Bundesliga

Wie Pechvogel Lenz aus dem Teufelskreis ausbrechen will

Frankfurt: Vom Keks bis zur Gans wird alles protokolliert

Wie Pechvogel Lenz aus dem Teufelskreis ausbrechen will

Frankfurts Christopher Lenz will nichts dem Zufall überlassen.

Frankfurts Christopher Lenz will nichts dem Zufall überlassen. IMAGO/HMB-Media

Leider halten sich Glück und Pech im Fußball nicht immer die Waage. Sonst könnte Lenz entspannt durchatmen. Nach diversen Muskelverletzungen in den letzten Jahren und einem Zehenbruch im vergangenen Frühjahr müsste spätestens nach der jüngsten Oberschenkelblessur, die er sich im Heimspiel gegen Marseille beim Blocken eines Balls zuzog, eine goldene Glückssträhne beginnen. Doch auf Fortuna will sich der Linksverteidiger, der seinen Körper schon ein ums andere Mal verflucht hat, lieber nicht verlassen.

"Alles wird mit Blutbildern genau beobachtet"

"Mittlerweile bin ich eine Stunde vor dem Training im Kraftraum, weil eine halbe Stunde nicht mehr reicht. Auch nach dem Training bleibe ich ein, zwei Stunden, um durch Behandlungen, Wellness und Yoga die Muskulatur zu lockern. Die Ernährung habe ich inzwischen dreimal umgestellt, alles wird mit Blutbildern genau beobachtet", erklärt der 28-Jährige. Er will nichts dem Zufall überlassen, um möglichst auch noch den letzten Prozentpunkt herauszukitzeln, der nötig ist, "um aus diesem Strudel herauszukommen". Lenz ist überzeugt: "Wenn ich einmal fit bin, dann bleibe ich auch fit. Diesen Teufelskreis zu überwinden, das ist das Ziel." Mental sei ihm durch all die Rückschläge einiges abverlangt worden.

Wie sehr er im Alltag auf sich und seinen Körper achtet, zeigt das Beispiel Ernährung. "Ich führe ein Ernährungstagebuch, auf das die medizinische Abteilung zugreifen kann. So überblicken wir jede Kleinigkeit. Auch wenn es mal ein Keks zum Espresso ist, schreibe ich das auf. Wenn es am Ende der Keks ist, den ich weglassen muss, dann lasse ich den halt weg", sagt der Linksfüßer. Die Weihnachtsgans wird er trotzdem ohne schlechtes Gewissen eintragen. Alles andere würde bei der medizinischen Abteilung eher Verwunderung hervorrufen, merkt Lenz schmunzelnd an.

Urlaub erst nach dem Test gegen Bergamo

Nach der jüngsten Oberschenkelverletzung legte er während der Marketingtour in Japan einen ungewöhnlichen Kaltstart hin, als er - ohne vorher zu trainieren - in den Testspielen gegen Osaka und Urawa zum Einsatz kam. Dass nun noch zwei Wochen in Frankfurt mit der Mannschaft trainiert wird, tut ihm gut. Erst nach dem Testspiel bei Atalanta Bergamo am 9. Dezember schickt Trainer Oliver Glasner die Spieler in den Urlaub.

Im neuen Jahr will Lenz dann endlich wieder voll angreifen und sich den zuletzt von Ansgar Knauff eingenommenen Platz als linker Schienenspieler zurückerobern. "In der Phase vor meiner Verletzung lief es sehr gut, damit war ich zufrieden. Ich konnte das zeigen, was ich zeigen möchte, der Mannschaft offensiv und defensiv helfen. Wenn ich daran anknüpfen kann, bin ich glücklich", meint Lenz.

Glasner lobt Pellegrini

Neben Knauff trifft er in Luca Pellegrini auf einen weiteren Konkurrenten. Sofern die bis Saisonende vereinbarte Leihe des Linksverteidigers von Juventus Turin nicht vorzeitig beendet wird - entsprechende Spekulationen kamen zuletzt in Italien auf. In Japan geriet der sportlich bislang nur selten überzeugende 23-Jährige mit Glasner aneinander. "Dass der Trainer lauter wird, wenn er mit etwas nicht zufrieden ist, gibt es öfter mal. Das ist nichts Ungewöhnliches", sagte Glasner nach der Trainingseinheit am Montagnachmittag. Nun aber gebe Pellegrini "richtig gut Gas". Tags darauf gab es ein weiteres Lob, als dem manchmal noch zu verspielten Verteidiger ein schönes Tor im Trainingsspiel gelang. "Solange sich einer ordentlich benimmt, wird er immer bei uns mittrainieren - und dann plane ich mit den Jungs", betont der Coach. Personelle Veränderungen in der Winterpause kann und will Glasner trotzdem nicht gänzlich ausschließen.

Julian Franzke

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