Bundesliga

Watzkes markige Neujahrsrede: "Nicht nur Haltung - auch Leistung!"

Eigener Weg der Bundesliga statt "Rattenrennen"

Watzkes markige Neujahrsrede: "Nicht nur Haltung - auch Leistung!"

Bestens gelaunt beim Neujahrsempfang der DFL: Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

Bestens gelaunt beim Neujahrsempfang der DFL: Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und DFB-Präsident Bernd Neuendorf. picture alliance/dpa

Vor mehr als 400 geladenen Gästen aus den 36 Profivereinen, des DFB, der Politik und von Medienpartnern wählte "Aki" Watzke markige Worte, um die Entwicklung des Profifußballs zu beschreiben: "Wir müssen unseren eigenen Weg gehen und dürfen dieses Rattenrennen nicht länger mitmachen."

Ständig steigende Spielergehälter, Ablösesummen usw. sind dem Dortmunder ein Dorn im Auge. Auch angesichts von sieben deutschen Klubs im Europapokal habe der deutsche Fußball allen Grund, "wieder Selbstbewusstsein" zu zeigen, trotz der deutlichen wirtschaftlichen Überlegenheit der Premier League.

Der "eigene Weg" biete im Vergleich zu anderen Topligen Europas Vorteile wie die Beibehaltung von günstigen Eintrittspreisen, die auch ein Grund für überdurchschnittlich hohe Zuschauerzahlen seien. "Die Liga steht deutlich besser da als vor zwei oder drei Jahren", so Watzke, der zwischen den Zeilen auch ein unausgesprochenes Plädoyer für die Beibehaltung der 50+1-Regel abgab.

Ich war sieben Jahre alt, als England den letzten Titel holte.

Hans-Joachim Watzke

Ungeachtet des enttäuschenden Abschneidens der Nationalmannschaft in Katar stehe "der deutsche Fußball" besser da als er von vielen im eigenen Land gemacht würde. "Wenn sich eine Fußballnation nur über die Nationalmannschaft definieren würde, wüsste ich nicht, woher die Premier League ihr Selbstbewusstsein beziehen sollte. Ich war sieben Jahre alt, als England den letzten Titel holte."

"Aus der COVID-19-Zeit erwachen und die Homeoffice-Mentalität ablegen"

Der Vorsitzende des DFL-Aufsichtsrats und BVB-Geschäftsführer appellierte zugleich an die heimischen Klubvertreter, "dass wir alle aus der COVID-19-Zeit erwachen und Energie entfalten". Watzke forderte dabei "ein Ablegen der Homeoffice-Mentalität" und schrieb den anwesenden Kollegen ins Stammbuch: "Haltung zeigen, ist das eine. Aber das andere ist die Leistung. Nicht umsonst heißt es Leistungssport. Und das gilt nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in den anderen Bereichen. Wir müssen uns den großen Herausforderungen, die auf die Liga und die Gesellschaft zukommen, stellen. Dabei sollten wir etwas mehr die Chance als das Risiko sehen."

Watzke über Völler: "Er kann auch ausflippen, das finde ich gut"

alle Videos in der Übersicht

Die EM 2024 sei "eine Riesenchance zu zeigen, welche Kraft der Fußball ausstrahlen kann, welche Begeisterungsfähigkeit er entwickeln kann". Doch brauche es dafür einen Stimmungswandel, zu dem auch die Medien beitragen sollten. Niemand habe etwas davon gehabt, dass mit Blick WM in Katar eine Stimmung erzeugt worden sei, die sich "wie Mehltau" auch auf die Beteiligten gelegt habe. Das Team um Bundestrainer Hansi Flick entließ er damit keineswegs aus der Verantwortung: "Natürlich" haben "die Wahrnehmung auch viel mit Fußball zu tun", der letztlich geboten wurde.

"Ich wünsche mir, dass die Liga weiter so solidarisch bleibt."

Mitte Februar 2022 hatte Watzke die Nachfolge von Peter Peters als DFL-Aufsichtsratschef angetreten. "Ich wünsche mir, dass die Liga so solidarisch bleibt, wie ich es in den ersten elf Monaten erlebt habe. Das hatte ich von außen nicht so wahrgenommen", sagte der 63-Jährige und zeichnete damit ein sehr harmonisches Bild der 36 Profivereine, die teilweise sehr unterschiedliche Interessenslagen haben.

Zu den Gästen in Offenbach gehörte auch Ex-DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der "in der Liga eine Lücke hinterlassen hat", wie der BVB-Boss betonte. Seifert-Nachfolgerin Donata Hopfen und die DFL gehen seit Anfang Dezember getrennte Wege. Frankfurts Axel Hellmann und Freiburgs Oliver Leki leiten den Verband interimsmäßig.

Thiemo Müller, Michael Ebert