Bundesliga

Eintracht: Glasner zieht Tennismatch dem Zeitunglesen vor

Der Eintracht-Coach und sein Umgang mit der Krise

"Wenn ich jede Schlagzeile lese ...": Glasner zieht Tennismatch mit "Fußballgott" Meier vor

Oliver Glasner lässt sich trotz Krise nicht von Schlagzeilen beirren.

Oliver Glasner lässt sich trotz Krise nicht von Schlagzeilen beirren. Getty Images

Im Frankfurter Westend, im Schatten des Waldstadions oder sogar an der Säbener Straße? Der künftige Arbeitsplatz von Eintracht-Boss Axel Hellmann ist weiter ungewiss. In dieser Woche sickerte durch, der FC Bayern hätte Interesse am 51-Jährigen für die potenzielle Nachfolge des in der Kritik stehenden CEO Oliver Kahn. Konkret und verbindlich soll dieser Austausch aber nicht gewesen sein - und dürfte es auch nicht werden. Dass den Juristen langfristig das aktuell interimsmäßig ausgeführte Amt an der Spitze der DFL reizt, ist kein Geheimnis. Es ist durchaus möglich, dass er seinen bis 2027 gültigen Vertrag bei der Eintracht daher nicht erfüllen wird, um endgültig zum Ligaverband zu wechseln.

Aber ein Wechsel zum Rekordmeister? Das dürfte für das Eintracht-Herz des Juristen etwas zu viel des Guten sein. Es bleibt wohl dabei: Umziehen wird Hellmann nicht. Die Frage bleibt nur: Wo in Frankfurt geht es hin? Einen Entschluss hat Hellmann offenbar noch nicht gefasst. Viel Zeit sollte er sich damit aber nicht mehr lassen.

Die Geschichte ist ein weiteres Kapitel der Nebengeräusche, die man am Main gerade gar nicht gebrauchen kann. Die Spekulationen über die Zukunft von Top-Torjäger Randal Kolo Muani, die Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sowie das mitunter schwierige Verhältnis von Glasner und Sportvorstand Markus Krösche reißen nicht ab.

Trotz sportlicher Krise: Glasner lässt sich nicht beirren

Der Trainer versucht das alles von sich fernzuhalten. "Ich lese gerade gar nichts, ich habe am Montag hier mit Alex Meier ein Tennismatch absolviert, das hat mir viel mehr Spaß gemacht, statt zu lesen und vielleicht noch zu kommentieren", erzählte Glasner, der erst auf Nachfrage schmunzelnd preisgab, wie das Duell mit dem "Fußballgott" denn ausgegangen sei. "Das darf ich nicht sagen, dann ist Alex beleidigt. Wir haben es noch nicht ganz zu Ende gespielt, mit leichten Vorteilen für Oliver Glasner." Tennis spielen statt Zeitung lesen. Irgendwie verständlich. "Wenn ich mir über jede Schlagzeile, die ich lese, Gedanken mache ...", fuhr Glasner fort. "Es wird so viel geschrieben steht, was sich dann sehr schnell wieder in Luft auflöst."

Das Hellmann-Gerücht rund um den FC Bayern, ja, das dürfte sich tatsächlich schnell in Luft auflösen, die sportliche Krise aber sicherlich nicht. Das von Manager Krösche in der Winterpause ausgegebene Ziel Champions League wird krachend verfehlt. Seit acht Spielen wartet das Team auf einen Sieg, die wirtschaftlich und für die Kaderplanung so unheimlich wichtige Qualifikation für den internationalen Wettbewerb in der kommenden Saison ist über die Liga nur noch mit dem Wohlwollen der Konkurrenz zu erreichen. Spielen Mainz, Wolfsburg und Leverkusen dabei nicht mit, muss der DFB-Pokal die verkorkste Rückrunde retten. Das Heimspiel gegen den FC Augsburg am Samstag ist somit die Generalprobe für das Pokalhalbfinale beim VfB Stuttgart am Mittwochabend.

"Natürlich ist das eine Phase, wo es mir auch nicht so gut geht. Ich bin ja genauso unzufrieden und stehe in der Verantwortung, das mit den Spielern und dem Team wieder zu drehen", so Glasner, der sich versucht, etwas unabhängig zu machen und die Balance zu halten. "Ich habe mich auch nicht wochenlang durch Frankfurt tragen lassen, weil wir Europa League Sieger wurden. Genauso verkrieche ich mich jetzt nicht. Oliver Glasner ist kein besserer Mensch, weil er Europa League Sieger ist, er ist auch kein schlechterer Mensch, weil er acht Spiele nicht gewonnen hat. Das versuche ich so vorzuleben."

Positiv überrascht sei Glasner, dass trotz der Probleme und der sportlich kritischen Lage die Stimmung im Klub gut sei: "Es wird nach wie vor gelacht, es ist aber auch Zug drin", betonte der Österreicher. "Jetzt haben wir den Boden knallhart gespürt, das braucht man, um für den nächsten Höhenflug anzusetzen." Doch Vorsicht: Die Startversuche in den kommenden zwei Spielen bergen die große Gefahr einer Bruchlandung.

Moritz Kreilinger

Borussia Dortmund v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

"Oliver Glasner ist kein besserer Mensch, weil er Europa-League-Sieger ist"

alle Videos in der Übersicht