2. Bundesliga

"Willkommen in der 2. Liga": Thioune rückt die Arbeit in den Mittelpunkt

HSV spielt aktuell wie ein echter Zweitligist - nicht schön, aber effizient

"Willkommen in der 2. Liga": Thioune rückt die Arbeit in den Mittelpunkt

Er wollte die Leistung am Dienstagabend keineswegs schönreden: HSV-Coach Daniel Thioune.

Er wollte die Leistung am Dienstagabend keineswegs schönreden: HSV-Coach Daniel Thioune. imago images

Die Zahlen lesen sich eindeutig. Doch so klar ein 4:0 gegen Sandhausen im Anschluss an ein 2:1 in Darmstadt nach dem Ende der Talfahrt klingt, so sehr gehört ein differenzierter Blick auf Hamburgs zweiten Sieg in Serie. Und der offenbart: Der Dienstagabend im Volkspark fiel den Profis von Daniel Thioune nicht annähernd so leicht wie es das Resultat ausdrückt. Und diese Sichtweise ist mitnichten der krampfhafte Versuch, ein Haar in der Suppe zu entdecken.

Der Trainer versucht auch gar nicht erst, die Dinge schöner zu reden als sie sind. Er macht aber auch deutlich, dass er nicht gedenkt, sich für Siege zu entschuldigen. "Die Jungs sind auch nicht zufrieden mit der Spielanlage, wie wir sie auf den Platz gebracht haben", sagt er, "aber wer glaubt, dass wir uns die Gegner in den ersten 30 Minuten zurechtlegen und dann zwei, drei Tore schießen, der irrt."

Dann macht er eine Pause und schiebt nach: "Willkommen in der 2. Liga." Der HSV befindet sich bereits im dritten Jahr im ungeliebten Unterhaus. Und aktuell spielt er auch wie ein echter Zweitligist. Das ist kein Kompliment für die Spielweise, er verkörpert aber gewisse Tugenden, die unverzichtbar sind in dieser Liga. Der Coach hat diese zuletzt in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt. "Wir haben unser Tor verteidigt, und genau darum ging es mir. Der Fokus lag auf dem Verteidigen. Man muss nicht immer den Ball haben, um erfolgreich Fußball zu spielen." Aber muss der HSV gegen den Drittletzten auch derart in eine Abwehrschlacht geraten wie in der Phase vom Wiederanpfiff bis zum erlösenden zweiten Tor durch Simon Terodde (67.)? Thioune sagt ehrlich: "Wir müssen eine Balance finden zwischen dem Verteidigen und aktivem Fußballspielen."

Auch die Joker sammeln Scorerpunkte

Gegen Sandhausen war diese Balance über weite Strecken weit weniger hergestellt als es das Ergebnis ausdrückt. Dass am Ende dennoch vier Treffer heraussprangen, zeigt: Wenn der HSV die Grundtugenden abruft, ist in der Offensive entsprechende Qualität da, um in dieser Liga Spiele auf seine Seite zu ziehen. Thioune: "Wir waren brutal effektiv." Das war schon beim wenig glanzvollen Dreier in Darmstadt so und nun wieder. Neben Terodde waren dieses Mal endlich auch die Joker beteiligt: der dritte Treffer durch Amadou Onana entsprang der Vorlage von David Kinsombi, war also eine Co-Produktion zweier Einwechselspieler, den Schlusspunkt durch Josha Vagnoman hatte der kurz zuvor gekommene Bobby Wood vorbereitet. Thioune hat damit offensichtlich an einem zweiten Problemfeld gearbeitet. Und weiß dennoch, dass er weitere hat. "Wir müssen uns weiterhin entwickeln. Aber dabei tun uns Ergebnisse gut."

Sebastian Wolff