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Frauen-Bundesliga: Was Oberdorfs Wechsel für Bayern bedeutet

Zwei Systemwechsel könnten sich anbahnen

Was der Oberdorf-Wechsel bedeutet - für Bayern und für Wolfsburg

Ab Sommer Kolleginnen: Franziska Kett (2. v. li.) und Lena Oberdorf (re.).

Ab Sommer Kolleginnen: Franziska Kett (2. v. li.) und Lena Oberdorf (re.). IMAGO/sportworld

Am Freitag erklärte sich Lena Oberdorf bei Instagram. "Ich habe die Möglichkeit, in München nun den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen und kann dabei trotzdem weiterhin in der Nähe meiner Familie und Freunde sein. Die Vision für die nächsten Jahre hat mich überzeugt, in München zu unterschreiben", postete sie auf ihrem Kanal.

Was genau sie mit dieser Vision meint, ließ sie offen. Klar ist hingegen: Eine offensivere Rolle, das hat Bayern-Trainer Alexander Straus durchblicken lassen, ist für Oberdorf beim FC Bayern vorgesehen. Dieser Plan überrascht zunächst: Definiert sich die Nationalspielerin nicht vor allem über Zweikampfstärke und Aufbauspiel?

Weiter vorn als im defensiven Mittelfeld hat die 22-Jährige nie auf Profi-Niveau gespielt, vielmehr begann sie ihre Karriere in der Nationalelf sogar als Innenverteidigerin. Angesichts dessen sind 27 Tore in 99 Bundesligaspielen eine starke Quote. In der laufenden Saison steht sie bei drei Treffern aus neun Einsätzen, womit Oberdorf geteilte drittbeste Schützin der Wölfinnen ist - und das als Abräumerin.

Oberdorfs Tore fielen aus dem Spiel heraus

Denn zu betonen wäre: All diese drei Tore fielen keineswegs nach Standards, sondern aus dem Spiel hinaus. Gegen Leverkusen vollendete sie aus fünf Metern, in Frankfurt und München traf sie aus der zweiten Reihe. Potenzial im Spiel nach vorn ist also offenkundig vorhanden.

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Nur: Wo soll die gebürtige Gevelsbergerin spielen? Straus setzt konstant auf ein 4-2-3-1-System, in dem die beiden Sechser-Positionen an Dauerbrennerin Georgia Stanway und Sarah Zadrazil vergeben sind. Dahinter kommt die schottische Nationalspielerin Samantha Kerr auf sehr wenig Einsatzzeit. Sie wird sich nun wohl erst recht hinterfragen, ob das ab Sommer besser wird.

Stanway kann ab Sommer offensiver wirken

Auf der Zehn läuft - wenn fit - zumeist Pernille Harder auf, an deren Status nicht gerüttelt werden dürfte. Und dann gäbe es ja noch Sydney Lohmann. Der Vertrag des Publikumslieblings läuft im Sommer aus, beiderseitiges Interesse aus und an England sowie Spanien wird seit geraumer Zeit kolportiert.

Lohmanns Idealposition, die Acht als Box-to-box-Spielerin, gibt es im System von Straus nicht, weswegen die 23-Jährige im Mittelfeld hin- und hergeschoben wird, und teils auch auf die Bank. Pikant wäre es, falls die Bayern Lohmann tatsächlich ablösefrei ziehen lassen und dann gleichzeitig das System für Oberdorf umbauen. Ein 4-3-3 mit einer Sechs (Zadrazil) und zwei Achtern (Oberdorf, Stanway) böte sich schließlich an.

Zumal Stanway sich in dieser Rolle bestens wohlfühlt, wie sie bei der Heim-EM 2022 zeigte: Als Schlüsselspielerin auf der Acht holte sie mit den Lionesses damals den Titel. Und nicht zuletzt könnte die Engländerin dann auch ihre Abschlussqualitäten verstärkt einbringen. Nicht von ungefähr verließ Stanway Manchester City im Sommer 2022 als Rekord-Torjägerin des Klubs.

Minge dürfte nicht der Oberdorf-Ersatz sein

Und wie geht es in Wolfsburg weiter? Zwar haben die Abonnement-Pokalsiegerinnen ihrerseits mit Janina Minge eine Spielerin für Oberdorfs Position verpflichtet, doch die 24-Jährige ist ein etwas anderer Spielerinnentyp: weniger zweikampfstark, dafür laufstärker und filigraner.

Zwar muss Minge zurzeit in Freiburg wegen suboptimaler Kaderplanung in der Innenverteidigung aushelfen, ihre Stärken liegen aber - etwas ähnlich wie die von Lohmann - eigentlich anders gelagert: nämlich zwischen beiden Strafräumen und mit einer ausgewiesenen Torgefährlichkeit.

Die Chance für die Doppelspitze Popp/Pajor?

Beim VfL, der personell im Sommer wohl nochmal nachlegen wird, stehen fürs zentrale defensive Mittelfeld Lena Lattwein, Kristin Demann und Chantal Hagel zur Verfügung. Letztere beiden müssen aber erst noch zeigen, dass sie als Leistungsträgerinnen vorangehen können.

Auch hier wäre eine Systemanpassung für Tommy Stroot denkbar: Um seine beiden Top-Stürmerinnen Alexandra Popp und Ewa Pajor endlich gemeinsam auf deren zentraler Lieblingsposition aufzubieten, wäre statt des 4-3-3 ein 4-4-2 ohne Oberdorf möglich. Popp könnte dann etwas hängend agieren. Eine echte Zehn besitzt der VfL seit dem Abgang von Jill Roord nach Manchester ohnehin nicht mehr.

pab

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