Bundesliga

Wo Nmecha besser ist als Bellingham - und wo er Defizite hat

Die Leistungsdaten des BVB-Neuzugangs

Wo Nmecha besser ist als Bellingham - und wo er Defizite hat

Nachfolger und Vorgänger im zentralen Mittelfeld des BVB: Felix Nmecha (li.) und Jude Bellingham.

Nachfolger und Vorgänger im zentralen Mittelfeld des BVB: Felix Nmecha (li.) und Jude Bellingham. IMAGO/Treese

Der am Montag vollzogene Wechsel von Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund hat in den vergangenen Tagen für hitzige Debatten gesorgt. Weil der 22-jährige Nationalspieler in der Vergangenheit Inhalte in den Sozialen Medien geteilt hatte, die als homophob und transfeindlich aufgefasst werden konnten, bemüht sich sein neuer Klub darum, den Eindruck zu zerstreuen, diese Inhalte würden die persönlichen Einstellungen Nmechas widerspiegeln.

Bei etlichen Fans des BVB wird die Verpflichtung dennoch weiter äußerst kritisch gesehen. Nmecha, so ihr Standpunkt, habe gegen den erst im vergangenen November beschlossenen Grundwertekodex der Borussia verstoßen. Der Klub würde dem nicht entschlossen genug entgegentreten, sondern den sportlichen Wert des Spielers höher gewichten.

Doch wie groß kann der Wert Nmechas, der für ein Ablösepaket in Höhe von rund 30 Millionen Euro nach Dortmund wechselt, in Zukunft überhaupt werden? Ein Blick auf die Leistungsdaten des Mittelfeldspielers, der künftig als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive fungieren soll und auf der Achter-Position das schwere Erbe von Jude Bellingham antritt, gibt über sein Potenzial Aufschluss.

Nmecha ist schneller als Bellingham

Auffällig ist, dass Nmecha in nahezu allen Leistungskategorien schwächer abschneidet als Bellingham. Doch der Vergleich zum englischen Unterschiedsspieler hinkt. Auch wenn der Neu-Madrilene zweieinhalb Jahre jünger ist, ist er in seiner Entwicklung bereits deutlich weiter - und entsprechend teurer: Der Engländer wechselte in diesem Sommer für eine Basis-Ablöse von 103 Millionen Euro vom BVB zu Real, durch Boni kann die Summe um weitere 30 Prozent der Basis-Summe ansteigen.

Nmecha: "Ein paar Sachen aus dem Kontext genommen"

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Nmecha ist deutlich schneller als Bellingham (34,67 km/h zu 33,59 km/h), auch läuft er im Schnitt mehr (11,44 Kilometer pro 90 Minuten zu 10,88 Kilometer pro 90 Minuten) und gewinnt mehr Zweikämpfe (59,8 Prozent zu 58,3 Prozent). Die nötige körperliche Wucht, die sich der BVB für sein Mittelfeld wünscht, ist also vorhanden. Zumal Nmecha auch größer ist als Bellingham (1,88 zu 1,86 Meter) - und dennoch erstaunlich wendig und technisch stark. Highlight-Videos von erfolgreichen Finten und Dribblings lassen sich im Internet daher zuhauf finden.

Vor allem Nmechas Passspiel ist ausbaufähig

Offensichtlich ist allerdings auch, dass Nmechas Spiel in einigen Bereichen noch verbesserungswürdig ist. Insbesondere beim Passspiel. Hier hinkt er in allen Unterkategorien gegenüber Bellingham hinterher: bei den Pässen pro 90 Minuten (34 zu 53), der allgemeinen Passquote (77 zu 83 Prozent), der Genauigkeit der Pässe ins offensive Drittel (64 zu 76) und der Passgenauigkeit bei langen Bällen (53 zu 69).

Auch Spieler mit einem ähnlichen Profil - etwa Münchens Leon Goretzka oder der bisherige Frankfurter Daichi Kamada - sind in diesem Bereich teils deutlich stärker. Das hängt jedoch teilweise auch mit der konkreten Aufgabenverteilung ab. Hier ist also abzuwarten, ob es Nmecha in Dortmund schafft, etwa die Anzahl seiner gespielten Pässe oder seine Passgenauigkeit zu steigern.

Sein neuer Trainer Edin Terzic kündigte bereits an, dass er ihn dabei unterstützen wolle, "sich als Fußballer und als Persönlichkeit weiterzuentwickeln". Dies dürfte nötig sein, um den Ballast abzuwerfen, der Nmechas Start in Dortmund beschwert.

Matthias Dersch

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