Bundesliga

Watzke über VAR, Super League und den Vorwurf mangelnder Präsenz

BVB-Boss über den VAR, die Super League und die verpasste Meisterschaft

Watzke: "Wir sind seit Monaten einem Trommelfeuer ausgesetzt"

"Ich bin in jeder Minute präsent": Hans-Joachim Watzke am Sonntag auf der BVB-Mitgliederversammlung.

"Ich bin in jeder Minute präsent": Hans-Joachim Watzke am Sonntag auf der BVB-Mitgliederversammlung. IMAGO/RHR-Foto

Auf der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund hat sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nicht nur zur aktuellen sportlichen Situation geäußert. In seiner 20-minütigen Rede vor den rund 1000 anwesenden Mitgliedern sprach der 64-Jährige auch über den VAR, die Super League und die verpasste Meisterschaft im Sommer. Der kicker hat seine Aussagen aufgezeichnet.

Watzke über …

… die verpasste Meisterschaft im Sommer:

"Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich wusste: So etwas kann einen Verein zerstören, ihn auf Jahre beschädigen oder lähmen. Ich hatte aber die Hofnung - und das hat sich bestätigt -, dass dieser Verein zu stark ist. Wir sind seit Monaten einem Trommelfeuer ausgesetzt, wie ich es ewig nicht erlebt habe. Ich bitte um eine faire Berichterstattung mit einem analytischen Ansatz. Wir lassen es nicht zu, dass man uns zerstören will. Wir sind analytisch. Wir sind solidarisch. Das ist ganz wichtig. Ich habe mich riesig gefreut, wie solidarisch der gesamte Verein etwa mit der Erkrankung Sebastien Hallers umgegangen ist. Aber auch, wie unsere Mannschaft mit der Erkrankung eines ganz treuen Borussen, von Marcel Schneider (Fanbeauftragter, Anm. d. Red.), umgegangen ist. Das hat mir großen Respekt abgenötigt. Das ist Solidarität, wenn man es beidseitig lebt."

Da habe ich dann im kicker gelesen: 'Jetzt greifen wir den BVB an'. Das hat nicht funktioniert.

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… zur Erwartungshaltung:

"Wir müssen uns immer bemühen, eine realistische Erwartungshaltung zu haben. Das ist manchmal nicht einfach. Die Vereine, die irgendwann die realistische Erwartungshaltung verlieren, denen geht es danach nicht besser. Guckt doch mal nach Gelsenkirchen - und das meine ich ohne Häme. Vor fünf Jahren waren sie noch Vize-Meister. Da habe ich dann im kicker gelesen: 'Jetzt greifen wir den BVB an'. Das hat nicht funktioniert. Realismus in diesem Geschäft ist schwierig, aber es hilft. Wichtig ist, dass das, was wir einbringen, und das, was wir zurückbekommen, in Balance ist."

… den VAR:

"Wir werden im Januar eine Expertengruppe einberufen bei der DFL und uns damit auseinandersetzen. Meine persönliche Erfahrung ist die: Wir hatten in dieser Saison ein Pokalspiel gegen Hoffenheim ohne VAR. Ich habe mich befreiter gefühlt, das muss ich ehrlich sagen. Weil es die Emotionen killt, wenn man jedes Mal erst Matthias Sammer anstößt, ob er etwas gesehen hat, und dann auf den Monitor schaut, ob man was übersehen hat. Das müssen wir besser in den Griff bekommen. So ist es manchmal schwere Kost."

… die Super League:

"Keine Super League mit dem BVB. Egal, was kommt!"

… den Vorwurf, er wäre in Dortmund weniger präsent:

"Ich bin in jeder Minute präsent. Ich denke an sieben Tagen in der Woche von morgens bis abends über den BVB nach. Aber ich weiß auch einzuschätzen, dass ich irgendwann die Geschäftsführung verlassen werde. Es wäre extrem verantwortungslos, wenn ich nicht schon seit geraumer Zeit den Kollegen - ob Thomas Treß, Carsten Cramer oder Sebastian Kehl - immer mehr Möglichkeiten geben würde, eigenständig Entscheidungen zu treffen, und zu sehen, wie es sich entwickelt, um für den Tag X vorbereitet zu sein. Das hat nichts mit mangelnder Präsenz zu tun, sondern mit Vertrauen."

Matthias Dersch