Bundesliga

Watzke: Zuschauerbegrenzung "Zeichen in die Gesellschaft hinein"

Geisterspiele oder Begrenzung der Zuschauerkapazität?

Watzke plädiert für "Maß und Mitte" - Begrenzung "Zeichen in die Gesellschaft hinein"

Das BVB-Geschäftsmodell funktioniert aktuell "nicht mehr vollumfänglich": Hans-Joachim Watzke.

Das BVB-Geschäftsmodell funktioniert aktuell "nicht mehr vollumfänglich": Hans-Joachim Watzke. imago images/Thomas Bielefeld

Gleich zu Beginn seiner Ausführungen bei der virtuellen Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH und Co. KGaA kam Hans-Joachim Watzke am Donnerstagvormittag auf das derzeit drängendste Thema der Bundesliga-Klubs zu sprechen: die Zulassung von Zuschauern bei den kommenden Spielen. "Alle der im Fußball Verantwortlichen sind der Meinung, dass wir in dieser Phase der Pandemie eine signifikante Reduzierung der Zuschauerzahlen benötigen", sagte der BVB-Geschäftsführer. "Aus Infektionsschutzgründen und als Zeichen in die Gesellschaft hinein."

Geisterspiele - wie in Bayern und Sachsen - aber lehnt Watzke ab. Stattdessen begrüßte er den Vorstoß der NRW-Landesregierung, die Zuschauerkapazität auf ein Drittel zu begrenzen und nur noch Sitzplätze zuzulassen. Für den BVB würde das bedeuten, dass zum Topspiel gegen den FC Bayern am Samstag 26.000 Zuschauer erlaubt wären. Watzke räumte ein, dass eine solche Lösung dem BVB "weh tun" würde, aber "angemessen" wäre.

Watzke warnt vor Populismus - BVB-Aktienkurs "unter Druck"

Noch offen ist allerdings, worauf sich Bund und Länder in der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag verständigen. Watzke appellierte daher an die Verantwortlichen, "bei aller Ernsthaftigkeit Maß und Mitte zu halten - und nicht, dass nur noch Populismus greift, um möglicherweise von eigenen Versäumnissen abzulenken". Die Bundesliga sei zu Kompromissen bereit und "verantwortungsbewusst" - obwohl die bisherigen Spiele sich nicht als Infektionstreiber entpuppt hätten. Im Gegenteil. Bei den Hygienekonzepten und Kontrollen sei der Fußball "ganz weit vorne in Deutschland" gewesen. Auch das müsse in die Bewertung einfließen.

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Auf die wirtschaftliche Entwicklung von Borussia Dortmund hat die erneute Begrenzung der Zuschauerkapazität erheblichen Einfluss. Watzke erklärte auf der virtuell durchgeführten Aktionärsversammlung, die COVID-19-Pandemie habe in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, "dass unser Geschäftsmodell nicht mehr vollumfänglich funktionieren konnte, da die Spieltagseinnahmen abgeschnitten waren".

Er verstehe daher, dass der Aktienkurs, der vor Beginn der Pandemie zwischen neun und zehn Euro lag, seitdem "unter Druck" stehe, und erbat von den Aktionären Geduld: "Solange wir kein funktionierendes Geschäftsmodell, also kein volles Stadion haben, solange wird es schwierig bleiben." Am Donnerstag lag der Kurs der BVB-Aktie bei 4,24 Euro (Stand: 11.02 Uhr). Aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Geschäftsjahr wird diesmal auch keine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Dank der jüngsten Kapitalerhöhung sei der Klub allerdings - trotz der Verluste von 44 Millionen Euro bzw. 73 Millionen Euro in den vergangenen beiden Corona-Jahren - schuldenfrei, sagte Dortmunds Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß. Die Finanzverbindlichkeiten stünden - Stand jetzt - bei "null". Die Mittel aus der Kapitalerhöhung im Oktober seien dazu genutzt worden, "um Borussia Dortmund wetterfest und widerstandsfähig zu machen vor dem Hintergrund der Pandemie", so Treß. "Wir haben finanzielle Schäden ausgeglichen, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht nachhaltig zu belasten." Die Bitte um Zustimmung für neues genehmigtes Kapital begründete er damit, auch zukünftig dieses Werkzeug als Sicherheit im Koffer haben zu wollen. Watzke ergänzte: "Es gibt derzeit absolut keine Planung bezüglich einer weiteren Kapitalerhöhung."

Auf Nachfrage eines Aktionärs sagte Watzke zudem, dass er mit den BVB-Profis erneut über einen Gehaltsverzicht reden wolle, sollte die aktuell rollende vierte Corona-Welle länger andauern.

Matthias Dersch

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