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Wasser auf Infantinos Mühlen

Blitzer-Kollege Textor träumt von Weltliga

Wasser auf Infantinos Mühlen

FIFA-Chef Gianni Infantino wird sich über die Aussagen von Investor John Textor freuen. 

FIFA-Chef Gianni Infantino wird sich über die Aussagen von Investor John Textor freuen.  IMAGO/Newscom World

London gilt bekanntlich als globaler Finanzplatz. Insofern ist es fast schon folgerichtig, dass John Textor in der englischen Hauptstadt seinen Traum von einem globalen Fußball-Elitewettbewerb kundtat. "Ich möchte keine bestimmte Art von Superliga unterstützen", wurden Aussagen des US-Milliardärs und Fußball-Mehrfachinvestors vom Financial Times Business of Football Summit beispielsweise in dem Portal "Worldsoccertalk" zitiert.

Die Evolution wird stattfinden. Wenn du dich nicht weiterentwickelst, wirst du aussterben.

US-Investor John Textor

Und weiter: "Ich glaube, dass die Welt Fußball spielen will. Botafogo will nach Europa kommen und gegen die Besten spielen. Die Evolution wird stattfinden. Wenn du dich nicht weiterentwickelst, wirst du aussterben. (…) Ich will, dass die Welt spielt, ich will, dass New England Revolution eine Chance hat, Chelsea zu schlagen. Ich will, dass Palmeiras rüberkommt. Jemand hat gesagt, dass eine steigende Flut alle Boote antreibt. Das wollen wir sehen. Ich bin für eine Weltliga, eine Superliga."

Offene Türen bei Gianni Infantino?

Das wäre Wasser auf die Mühlen derer, die das bestehende Fußballsystem durch Disruption verändern wollen. Zunächst einmal sei da die "Super League Company" und deren Lobby-Agentur mit dem deutschen Medienmanager Bernd Reichart an der Spitze genannt, A-22-Sports. Wobei sich deren Vision auf Europa beschränkt. Mit Freude könnte Gianni Infantino Textors Aussagen aufnehmen. Denn der FIFA-Präsident hat ja nicht nur die Klub-Weltmeisterschaft ab 2025 auf 32 Teams aufgebläht, nein, der Weltverband werkelt ja auch fleißig an einem Joint Venture mit der Großklubvereinigung ECA.

Die wiederum als die große Allianz der UEFA in der Super-League-Attacke fungiert. Mega-Klub-WM hier, europäische Super-League-Fantasien da. Beide würden den Druck auf den UEFA-Königswettbewerb, die Champions League, zweifelsfrei erhöhen. In der Entwicklung der jüngeren Ideen zur Zukunft des Fußballs jedenfalls fehlt nicht mehr viel zu Textors Traum von einer globalen Eliteliga.

Textor soll Finanzregeln als "Betrug" bezeichnet haben

Dem 58-Jährigen gehören mehrheitlich über die "Eagle Football Holdings" Olympique Lyon, Botafogo Rio de Janeiro und RWD Molenbeek in Belgien sowie 45 Prozent von Crystal Palace. An dem Premier-League-Klub, der gerade erst Eintracht Frankfurts Titeltrainer Oliver Glasner unter Vertrag genommen hat, ist auch David Blitzer beteiligt. Der, neben anderen Investitionen, über die Bolt Football Holdings wiederum mittelbar Großaktionär beim FC Augsburg ist. Was Blitzers Geschäftspartner von den Finanzregeln der Verbände hält, verdeutlichte er auch in London. Da soll Textor das Wort "Betrug" im Sinne eines Etikettenschwindels in den Mund genommen haben.

Wie das dann so laufen kann mit Blick auf Finanzregeln zeigten Textors Klubs im vergangenen Sommer. Da nämlich langte Molenbeek, gerade erst in Belgiens erste Liga aufgestiegen, ziemlich tief in die Tasche im Rennen um das ghanaische Toptalent Ernest Nuamah. 25 Millionen Euro zahlte RWD an den FC Nordsjaelland für den 20-Jährigen und verlieh ihn einen Tag nach dem Transfer an Olympique Lyon - den Klub, der ebenso zu Textors Portfolio gehört.

Infantino und Textor wie Brüder im Geiste

Gegen die Franzosen aber ermittelte damals die französische Finanzkontrollbehörde, nach einer Restrukturierung der rund 320 Millionen Euro hohen Schulden genehmigte die Behörde im Dezember 2023 ein erhöhtes Budget für den Ligue-Un-Klub. Der übrigens auch über eine Kaufoption für Nuanmah im nächsten Sommer verfügt. Vieles spricht für eine Umgehung der Finanzregeln im Textor-Konglomerat, für eine lediglich zeitlich verschobene Investition. Einigermaßen kurios, dass mittlerweile die FIFA den Nuanmah-Transfer untersucht, schließlich wirken deren Boss Infantino und Textor wie Brüder im Geiste.

Benni Hofmann