Index. Dabei haben sie zuletzt neue Stärken für sich entdeckt.

Heimstark und durchschlagskräftig - auch dank Soriano

Elia Soriano

Ein wichtiger Baustein für den Würzburger Erfolg: Elia Soriano, im Winter aus Stuttgart gekommen. imago

Taten sich die Kickers in der Hinserie am Dallenberg noch schwer und gewannen lediglich eine Partie, so sind sie nun nicht zuletzt wegen ihrer Heimstärke nur noch einen Zähler hinter Relegationsrang drei. Der Liganeuling ist seit Oktober zu Hause ungeschlagen. Und der Angriff zeigt Woche für Woche jene Durchschlagskraft, die ihm vor der Winterpause ohne Elia Soriano noch abgegangen war. Seit der Torjäger von den Stuttgarter Kickers nach Würzburg gekommen ist, läuft es in der Offensive. Seine Sperre für das Freitagsspiel in Aalen wiegt schwer.

Denn Soriano ist gut in Schuss. Gegen seinen Ex-Klub bereitete er am Samstag das Siegtor mustergültig vor. Nach dem Spiel drückte er sein Trikot seinem Vater in die Hand. Dieser war eigens für die 90 Minuten aus Darmstadt angereist. Und Soriano verriet: "Ich denke, dass wir heute noch was trinken gehen." Was nicht bedeutet, dass Würzburg die Arbeit schleifen lässt. Dies zeigte sich selbst nach dem Spiel gegen Stuttgart, als Bieber, Nagy und Co. losmarschierten.

lei