Bundesliga

Was war und ist mit Leroy Sané los?

Bayerns Trainerteam sucht nach einem neuen Ansatz

Was war und ist mit Leroy Sané los?

Muss sein Potenzial eigentlich nur ausschöpfen: Leroy Sané.

Muss sein Potenzial eigentlich nur ausschöpfen: Leroy Sané. IMAGO/Imagebroker

Es hatte nicht gut angefangen für ihn. Direkt im ersten Heimspiel der Saison, dem 3:2 gegen Köln, pfiffen die Fans ihn aus. Den eigenen Spieler: Leroy Sané. "Natürlich lässt einen das nicht kalt", sagte er später im kicker-Interview: "In diesem Moment war ich sauer, aber auf mich und meine Leistung. Nicht auf die Fans. Ich kann die Fans verstehen. Sie erwarten Leistung. Wenn die nicht stimmt, sind sie sauer, das ist klar."

Und die Auftritte des Flügelflitzers waren eben nicht besonders gut. Doch Sané hatte sich gefangen, in den Wochen darauf Tore und Assists beigesteuert. Wenngleich nicht immer wichtige oder entscheidende. Aber der 26-Jährige schien sich akklimatisiert zu haben in München, meinte er auch selbst, als er sagte: "Ja, ich bin zu hundert Prozent angekommen." Das dachten auch die Verantwortlichen an der Säbener Straße, nachdem er in der Hinserie zehn Scorerpunkte in der Liga und - starke - acht in der Gruppenphase der Champions League gesammelt hatte.

Die vielen Gespräche mit Sané brachten keinen Aufschluss

Nach wenigen Wochen in der Rückrunde, zwei Assists in Köln und einem Treffer in Berlin, aber änderte sich so einiges. Sané war wie ausgewechselt. Die Körpersprache stimmte genauso wenig wie seine Leistungen. Das Selbstbewusstsein war auf einmal dahin - und das Trainerteam völlig ratlos. Cheftrainer Julian Nagelsmann, der für Sané auf der Zehn neben Thomas Müller noch eine Extra-Position geschaffen hat, betonte im Frühjahr, dass er auch nicht wisse, was mit dem Nationalspieler los sei und er keine Erklärung für den Negativtrend habe. Die vielen Gespräche, die nicht nur Nagelsmann mit Sané geführt hat, brachten keinen Aufschluss. Bis heute noch nicht.

Es gibt einen neuen Ansatz für die kommende Saison

Bundestrainer Hansi Flick (l) spricht mit Leroy Sane während des Trainings.

Bundestrainer Hansi Flick (li.) spricht mit Leroy Sane während des Trainings. picture alliance/dpa

Ein Ansatz für die kommende Saison, ein psychologischer, soll sein, so erfuhr der kicker, dem Spieler mehr Ruhe zu gestatten, ihn so sein zu lassen, wie er ist. Keinen Druck aufbauen, die Erwartungen zurückschrauben, ihm Freiheiten geben. Die vielen Unterhaltungen mit ihm könnten, so heißt es intern, eher kontraproduktiv gewesen sein. Jetzt versucht Hansi Flick, sein Ex-Coach und Nationaltrainer, den zweifelsfrei hochbegabten Sané etwas aufzupäppeln.

Sané wollte die Rolle des Messias nicht - sie wurde ihm zugeteilt

Das Problem jedoch ist: Die Bayern-Bosse hatten Sané bei dessen 49 Millionen Euro teuren Verpflichtung einst angekündigt, als käme ein Profi aus Manchester, der in München über die Isar spaziert und, auf der anderen Seite angekommen, aus einem Glas Flusswasser ein feines Glas Bordeaux machen wird. Doch diese Rolle des Messias wollte Sané nie haben, sie wurde ihm zugeteilt. Auch den gewissen Superstar-Faktor sollte er in den Klub mitbringen. Dabei sieht er sich selbst ganz anders. "Es ist nicht so, dass ich als Glamourfigur gesehen werden möchte", sagte Sané, der rückblickend auf seine zwei Bayern-Jahre weder dem einen noch dem anderen entsprach. Kein fußballerischer Jesus, kein Hollywood-Star.

Der letzte Scorerpunkt gelang Sané am 26. Februar

Bei seinen 32 Liga-Einsätzen für die Bayern kam er zehnmal von der Bank, wurde 14-mal ausgewechselt, erzielte sieben Tore und bereitete sieben weitere vor. In den letzten vier Saisonspielen war Sané nur Einwechselspieler, seinen letzten Scorerpunkt in der Liga verbuchte er bei seinem Siegtor zum 1:0 in Frankfurt.

Das war am 26. Februar. Lange ist's her. Dabei brächte er ja so unheimlich viel Potenzial mit, eine grandiose Veranlagung, eine tolle Technik, Tempo, Dribbelstärke und einen guten Abschluss. Aber er muss seine Qualitäten eben auch abrufen. Das steht unter dem Strich nach dieser Saison und ganz oben auf der Liste für die kommende. Die Frage ist nur: Wie? Nach der Antwort suchen sowohl der Spieler als auch das Trainerteam.

Georg Holzner

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