WM

WM 2022: Hat Milan Frankreichs Giroud "wiederbelebt"?

Torjäger lässt Benzema nicht vermissen

"Wir haben Giroud wiederbelebt": Milan beansprucht Teil am französischen WM-Erfolg

Egal in welchem dieser beiden Trikots - für Olivier Giroud läuft es seit geraumer Zeit richtig stark.

Egal in welchem dieser beiden Trikots - für Olivier Giroud läuft es seit geraumer Zeit richtig stark.

Natürlich können sich 90 Tore in 290 Premier-League-Partien mehr als sehen lassen - und natürlich hat Olivier Giroud hiermit beim FC Arsenal (2012-2018) und dem FC Chelsea (2018-2021) Eindruck hinterlassen. Dennoch sind seine letzten Jahre auf der Insel auch immer mal mit Kritik begleitet worden - zu langsam und zu wenig erfolgreich vor des Gegners Kasten sei der Angreifer gewesen. Nur magere vier Treffer in 17 Erstliga-Einsätzen in seiner letzten Chelsea-Saison 2020/21 untermauern das und haben dazu geführt, dass Giroud vom damaligen Blues-Coach Thomas Tuchel immer mehr aussortiert worden ist und zur Spielzeit 2021/22 den Weg nach Italien gemacht hat.

Sein Ziel dort: die AC Mailand.

Knapp drei Millionen Euro haben die Rossoneri damals für den Stürmer überwiesen und damit ihre eigene Offensive um den bereits vorhandenen Zlatan Ibrahimovic mit einem weiteren gestandenen und alternden Profi ergänzt.

Tore, Scudetto, Tore

"Ich mochte die Premier League wirklich sehr, aber du kommst an einen Punkt, an dem du eine Entscheidung treffen musst", hat Giroud damals zu seinem Abschied aus der Premier League gesagt - und auf dem Weg in die italienische Modemetropole etwa vier Pokalsiege (dreimal mit Arsenal, einmal mit Chelsea), einen Europa-League-Triumph (2019 mit Chelsea) und den Champions-League-Sieg 2021 im Gepäck gehabt.

Frankreichs weg ins halbfinale

Diese Erfolge verbunden mit seiner großen Erfahrung und seiner weiterhin vorhandenen Lust am Fußball haben auch direkt Anklang in Mailand gefunden. Im Grunde von Beginn an sind Girouds technische Qualitäten am Ball geschätzt worden, der Stürmer wirkt spritzig, zeigt Tricks und absolute Torjägerqualitäten. Bei der errungenen Meisterschaft 2022 mit den Rossoneri hat er sich zunächst den Job an vorderster Front noch mit "Ibra" geteilt und elf Tore sowie vier Vorlagen in 29 Partien erreicht.

In der aktuellen Saison fehlt Ibrahimovic dagegen seit Anbeginn verletzt, Giroud ist als Routinier ganz vorn auf dem Weg zur Scudetto-Titelverteidigung meist gesetzt - und auch hier sprechen neun Treffer und fünf Assists in 19 Serie-A- und Champions-League-Spielen für sich.

Giroud wird laut eigener Aussage von Ibrahimovic respektiert

Seinen guten Einstand bei Milan hat Giroud mal im Gespräch mit "L'Équipe" als "Genugtuung" beschrieben und zudem mitgeteilt, wie das erste Treffen mit dem 41-jährigen "Ibrakadabra" abgelaufen ist: "Als ich unterschrieben hatte, sagte er, ich sei ein guter Transfer, aber es gebe nur einen 'König' in Mailand - und das sei er. Wir tauschen uns aus, reden über alles und nichts. Und natürlich genießt er hohes Ansehen. Ich denke aber, dass er auch großen Respekt vor mir hat, weil ich wichtige Titel gewonnen habe und wie er im Spitzenfußball oben bleibe."

Und genau das tut Giroud weiterhin - eben auch bei der WM, wo er nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Real-Star Karim Benzema, seines Zeichens auch noch amtierender Weltfußballer, die Last an vorderster Front äußerst zuverlässig zusammen mit Kylian Mbappé trägt. Während Letzterer in fünf WM-Einsätzen bereits auf fünf Tore kommt, schafft es Giroud in vier Partien auf vier.

Der inzwischen 36-Jährige, der vor vier Jahren beim WM-Triumph zwar ebenfalls wichtig gewesen war, aber keinen einzigen Treffer gemacht hatte, erkennt schon wieder Parallelen im französischen Team: "Das alles erinnert mich wieder an die Mentalität und die Hingabe von 2018. Diese Gruppe verdient es, wieder so weit zu kommen." So wie sie am Samstag mit einem 2:1 knapp gegen England ins Halbfinale gegen Marokko (Mittwoch, 20 Uhr, LIVE! bei kicker) eingezogen ist. Das entscheidende Tor kam dabei von Giroud.

Dass der Franzose im Dress der Grande Nation aber überhaupt so abliefert, hat laut Milan-Präsident Paolo Scaroni aber allen voran eben mit seinem Wechsel in die Lombardei zu tun. Das hat der 76-Jährige am Sonntag beim Gespräch mit "Sky Sport Italia" deutlich unterstrichen: "Wir haben ihn damals wiederbelebt und er hat bei uns frische Motivation erhalten, die er nun mitgenommen und auf die französische Nationalmannschaft übertragen hat. Er macht es so gut - und ich denke, dass ein großer Anteil an ihrem Einzug ins Halbfinale ihm zu verdanken ist." Und indirekt damit eben die Rossoneri, die diesen Frühling im Spätherbst der Karriere von Giroud mit gerade einmal knapp drei Millionen Euro im letzten Jahr auf den Weg gebracht haben.

mag