Bundesliga

Warum Seoane das Experiment mit Kossounou abbrach

Leverkusens Innenverteidiger überzeugt auf der rechten Seite

Warum Seoane das Experiment mit Kossounou abbrach

Dirigierte seine Abwehrkette neu: Leverkusens Coach Gerardo Seoane.

Dirigierte seine Abwehrkette neu: Leverkusens Coach Gerardo Seoane. IMAGO/Christian Schroedter

So enthusiastisch wurde in dieser Saison wohl noch kein Torschütze von Bayer 04 gefeiert: Doch egal, ob Mitspieler oder Trainerteam, alle flippten nach dem späten Führungstreffer von Paulinho beim 2:0-Erfolg in Wolfsburg aus. Kein Wunder, hatte der erst in der 81. Minute eingewechselte Brasilianer, der auch noch den Treffer zum Endstand erzielte, doch zuletzt einige Großchancen versemmelt.

Umso gewaltiger eruptierte die Begeisterung über den Angreifer, der seine Qualitäten immer wieder im Training präsentiert hatte, als dieser seine Durstrecke von über zwei Jahren ohne Torerfolg beendete.  "Die ganze Mannschaft freut sich für ihn. Wir haben ihn ermutigt, immer wieder in den Abschluss zugehen, nicht zu zögern, die nötige Entschlossenheit zu zeigen. Das hat er beim 1:0 getan", bewertete Trainer Gerardo Seoane den Sololauf des Technikers, der die vergangene Saison fast komplett wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hatte, und fügte beim Blick auf das 2:0 mit einem Augenzwinkern an: "und von seiner Kopfballstärke wussten wir noch nichts."

Von seiner Kopfballstärke wussten wir noch nichts.

Gerardo Seoane

Paulinho sorgte somit dafür, dass Bayer nicht im dritten Pflichtspiel in Serie vorne zu Null spielte. "Es hätte mich gewundert, wenn wir drei Spiele ohne eigenes Tor geblieben wären", erklärte Kapitän Lukas Hradecky, um aber sogleich einzugestehen, dass Bayers Leistung nicht das Gelbe vom Ei darstellte: "Souverän war es nicht, aber es waren trotzdem drei wichtige Punkte."

Sieger im CL-Rennen - Kämpferisch zu Sieg

Durch die Bayer zum Sieger des Spieltags im Rennen um die Champions-League-Plätze wurde. Drei Punkte beträgt nun das Polster auf Rang fünf. Bayer 04 hat eine Rolle, die die Werkself in Wolfsburg zumindest von der Einstellung her gut annahm. "Wenn man gejagt wird - und wir wollen ja in die Champions League - dann musst du dagegenhalten. Und heute haben wir gezeigt, dass wir nicht nur fußballerisch, sondern auch kämpferisch da waren", konstatierte der Torhüter, "das war der Schlüssel zum Sieg."

Einen anderen wichtigen Baustein hatte Seoane bereits vor der Partie setzen müssen: Nachdem Bayer bei der Derby-Niederlage gegen Köln neben Florian Wirtz (Kreuzbandriss) auch Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong (Syndesmoseriss) bis zum Saisonende verloren hatte, muss die Werkself auch wochenlang auf den zweiten und letzten Rechtsverteidiger Timothy Fosu-Mensah verzichten, der sich bei Europa-League-Aus gegen Bergamo eine Sehnenverletzung im Oberschenkel zugezogen hat.

Die Sowohl-als-auch-Lösung mit Kossounou

Die Frage, ob er nun Innenverteidiger Odilon Kossounou rechts in einer Dreier- oder Viererkette als Lösung nominierte, beantworte Seoane mit sowohl als auch: So verteidigte Bayer vor der Pause in einem 3-4-3 bzw. 5-2-3 mit Karim Bellarabi als rechten Schienenspieler. In Ballbesitz aber schob Kossounou als rechter von drei Innenverteidigern ganz nach rechts raus und Bellarabi als Rechtsaußen nach vorne, so dass sich ein im Offensiv-Zentrum sehr variables 4-2-3-1 ergab.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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In der ungewohnten Rolle als Außenverteidiger, die Kossounou in dieser Saison einzig beim 2:2 gegen Hoffenheim vom Anpfiff weg eingenommen hatte, wusste der Ivorer durchaus zu überzeugen. Sehr aufmerksam und zweikampfstark, aber auch mit Ruhe am Ball und guten Pässen nach vorne deutete er an, dass er den Part rechts außen in der Abwehrkette durchaus gut ausfüllen kann.

Kruse und Wind entziehen sich der Bewachung

"Das Experiment mit Karim und Odilon hat in der ersten Hälfte phasenweise gut geklappt. Wir konnten so eine Fünferkette bilden, um mehr Leute auf der letzten Linie zu haben. Aber wir haben das zur Halbzeit geändert, weil Kruse wie auch Wind (die nur nominell als Außenstürmer fungierten, Anm. d. Red.) sich extrem ins Mittelfeld haben fallen lassen und wir nicht mit fünf Spielern auf einer Linie stehen wollten, die nichts zu tun haben", urteilte Seoane, "in der zweiten Hälfte hat Odilon sich dann auch wohler gefühlt mit einer klaren Aufgabe zu verteidigen."

Wie sich Kossounou von Frimpong unterscheidet

Agiert Kossounou auch künftig als Rechtsverteidiger so abgeklärt wie in den 90 Minuten in Wolfsburg, dürfte sein Trainer zumindest was die Defensivstärke und den Spielaufbau betrifft, keine großen Probleme auf dieser Position bekommen. Auch wenn der 1,90-Meter-Mann die Rolle in der Offensive natürlich nicht so wie der nur 1,75 Meter große, wendige und extrem antrittsschnelle Flügelflitzer Frimpong interpretieren kann.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen