Bundesliga

Warum Stanisic für Bayer Leverkusen nicht zu halten ist

Der psychologische Aspekt um die Zukunft der Münchner Leihgabe

Warum Stanisic für Bayer nicht zu halten ist

Kann mit Bayer 04 das Triple holen: Josip Stanisic.

Kann mit Bayer 04 das Triple holen: Josip Stanisic. Getty Images

Wenigstens eine Sache haben sie in München im Sommer in der Personalie Josip Stanisic nicht falsch gemacht. Den Abwehrspieler zu verleihen, war angesichts des kurz darauf folgenden Verkaufs von Benjamin Pavard zu Inter Mailand schon grundsätzlich ein Fehler, weil die Münchner fortan einen Mangel an Rechtsverteidigern hatten.

Den kroatischen Nationalspieler ausgerechnet an Bayer 04 Leverkusen abzugeben und damit den im Endeffekt härtesten Titelkonkurrenten zu stärken, verschärfte die Tragweite dieser Fehlentscheidung nochmal deutlich. Und das nicht nur, weil der 24-Jährige beim 3:0-Sieg der Werkself gegen den Rekordmeister Anfang Februar, der die Weichen für Bayer 04 Richtung Meisterschaft stellte, das Spiel seines Lebens machte und den Führungstreffer erzielte.

Die Entwicklung Stanisics in Leverkusen hat in diesem Kalenderjahr richtig Fahrt aufgenommen. Stand der Rechtsfuß bis Weihnachten in der Bundesliga nur zweimal in Bayers Startelf, so durfte er 2024 bereits neunmal beginnen. Der sowohl als Außen- wie Innenverteidiger einsetzbare Akteur hatte zuletzt gegenüber dem im ersten Halbjahr der Saison herausragenden Odilon Kossounou die Nase vorne.

Keine Kaufoption

Stanisic präsentiert sich so gut, dass Leverkusen den Abwehrspieler gerne halten würde. Allerdings - und da haben die Münchner im Sommer keinen Fehler gemacht - verfügt der Tabellenführer und designierte Meister nicht über eine Kaufoption. Das Heft des Handelns haben im Sommer also die Münchner in der Hand.

Doch die fehlende Kaufoption macht einen Verbleib Stanisics bei Bayer 04 quasi unmöglich. Steckt hinter dieser Personalie doch seit dem Sommer auch eine psychologische Komponente. So schafften es die Münchner damals nicht, einen Ersatz für die Rechtsverteidigerposition zu verpflichten. Und im Winter zahlten sie überzogene 30 Millionen (plus Boni) für Sacha Boey an Galatsaray Istanbul. Überzeugen konnte der Franzose in seinen ersten Einsätzen nicht, ehe er sich schwer verletzte. Inzwischen füllt Nationalspieler Joshua Kimmich die Lücke rechts hinten zwar gut, doch die Zukunft Kimmichs, der bevorzugt im Mittelfeld spielt, über das Saisonende gilt als offen. Rundum: Eine fixe Lösung mit einem Top-Rechtsverteidiger für die kommende Spielzeit haben die Bayern derzeit nicht sicher.

Dass die Münchner den aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Stanisic dauerhaft nach Leverkusen abgeben, ist also fast ausgeschlossen. Denn den Fehler aus dem Sommer 2023 werden sie in München nicht wiederholen wollen. Schon gar nicht für marktwertgerechte 15 Millionen Euro Ablöse, die für Bayer 04 eine realistische Zahl sein könnten, um Stanisic zu halten, mit dem der Bayer-Kader auch in der Breite gut aufgestellt ist.

Chance durch Trainerwechsel in München?

Doch selbst bei einem deutlich höheren Gebot deutlich jenseits der 20-Millionen-Marke, das es aus Leverkusen nicht geben würde, wäre für die Münchner ein Verkauf von Stanisic nach Leverkusen eine knifflige Angelegenheit. Weshalb die Zukunft des Kroaten nicht bei Bayer 04 liegen dürfte.

Ein Hintertürchen könnte sich gegen Ende der Transferperiode nur unter diversen Voraussetzungen noch öffnen: Dafür müssten die Bayern einen Trainer verpflichten, bei dem sich während der Vorbereitung herausstellt, dass er wie Thomas Tuchel nicht auf Stanisic setzt. Zudem müssten die Münchner auf der Rechtsverteidigerposition in der Spitze und der Breite auch ohne den Kroaten gut aufgestellt sein. Und darüber hinaus müsste bei Bayer 04 auch zu diesem eher späten Zeitpunkt noch ein Kaderplatz für Stanisic offen sein.

Viele Konjunktive. Und selbst wenn diese verschwänden, bliebe die Frage, ob sich die Bayern es wirklich nochmal leisten würden, Bayer 04 und damit einen direkten Titelkonkurrenten zu stärken.

Stephan von Nocks