In der Kabine, sagte Josip Stanisic nach dem 4:0-Halbfinalsieg gegen Zweitligist Düsseldorf, habe es eigentlich ausgesehen wie immer. "Es gab nicht die große Feier. Wir könnten natürlich feiern", erklärte er und stellte zumindest "ein, zwei Bier" in Aussicht, "wir wissen aber, dass wir am Samstag ein Spiel haben, in dem wir bestmöglich abschneiden wollen".
Bei Union Berlin wird die Werkself daran arbeiten, den nächsten Schritt in Richtung Meisterschaft zu machen. Üppige 13 Punkte Vorsprung hat sie bekanntlich auf den Tabellenzweiten FC Bayern, braucht nur noch drei Siege, um aus eigener Kraft den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu holen. Dementsprechend sagte Stanisic: "Es müsste schon sehr viel falschlaufen, damit wir am Ende nicht Meister werden." Dennoch schaue Bayer weiterhin nur "von Spiel zu Spiel". Die Glückwünsche, die schon eingetrudelt seien, "sind zwar schön, sie sind aber erst gerechtfertigt, wenn es wirklich soweit ist".
Stanisic lobt die Entwicklung von Bayer
Großen Optimismus besitzt Leverkusen durchaus, Übermut allerdings ist der Werkself bislang fremd. Das war auch gegen die letztlich chancenlose Fortuna ersichtlich. "Wir sind mit der Intensität und der Intention ins Spiel gegangen, dass wir alles geben und die Partie schnell zumachen wollen", sagte Stanisic. Und Bayer ließ diesem Plan Taten folgen, führte nach 35 Minuten bereits mit 3:0.
Macht sich also Wehmut breit, diese Mannschaft, die sich "brutal weiterentwickelt" habe (Stanisic), alsbald zu verlassen? So wird der Defensivmann nach seiner einjährigen Leihe in diesem Sommer doch höchstwahrscheinlich zum FC Bayern zurückkehren. Stanisic verneinte, nein, Wehmut verspüre er nicht. "Ich denke auch gar nicht daran, ich bin jetzt hier, und bis das letzte Spiel gespielt ist, denke ich an nichts anderes." Wobei das wohl nur die halbe Wahrheit ist. Denn in einer Sache ließ er durchaus anklingen, etwas Wehmut und Bedauern zu empfinden.
Stanisic blickt zwiegespalten auf den Xabi-Alonso-Verbleib
Dass Bayers Erfolgstrainer Xabi Alonso unlängst bestätigte, über diese Saison hinaus ein Teil der Werkself zu bleiben und nicht zu einem absoluten internationalen Großklub wie Stanisics Stammverein FC Bayern zu wechseln, sieht der 24-Jährige nämlich eher zwiegespalten. "Mich freut es, dass er hier glücklich ist." Für ihn selbst allerdings sei es "natürlich ein bisschen schade. Ich habe mir vielleicht einen anderen Ausgang gewünscht". Vorerst wird es schließlich zu keiner Zusammenkunft mit Xabi Alonso in München kommen, wenngleich sich Stanisic seine eigene Zukunft noch offenhielt: "Mal schauen, man weiß ja nie, was im Sommer passiert."
Xabi Alonso hatte ihm in der Hinserie noch weniger Einsatzzeiten gegeben, "da war ich auch oft unzufrieden", erläuterte Stanisic. Weil einige Afrika-Cup-Fahrer zwischenzeitlich unterwegs waren, kam er in diesem Jahr allerdings zu deutlich mehr Spielminuten und machte seine Sache zumeist überzeugend - mal in der Dreierkette, mal in der Viererkette, mal auf der rechten Schienenposition.
Stanisic hat mit Bayer noch viel vor
Die Leihe nach Leverkusen sei dementsprechend "der richtige Schritt" gewesen, urteilte Stanisic am Mittwochabend. Und jetzt sei es umso schöner, "dass ich zwar nicht bei Bayern bin, aber trotzdem Meister werden und den Pokal mitnehmen kann". Darüber hinaus sei in der Europa League ja "noch einiges drin" - im Viertelfinale trifft Bayer auf West Ham United. Auf die große Party nach dem DFB-Pokal-Finaleinzug konnte die Werkself da guten Gewissens verzichten. Sie hat noch viel vor. Und beste Chancen, schlussendlich nicht nur mit Kaltgetränken, sondern auch mit Titeln eine große Feier zu begehen.