2. Bundesliga

Stuttgart: Was braucht der VfB-Spieler im Jahr 2024?

Stuttgarts NLZ-Chef Krücken präsentiert Vier-Säulen-Modell

Was braucht der VfB-Spieler im Jahr 2024?

Die Infrastruktur ist bereits vorhanden: Der VfB hofft wieder auf Spieler aus dem NLZ.

Die Infrastruktur ist bereits vorhanden: Der VfB hofft wieder auf Spieler aus dem NLZ. imago images

Ausgerechnet im brisanten Derby gegen den Karlsruher SC durfte U-19-Profi Lilian Egloff am vergangenen Sonntag zum ersten Mal Zweitliga-Luft schnuppern - wenn auch nur von der Ersatzbank aus. Der 17-jährige Mittelfeldspieler stand beim 3:0-Heimsieg des VfB Stuttgart erstmals im Profikader der Schwaben. "Gegen den KSC hat er sich das erste Mal belohnt mit einem Kaderplatz", sagt Sportdirektor Sven Mislintat. Und der ehemalige NLZ-Chef und mittlerweile zum Vorstandsboss aufgestiegene Thomas Hitzlsperger meint mit Blick auf die Nachwuchsarbeit bei den Schwaben: "Wir brauchen diese Positiv-Beispiele."

Wenn mit der Schule alles geregelt ist, wird Egloff auch im Januar mit der Profimannschaft ins Wintertrainingslager fahren. "Er wird früher oder später vollwertiges Mitglied dieses Teams sein", so Mislintat. Für den komplizierten Weg vom Nachwuchsbereich in die erste Mannschaft sind beim VfB seit diesem Sommer gleichberechtigt Thomas Krücken (42) und Rainer Mutschler (60) verantwortlich. Während sich der ehemalige VfB-Marketingchef Mutschler vorrangig um administrative Aufgaben kümmert, liegen die eigentlichen Ausbildungsinhalte im Verantwortungsbereich des gelernten Fußballlehrers Krücken.

Sein Credo: "Spieler zu entwickeln, ist meine Berufung"

Der gebürtige Neusser war in der Vergangenheit schon in den Nachwuchsabteilungen des 1. FC Köln, von Manchester City und Hertha BSC tätig. Zuletzt arbeitete er im NLZ des 1. FSV Mainz 05. Beim VfB verantwortet er nun die Kicker von der U 11 bis hoch zur U 21. Sein Credo: "Spieler zu entwickeln, ist meine Berufung." Und dafür hat er nun beim VfB ein neues Vier-Säulen-Modell eingeführt.

Das sind die vier Säulen

Über allem steht für ihn dabei die Frage: Was braucht der VfB-Spieler im Jahr 2024? Das neue Konzept fokussiert sich auf die Bereiche "Erziehung und Bildung", "Training und Wettkampf", "Leadership und Coaching" sowie "Scouting und Analyse". Ein Schlüsselbegriff für die Talentförderung ist dabei das sogenannte "Potenzial-Training". 50 Prozent der Trainingseinheiten werden inzwischen als individuelles Training betrachtet. Das bedeutet konkret, dass dreimal pro Woche an der Mercedesstraße um 11 Uhr mit 70 Spielern und bis zu 20 Jugendtrainern gearbeitet wird.

Wir müssen wieder Entscheider entwickeln.

Die Zielvorgabe an die künftigen Kimmichs, Khediras und Werners

Um die Idee hinter seinem Konzept zu verdeutlichen, bemüht Krücken das Bild einer Gießkanne, die über einem Kader ausgegossen wird. "Dann werden immer ein paar Tropfen jeden Spieler treffen und jeder wächst irgendwie ein bisschen. Aber: Jedes Talent hat unterschiedliche Potenziale und muss individuell gefördert werden." Die Zielvorgabe an die künftigen Kimmichs, Khediras und Werners: "Wir müssen wieder Entscheider entwickeln."

Auch im Hinblick auf das Scouting und die Konkurrenzsituation im Jugendbereich sieht Krücken noch Verbesserungsmöglichkeiten. Über ein gutes Netzwerke und starke Partner will er das Talent-Potenzial der Region Stuttgart "maximal ausschöpfen" - und so die schwäbische Kaderschmiede wieder zu einer der Top-Adressen in Deutschland machen.

Danny Galm