Bundesliga

Wird Smolcic in Frankfurt zur Dauerlösung in der Dreierkette?

Frankfurt: Ndicka schwächelt schon die ganze Saison

Wird Smolcic zur Dauerlösung in der Dreierkette?

Frankfurts Hrvoje Smolcic (re.) im Zweikampf mit Leipzigs Konrad Laimer.

Frankfurts Hrvoje Smolcic (re.) im Zweikampf mit Leipzigs Konrad Laimer. IMAGO/Jan Huebner

Sportvorstand Markus Krösche sprach nach der Niederlage in Leipzig davon, dass es Smolcic "sehr, sehr gut" gemacht habe, Trainer Oliver Glasner nannte den Auftritt des Kroaten gar "hervorragend" - das war schon ziemlich dick aufgetragen. Zwar hatte der Innenverteidiger in der Tat einige gute Aktionen, zum Beispiel, als er in der 85. Minute mit einer starken Grätsche eine gefährliche Hereingabe auf André Silva klärte. Oder als er in der 63. Minute nach einer Ecke den Ball mit dem Hinterkopf aufs Tornetz setzte - das hätte das 2:2 sein können. "Wir haben die Standards zwar grottenschlecht geschossen, aber einer ist gekommen, da war er am Kopfball, das ist kein Zufall", sagte Glasner zu dieser Szene.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Smolcic in einigen Situationen ziemlich alt aussah und insbesondere bei der Vorwärtsverteidigung kein gutes Timing besaß. Schon bei der ersten Leipziger Chance (2.) nahm er sich selbst aus dem Spiel, als er den auf der linken Frankfurter Seite durchstartenden Konrad Laimer nur halbherzig attackierte. Kurz darauf rückte er aus der Kette raus auf Dominik Szoboszlai, wodurch Yussuf Poulsen in seinem Rücken plötzlich sträflich freistand und prompt angespielt wurde, weil Smolcic keinen Zugriff auf Szoboszlai bekam. Poulsen kam zwar nicht zum Abschluss, doch dafür hätte Emil Forsberg beinahe das 1:0 erzielt (5.).

Beim zweiten Gegentreffer rückte Smolcic abermals vor ins Mittelfeld, bekam erneut keinen Zugriff und ließ den Torschützen Forsberg dann auch noch in seinem Rücken davonlaufen. Dabei stand er zum Zeitpunkt des Abspiels auf Vorlagengeber Timo Werner noch näher zum eigenen Tor als Forsberg. Ebenso problematisch war, dass sich Ansgar Knauff überspielen ließ. Wäre Smolcic bei Forsberg geblieben, hätte er den Einschlag wohl dennoch verhindern können. Auch vor André Silvas Kopfballchance (87.) infolge eines haarsträubenden Ballverlusts von Djibril Sow fehlte Smolcic die Konsequenz beim Herausrücken, Xaver Schlager konnte einfach an ihm vorbeilaufen.

"Man sieht, dass wir uns auf ihn verlassen können"

Unterm Strich war die Leistung des im vergangenen Sommer von HNK Rijeka verpflichteten Verteidigers trotzdem noch ausreichend (kicker-Note 4). "Im Spielaufbau ist er sehr passsicher gewesen, auch in den Zweikämpfen war er sehr stabil. Man sieht, dass wir uns auf ihn verlassen können. Wenn er gebraucht wird, ist er sofort da", meinte Krösche.

Fehlende Grundschnelligkeit

Smolcic misst zwar lediglich 1,83 Meter, wirkt wegen seiner Robustheit und Kopfballstärke in den Luftduellen aber oft größer. Gewinnt er noch an Handlungsschnelligkeit und Übersicht dazu, kann aus ihm ein ordentlicher Bundesligaverteidiger werden. Wegen fehlender Grundschnelligkeit ist er allerdings darauf angewiesen, ähnlich wie Makoto Hasebe das Spiel richtig zu lesen und entsprechend zu antizipieren. Noch muss man Smolcic Zeit zur Eingewöhnung zugestehen, schließlich ist der Sprung von der kroatischen Liga in die Bundesliga riesig.

Ndicka oder Smolcic?

Spannend bleibt die Frage, ob Glasner auch in Wolfsburg auf den 22-Jährigen setzt. Normalerweise führt an Evan Ndicka kein Weg vorbei. Allerdings blieb der gerade mal ein Jahr ältere Franzose in dieser Saison viel zu oft unter seinen Möglichkeiten. Wettbewerbsübergreifend erhielt er 13-mal die kicker-Note 4 oder schlechter. Von einem Spieler seiner Güteklasse muss man mehr Konstanz und weniger Ausreißer nach unten erwarten können. Ndickas Vertrag läuft am Saisonende aus, unter anderen der FC Barcelona zeigt Interesse. Möglicherweise fehlt dem Verteidiger wegen der offenen Zukunftsfrage etwas der Fokus. Ndicka oder Smolcic? Glasner steht vor keiner leichten Wahl, beide Entscheidungen sind nicht ohne Risiko.

Julian Franzke

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