Bundesliga

Wo Füllkrug besser ist als die DFB-Konkurrenz

Werder-Angreifer als WM-Kandidat gehandelt - Daten belegen Torgefahr

Wo Füllkrug besser ist als die DFB-Konkurrenz

In fast allen Lagen gefährlich: Bremens Stürmer Niclas Füllkrug.

In fast allen Lagen gefährlich: Bremens Stürmer Niclas Füllkrug. IMAGO/Nordphoto

Niclas Füllkrug belässt es dabei: "Ich kann immer nur dasselbe sagen", entgegnet er dann zum wiederholten Mal. Er sei der falsche Ansprechpartner, wenn es um die Fragen geht, mit denen er neuerdings konfrontiert wird. Sie häufen sich aktuell, gerade erst nach seinen zwei weiteren erzielten Toren beim berauschenden Bremer 5:1-Sieg gegen Gladbach. Müsste der Werder-Stürmer in seiner aktuellen Verfassung nicht für die deutsche Nationalmannschaft nominiert werden? Sollte er nicht noch einen Platz im Kader für die WM in Katar bekommen?

Jene Fragen stellen sich ja aus gegebenem Anlass; haben die jüngsten Eindrücke des DFB-Teams in den Länderspielen gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) doch den fatalen Verdacht hinterlassen, dass ein echter Torjäger womöglich doch hilfreich sein könnte für das im November beginnende Turnier. Im deutschen Kader haben sich für diese Rolle schon länger keine Spieler mehr wirklich aufgedrängt.

Füllkrug: Gleichauf mit Klose, hinter Völler

Füllkrug wiederum hat zumindest innerhalb eines Jahres belegt, dass er ein solcher Torjäger sein kann, nach 19 Treffern in 24 Zweitligaspielen und nun sieben Treffern in acht Bundesligaspielen. Letzteres gelang einem Werder-Stürmer zuletzt in der Saison 2005/06 mit Miroslav Klose, mehr konnte nur Rudi Völler in der Saison 1985/86 vorweisen (acht).

Nach WM-Rekordtorjäger Klose ist auch im DFB-Team die Suche nach einem echten Mittelstürmer-Nachfolger nie wirklich abgeschlossen worden. Im aktuellen Kader von Bundestrainer Hansi Flick kommen für die zentrale Angriffsposition aus der Bundesliga Timo Werner (RB Leipzig), Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg) und Karim Adeyemi (Borussia Dortmund) in Frage. Für Kai Havertz (FC Chelsea) gelten als Profi der Premier League andere und damit schwierig zu vergleichende Maßstäbe. Doch wie schneidet Füllkrug im deutschen Liga-Vergleich zu seinen möglichen Konkurrenten ab?

Füllkrug sorgt für Torgefahr

In der Kategorie Abschluss gibt der Werder-Stürmer in der Bundesliga generell die viertmeisten Torschüsse (27) hinter Michael Gregoritsch (28), Leroy Sané (30) und Marcus Thuram (31) ab. Pro Spiel ergibt das einen Wert von 3,4 - hinter Werner (3,7), vor Adeyemi (3,2) und Nmecha (1,8). Füllkrug benötigt dabei 3,9 Torschüsse pro Treffer, Nmecha 4,0, Werner 6,3, Adeyemi ist in vier Spielen noch ohne Tor. Pro Spiel köpft Füllkrug zudem 0,9-mal aufs Tor, traf so bereits zweimal. Werner oder Adeyemi haben noch nicht einmal aufs Tor geköpft, Nmecha nur einmal (ohne Treffer). Der Bremer sorgt also für Torgefahr.

Bei Werder agiert Füllkrug zwar als klarer Mittelstürmer, der laut Ole Werner "große Stärken im Strafraum" besitzt - doch "trotzdem", betont der Bremer Cheftrainer explizit, dass er "ins Kombinationsspiel eingebunden werden kann". Sein Assist am Samstag vor dem Treffer von Mitchell Weiser zum 5:1-Endstand demonstrierte zusätzlich, auf welch technisch hohem Niveau sich der 29-Jährige dabei bewegt.

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33,1 Pässe pro Partie und 4,2 Pässe in das letzte Drittel belegen ebenfalls seine Rolle als mitspielender Angreifer - das sind mehr als Adeyemi (30,4/2,1), Werner (24,9/3,1) und Nmecha (20,1/1,8) aufweisen. Allerdings fällt Füllkrug bei der Passquote ab: 61,6 Prozent bedeuten weit weniger im Vergleich zu Adeyemi (85,8) oder auch Werner (71,4). Nmecha kommt auf 62,6 Prozent.

Defensiv spitze, läuferisch hinten dran

Beim Defensivverhalten weist Füllkrug den deutlichen Spitzenwert unter den vier Bundesliga-Stürmern auf: 0,8 eroberte Bälle pro 90 Minuten im Angriffsdrittel - gegenüber Werner (0,4), Adeyemi (0,5) und Nmecha (0,3). In der Kategorie Laufleistung reiht sich der Werder-Profi sowohl bei der durchschnittlichen Gesamtdistanz (10,04 Kilometern) als auch den Sprints pro Spiel (18,2) hinter Werner (10,8/34,9), Nmecha (10,6/23,8) und Adeyemi (10,5/34) ein.

'Fülle' ist jemand, der sehr komplett ist.

Ole Werner

Auf derlei Vergleiche zwischen aktuellen und seinem möglicherweise künftigen Nationalspieler will sich Bremens Trainer Werner zwar nicht einlassen: "Es steht mir nicht zu, das zu bewerten." Leichter tut er sich jedoch, die Vorzüge des Stürmers zusammenzufassen: "'Fülle' ist jemand, der sehr komplett ist. Er hat gezeigt, dass er in einzelnen Situationen eine Qualität mitbringt, die vielleicht selbst in der Bundesliga nicht alltäglich ist, wenn er in einer guten Verfassung ist."

Die Daten belegen, dass das auch für den Vergleich zu möglichen Konkurrenten beim DFB gilt.

Tim Lüddecke

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