2. Bundesliga

Wo HSV drauf stand, steckte nur wenig Baumgart drin

Unwürdiger Auftritt in Paderborn besiegelt das endgültige Aus im Aufstiegskampf

Wo HSV drauf stand, steckte nur wenig Baumgart drin

Steffen Baumgart trug in Paderborn mehr Leidenschaft nach außen als seine Schützlinge.

Steffen Baumgart trug in Paderborn mehr Leidenschaft nach außen als seine Schützlinge. IMAGO/Ulrich Hufnagel

Als Steffen Baumgart nach dem vorzeitigen Ende aller Aufstiegsträume vor das Sky-Mikrofon ging, wurde der Hamburger Trainer mit Sprechchören gefeiert - von den Paderborner Fans. Die Ostwestfalen haben die Erfolgsgeschichte des gebürtigen Rostockers an der Pader nicht vergessen, und auffällig beim ersten Wiedersehen war: Während der SCP unter Nachfolger Lukas Kwasniok immer noch Baumgart-Fußball mit Vollgas praktiziert, agierte Baumgarts aktuelle Mannschaft nur mit Standgas.

Unzählige Fehler im Spielaufbau, Nachlässigkeiten in der Defensive, exemplarisch dafür steht Miro Muheims Schläfrigkeit vor dem entscheidenden Gegentor, und kaum Tempo und Klarheit in der Offensive - wo HSV drauf stand, steckte ausgerechnet in Paderborn nur wenig Baumgart drin.

HSV hat "zu viele Aktionen, die man so nicht machen kann"

Der 52-Jährige analysierte das Geschehen im Moment, da das Scheitern besiegelt war, mit bemerkenswertem Tiefgang. Er sprach seinen Profis nicht den nötigen Willen ab, obwohl der Vortrag über weite Strecken insbesondere der ersten Hälfte danach ausgesehen hatte, er sagte: "Die Fehlerquote für so ein Spiel war zu hoch. Wir hatten zu viele Aktionen, die man so nicht machen kann."

Baumgarts Vorgänger: Trainerwechsel unterm Weihnachtsbaum

Weil dies nicht zum ersten Mal der Fall war, ist der Nicht-Aufstieg die logische Konsequenz. Auch aus Sicht des Trainers. "Es ist nicht heute passiert, sondern es sind über das ganze Jahr viele Dinge passiert. Es hat vor mir und mit mir nicht vieles dafür gesprochen, dass wir aufsteigen." Sich selbst nimmt er ausdrücklich nicht aus der Verantwortung. Er verweist auf einen Entwicklungsprozess, der vor Paderborn tatsächlich sichtbar geworden ist („Die Jungs werden immer klarer“), räumt aber ein: "Auch seit ich da bin, haben wir zwei, drei Spiele liegen gelassen, das darf so nicht passieren."

Mehr als Qualität? Woran es dem HSV laut Baumgart fehlt

Für Baumgart steht vor der siebten Zweitligasaison des HSV fest, dass nun etwas Grundlegendes passieren muss. "Wir müssen gucken, welche Jungs die Richtigen sind, um den Angriff auf die Bundesliga an diesem Standort wirklich anzugehen und nicht nur darüber zu reden." Aus seiner Sicht geht es um diese Frage: "Brauchen wir wirklich nur die besten Spieler oder auch Jungs, die andere Qualitäten haben?"

Zweifel daran, dass er den nächsten Anlauf nehmen will, lässt Baumgart keine aufkommen. Sein Vertrag wurde im Februar unabhängig von der Ligazugehörigkeit bis 2025 abgeschlossen und er versichert: "Ich möchte gern mit diesem Verein nach oben. Jetzt bin ich sauer und traurig, aber ich möchte im nächsten Jahr angreifen."

Sebastian Wolff

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