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Regionalliga Bayern: Wer will überhaupt noch aufsteigen?

Ehemalige Profivereine verzichten reihenweise

Wer in der Regionalliga Bayern will überhaupt noch aufsteigen?

Die U 23 der SpVgg Greuther Fürth durfte jüngst im recht leeren Sportpark Ronhof ran.

Die U 23 der SpVgg Greuther Fürth durfte jüngst im recht leeren Sportpark Ronhof ran. IMAGO/Zink

Regionalliga Bayern

Es ist eine beachtenswerte Gemengelage in der Regionalliga Bayern. Als Anfang März die Namen der 25 Vereine die Runde machten, die ihre Unterlagen für das Zulassungsverfahren zur 3. Liga eingereicht hatten, waren nur zwei aus dem Freistaat dabei: Die Würzburger Kickers sowie der FC Bayern München mit seiner U 23. Andere ehemalige Profivereine - Wacker Burghausen, SpVgg Bayreuth, 1. FC Schweinfurt, Türkgücü München, Viktoria Aschaffenburg - suchte man unter den Interessenten vergebens.

Natürlich, so könnte man sagen, realistische Chancen auf einen Aufstieg in die 3. Liga hatten all diese Vereine ohnehin nicht mehr, zu groß ist der Vorsprung der Würzburger Kickers, die sich derzeit mit den selbst erklärten und auch zukünftigen Amateuren der DJK Vilzing einen Zweikampf um die Meisterschaft liefern. Warum sich also noch das kostspielige Bewerbungsverfahren leisten?

Wer will den direkten Aufstiegsplatz?

Doch die Signale, die in letzter Zeit aus der Liga kamen, weisen auf ein strukturelles Problem hin: Während sich etwa in der Nordost-Staffel zahlreiche Traditions- und andere ambitionierte Vereine tummeln, die nichts lieber täten, als schon in dieser Spielzeit der 4. Liga zu entfliehen, gehen der Staffel Bayern die Interessenten aus.

Ein bayerischer Absteiger aus Liga 3? Derzeit eher unwahrscheinlich. Und sollten sich nun die Würzburger Kickers in dieser Saison in den beiden Aufstiegsspielen gegen den Vertreter der Regionalliga Nord durchsetzen und damit auch ligentechnisch in den Profi-Fußball zurückkehren, dürfte sich in der kommenden Saison die Frage stellen: Wer will überhaupt noch aufsteigen - in einer Spielzeit, in der der Regionalliga Bayern auch noch ein direkter Aufstiegsplatz zustehen würde?

Bayreuth zögert - Burghausen auch

Nachdem jüngst die SpVgg Bayreuth ein großes Fragezeichen hinter den Voraussetzungen für die nächsthöhere Klasse setzte und offen Überlegungen anstellt, künftig den Weg des 1. FC Schweinfurt in die "Re-Amateurisierung" zu wählen, könnte einer der verbliebenen Schwergewichte der Liga wegfallen. Auch für Viktoria Aschaffenburg, in den 1980er Jahren drei Spielzeiten lang in der 2. Liga, ist die 3. Liga derzeit kein Thema. Ebensowenig wie für Türkgücü München, für das es nach einer abermals leicht chaotischen Saison eher um die Frage geht: Reicht es überhaupt noch für die Regionalliga?

Etwas optimistischer klingt man bei Wacker Burghausen, ebenfalls ehemaliger Zweitligist. "Wir gehören wohl zu den wenigen Standorten, die eine 3. Liga überhaupt realisieren könnten", sagt Geschäftsführer Andreas Huber. Ohne weitere externe Geldgeber sei es aber eine "extrem große finanzielle Belastungsprobe". Die Zulassungskriterien zu erfüllen und den Spielbetrieb einer 3. Liga stemmen zu können, sei das eine, es aber nachhaltig zu tun, ohne sich groß zu verschulden, das andere: "Ein Harakiri und ein Aufstieg um jeden Preis wird es in Burghausen nicht geben", bekräftigt Huber, der den DFB in die Pflicht nimmt, strukturelle Probleme anzugehen: "Wenn man betrachtet, dass sich viele Drittligisten in dieser Liga finanziell verheben, gilt es die Attraktivität der Liga so anzuheben, dass es finanziell möglich ist, auf Dauer zu überleben."

Für ausgemachte Amateurvereine wie den TSV Aubstadt und die SpVgg Ansbach ist die 3. Liga illusorisch, der sich jüngst mit Ambitionen präsentierende FV Illertissen, immerhin zweimal in Folge in der DFB-Pokal-Hauptrunde dabei, sendete zuletzt uneinheitliche Signale.

Bleiben am Ende nur noch die Bayern?

Bleiben die zweiten Mannschaften, etwa die mittelfränkischen Zweitligareserven des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth: Beim Kleeblatt gibt es nach kicker-Informationen keinerlei Gedankenspiele Richtung 3. Liga, und auch der Club sieht die Regionalliga als optimale Spielklasse für die Entwicklung der jungen Spieler: Sollte man sportlich realistische Chancen auf den Aufstieg haben, so NLZ-Chef Michael Wiesinger, würde man die Frage eines Drittliga-Aufstiegs zu diesem Zeitpunkt und vor Antragstellung aber neu bewerten.

Auch die U 23 des FC Augsburg sieht die Regionalliga Bayen als "sicher das geeignete Sprungbrett" für seine Nachwuchskicker, sagt Roy Stapelfeld, kaufmännischer Leiter im NLZ, der die Türe aber nicht ganz zuschlägt: "Im Falle eines Falles müssten wir uns mit diesem Thema natürlich erst in den zuständigen Gremien unseres Vereins beschäftigen".

So ist am Ende die Möglichkeit nicht unrealistisch, dass die Bayern-Amateure das einzige Team sein werden, das sich im März 2025 für eine Drittliga-Lizenz bewirbt. Sportlich ist es dann übrigens egal, auf welchem Tabellenplatz die U 23 landet: Sollte der Meister kein Interesse an Aufstieg (oder Aufstiegsspielen) haben, würde "die nächstplatzierte Mannschaft" nachrücken, heißt es dazu lediglich in der Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV). Und sollte auch der Rekordmeister verzichten und es nach der kommenden Saison 24/25 zu keinem bayerischen Aufsteiger kommen, vermindert sich die Zahl der absteigenden Drittligisten.

Beim BFV hat man die strukturellen Probleme natürlich längst realisiert: Um die Lücke zwischen Regionalliga und 3. Liga in Sachen Infrastruktur nicht zu groß werden zu lassen, verschärft der BFV etwa seine Auflagen, wie beispielsweise mit der Flutlicht-Pflicht ab der Saison 2024/25. Es bleibt abzuwarten, was das für Folgen hat.

Jan Mauer

Die Stadien in der Regionalliga Bayern